Ein Roboter feiert Theaterpremiere

Erstellt von Rahel Köppel |
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Mit dem Theaterprojekt «Die Igor-Show» wagt sich die Kantonsschule Freudenberg auf unbekanntes Terrain. Die Hauptrolle in diesem Stück übernimmt nicht etwa ein Mensch, sondern ein Butler-Roboter namens Igor.

Passend zur Einführung des neuen mathematisch-naturwissenschaftlichen Profils haben Schüler und Schülerinnen der Kantonsschule Freudenberg in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendprojekt Mint & Pepper der ETH Zürich ein Stück erarbeitet, in dem die Beziehung zwischen Mensch und Roboter im Zen­trum steht und welches zum Nachdenken anregt. Auch an der Programmierung des Butler-Roboters Igor waren Schüler beteiligt.

Um genau diesen Roboter geht es in dem Theater. Er soll an einen neuen Besitzer abgegeben werden. Igor, der angeblich ein Bewusstsein haben soll, ist vielseitig einsetzbar – als Butler, Lebensgefährte oder auch als WG-Genosse. Doch wie weit entwickelt ist er wirklich und wofür eignet er sich am besten? Der Roboter wird auf Herz und Schrauben geprüft, um dies zu beantworten. Er sammelt laufend ­Daten, während er auf der Bühne verschiedenen Charakteren begegnet. Diese Charaktere repräsentieren unterschiedliche Meinungen unserer Gesellschaft über das Thema künstliche Intelligenz. Kleine Roboter-Tanzeinlagen, einstudiert von einer Schülergruppe, garantieren eine abwechslungsreiche Vorstellung.

«Kein Science-Fiction-Film»

Haben Roboter moralische Gedanken? Können sie als Menschenersatz dienen? Was kann künstliche Intelligenz heutzutage? Diese und viele weitere Fragen gedenkt die Gruppe in ihrem Stück kritisch zu analysieren. Christian Renggli, Theaterpädagoge und Informatiklehrer sowie Leiter des Projekts, war es besonders wichtig, ein realistisches Bild des Themas wiederzugeben. «Wir möchten Roboter nicht wie in einem Science-Fiction-Film darstellen, in dem sie zu Monstern werden, sondern den Wissensstand der heutigen Forschung darlegen», so Renggli.

Eine weitere Besonderheit des Theaters besteht darin, dass das Publikum miteinbezogen wird. Während der Vorstellung können die Leute mit einem Abstimmungsklicker zum Beispiel live da­rüber entscheiden, wie sie in bestimmten Situationen agieren würden. Beim Einlass ins Theater wird man freiwillig gescannt und nach Alter und Geschlecht analysiert.

«Für uns ist Igor eher ein Hund»

Die Jugendlichen haben zu Beginn des Projekts Inputs zum Thema künstliche Intelligenz erhalten und sich damit auseinandergesetzt. «Wir haben zum Beispiel Gemälde gesehen, die Roboter gemalt haben. Das fand ich seltsam, Kunst ist doch etwas Menschliches», sagt Larissa.

Auf die Frage, ob sie denn Respekt vor ihrem aussergewöhnlichen Bühnenpartner hätten, lacht die Gruppe. «Wir haben eher Angst, dass er kaputtgeht», berichten sie. «Wir sehen ihn gar nicht als Person an, dafür kann er zu wenig. Es entstehen oft etwas peinliche Situationen, da er einem nicht antwortet und man quasi mit einer Wand spricht. Für uns ist Igor eher wie ein Hund.» Christian Renggli meint dazu: «Eine Schwierigkeit bei einem Roboter auf der Bühne ist sicher, dass er nicht improvisieren und die Energie der Theatergruppe nicht übernehmen kann.»

Voll im Probeendspurt, bevor das Stück am Montag, 16. Mai, Premiere feiert, sind die Schülerinnen und Schüler schon etwas nervös. Insbesondere, weil sie unter anderem vor ihren Klassenkameraden auftreten werden. «Aber wir können es auch kaum erwarten, ein solch interaktives Stück auf die Bühne zu bringen. Es ist eine Experience und wird sicher nicht langweilig!»


«Die Igor-Show», Aula Kantonsschule Freudenberg, Gutenbergstrasse 15. Öffentliche Vorführungen: 16. Mai, 20. Mai, 21. Mai, jeweils um 20 Uhr, 25 Franken. www.Igortheater.ch