Ein Schachgrossmeister zeigt sein Können

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Im Schachverein Wollishofen spielen Kinder und Erwachsene regelmässig Schach. Die Saison 2017 wurde mit einem Simultanturnier gegen den deutschen Grossmeister Michael Prusikin eröffnet.

«Wie viel Zeit habe ich für einen Zug?», fragt der jüngste Teilnehmer an einem Schachsimultanturnier im ABZ-Genossenschaftslokal an der Moosstrasse in Wollishofen. Dort spielen an jedem Donnerstagabend Kinder und Erwachsene Schach.
Heute sind sowohl junge als auch ältere Spieler erschienen, um gleichzeitig gegen den deutschen Grossmeister Michael Prusikin anzutreten. Der Vereinspräsident Georg Kradolfer erklärt dem jungen Mann, dass der Simultanspieler üblicherweise von einem Brett zum nächsten geht, bevor er dort nach kurzem Nachdenken seinen nächsten Zug ausführt. Seine Bedenkzeit liegt in seinem Ermessen. Nach der Durchführung seines Zuges am letzten Brett geht er wieder zurück zum ersten und setzt dort sein Spiel fort. Da jeder Simultangegner beim Erscheinen des Si-multanspielers ziehen muss, hat jeder Simultangegner somit für einen Zug genau so lange Bedenkzeit, wie der Simultanspieler für eine Runde über alle Bretter benötigt.

Grossmeister Michael Prusikin
Michael Prusikin ist kein unbeschriebenes Blatt in der schweizerischen und internationalen Schachszene. Der 39-jährige gebürtige Ukrainer ist seit dem Jahr 2004 Schachgrossmeister. Er erreichte den Titel durch Erfolge an verschiedenen internationalen Grossmeisterturnieren und durch Wettkämpfe in der deutschen Bundesliga. In der Schweiz wurde er vor allem durch seinen Sieg am Young-Masters-Turnier in Zug bekannt. Michael ist seit 2004 Schachprofi und verdient somit seinen Lebensunterhalt durch Turnierteilnahmen und als Schachtrainer. Besonders stolz ist er auf die Auszeichnung «Trainer des Jahres 2012», die er für seine hervorragende Trainerarbeit vom Deutschen Schachbund erhielt.
Im Turnier an diesem Abend im Wollishofer Vereinslokal waren alle Simultanteilnehmer gegen Michael chancenlos. Aufgrund der deutlichen Stärkeunterschiede gewann der Grossmeister alle Partien. Niemand seiner Gegner spielte unentschieden oder gewann. Aber da Michael nach dem Wettkampf jedem Gegner bereitwillig den spielentscheidenden Fehler erklärte, war es für alle ein gelungener, interessanter Schachabend. Michael Prusikin spielt seit dem Jahr 2002 in der 1. Mannschaft des Schachvereins Wollishofen. Durch seine Unterstützung konnte diese Mannschaft seit vielen Jahren in der höchsten Liga der jährlich stattfindenden schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft spielen und dort durchaus sehenswerte Erfolge erzielen.

Diese erfreuliche Leistung im schweizerischen Spitzenschach beruht jedoch nicht nur auf der Verpflichtung eines Grossmeisters durch Gönner des Vereins, sondern ist vor allem auf die Leistung eines homogenen Teams von hervorragenden Schachspielern zurückzuführen. Viele der eingesetzten Spieler lernten sich bereits früh an Jugendschachturnieren kennen oder wurden sogar in Wollishofen im Schachspiel ausgebildet. Um dieses erfolgreiche Konzept fortzuführen, fördert der Verein auch weiterhin intensiv das Schachspiel bei Kindern und Jugendlichen.

Der Schachverein Wollishofen bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihr Können im Schachspiel systematisch zu verbessern. Während Anfänger die Grundkonzepte des Schachs spielerisch erlernen, erhalten Fortgeschrittene einmal pro Woche Unterricht in einer mittelgrossen Gruppe. Darüber hinaus werden für besonders begabte Jugendliche individuelle Trainerstunden mit erfahrenen Spielern vermittelt.

Joachim Kambor leitet den Unterricht. Dieser wird in Form eines Schulschachkurses an der Schule Entlisberg angeboten bzw. jeden Donnerstagabend zwischen 18.30 und 19.30 Uhr im Spiellokal des Vereins an der Moosstrasse durchgeführt.

Schülerschachturnier

Damit alle schachbegeisterten Kinder an das Turnierschach herangeführt werden, organisiert der Schachverein Wollishofen jährlich ein offenes Schülerschachturnier für 6- bis 18-Jährige. Das letztjährige Turnier im Kirchengemeindehaus war mit 142 Teilnehmern ein grosser Erfolg und für viele Kinder ein unvergessliches Ereignis. Viele der Teilnehmenden träumten danach davon, einmal Schachweltmeister zu werden – oder aber zumindest ein Schachprofi wie Michael Prusikin. (Text: Wolfgang Schott / Foto: zvg.)