Ein präziser Kampf gegen einen imaginären Gegner

Erstellt von Karin Steiner |
Zurück

Karate ist seine Welt. Mit seinen 20 Jahren hat Yuki Ujihara schon unzählige Medaillen erkämpft. Nach der Matura wird der Wollishofer im Herbst die Spitzensport-RS in Magglingen absolvieren.

Mit vollbepacktem Rucksack erscheint Yuki Ujihara zum Interview. «Ich bin auf dem Weg nach Baden, wo ich trainiere», erklärt er. Und das, obwohl am nächsten Tag eine schriftliche Maturaprüfung ansteht. Tägliches Training ist für den 20-Jährigen nicht ein Muss, sondern vor allem eine grosse Leidenschaft. Und diese Passion und Ausdauer haben in den letzten Jahren reichhaltige Früchte gebracht. So ist Yuki Ujihara Schweizer Meister in allen Alterskategorien, zweifacher Vizeeuropameister bei den Junioren und figuriert im Weltranking auf Rang 20. In Kroatien gewann er mit dem 3. Platz seine erste EM-Elite-Einzelmedaille und in ­Lissabon hat er an einem Karate-Worldcup-Turnier in der Premier League die Silbermedaille geholt. «Ich habe sogar die Weltnummer 3 geschlagen. Das Niveau ist schon ganz anderes in der Erwachsenen-Liga», erzählt er. «Da trifft man auf die Besten der Welt.» Dass er die Qualifikation für die Olympiade 2021 in Tokyo mit dem 5. Rang ganz knapp verpasst habe, mache ihn etwas traurig. «Aber es ist mein ganz grosses Ziel, einmal an einer Olympiade dabei sein zu können.»

Später Karriereeinstieg

Yuki Ujiharas Disziplin ist Kata. «Beim Karate gibt es zwei Disziplinen», erklärt er. «Beim Kumite kämpft man gegeneinander mit wenig Körperkontakt, bei meiner Disziplin Kata kämpft man gegen einen imaginären Gegner. Es ist ein bisschen wie Tanzen, dabei werden Kraft, Schnelligkeit, Ausdruck und Dynamik bewertet. Es geht auch darum, die alte japanische Tradition zu vermitteln. Kata ist jedoch auch im Kampf anwendbar.»

Zum Karate ist Yuki Ujihara erst im Alter von zehn Jahren gekommen. «Das ist ziemlich spät. Anfangs war ich im Nachteil denen gegenüber, die schon viel früher angefangen haben.» Doch je mehr Erfolge sich einstellten, umso mehr begeisterte er sich für diesen Sport. Nach der Primarschule war er schon so erfolgreich, dass er in die Kunst- und Sport-Sekundarschule in Oerlikon und anschliessend an das Kunst- und Sportgymnasium Rämibühl aufgenommen wurde, wo er jetzt die Matura abgeschlossen hat. Die Maturaarbeit hat er seinem Sport gewidmet. «Ich habe die Herkunft des Karate erforscht, das vor 600 Jahren auf einer ganz kleinen Insel in Japan entstanden ist, und die Veränderungen, die über die Jahrhunderte den Sport geprägt haben.

Japanische Wurzeln

Yuki Ujiharas Vater stammt aus Osaka in Japan, seine Mutter aus Italien. Sie hat viele Jahre in Japan gelebt und dort auch ihren künftigen Mann kennen gelernt. «Deshalb sprechen wir zu Hause Japanisch. Italienisch konnte ich nicht besonders gut, deshalb habe ich Italienisch im Gymi als Schwerpunktfach gewählt.» Zudem spricht er fliessend Englisch. «Das ist wichtig, denn an internationalen Anlässen wird immer Englisch gesprochen.»

Aufnahme in RS in Magglingen

Für dieses Jahr hat der junge Athlet, der bereits 2018 den Sportpreis der Stadt Zürich als bester Nachwuchssportler bekommen hat, noch grosse Pläne. «Ich bin als erster männlicher Karate-Sportler in die Spitzensport-RS in Magglingen aufgenommen worden. Dort gibt es nur 50 Plätze. Es warten 18 Wochen volles Training auf mich.» Die nächsten Wettkämpfe sind die U21-EM in Finnland und im November die WM in Dubai für Erwachsene. «Das ist ein Highlight, die Besten werden teilnehmen. Die Schweiz hat in der Disziplin Kata noch nie eine Medaille geholt.»