Ein «Superheld» mit Küsnachter Wurzeln

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Roger und Jelena Keller aus Küsnacht haben ein besonderes Kinderbuchprojekt lanciert: «Roger wird zum Superhelden» will schwer kranken Kindern Mut machen, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren und so ihre Krankheit zu besiegen.

Den Hintergrund des Buchprojekts bildet ein Stück von Roger Kellers eigener Biografie: 2008 erkrankte er an Morbus Wegener, einer seltenen immunologischen Krankheit, die unbehandelt zum Tod führt und auch nach erfolgreicher Therapie später wieder ausbrechen kann. Als Keller ins Spital kam, standen seine Überlebenschancen sehr schlecht. Doch er entkam dem Tod wie durch ein Wunder. Und nach über vier Jahren Spitaltherapien mit Blutwäschen, verschiedensten Chemos und Bestrahlungen galt er als geheilt. Bis heute erlitt Keller auch keinen Rückfall. Sein Leben jedoch hat er völlig umgekrempelt. Früher im Private Banking tätig, wollte er nach seiner Genesung nicht mehr dorthin zurück. «Es war nicht das, was mich zufrieden macht», meint der heute 40-Jährige.

Leben völlig umgekrempelt
Unendlich dankbar über sein wiedergewonnenes Leben, wollte er «einfach etwas zurückgeben». So schulte sich der ehemals leidenschaftliche Basketball-Sportler zum zertifizierten Athletik- und Motivationstrainer und begann, unter anderen auch Menschen zu coachen, die selber krank waren. Mit dem Ziel, sie körperlich fitter zu machen und innerlich wieder an sich selber glauben zu lassen. Seine besondere Aufmerksamkeit galt dabei bald auch schwer kranken Kindern – «jenen Patienten, die am meisten verloren sind». Im Gegensatz zu Erwachsenen hätten sie ja nicht die Möglichkeit, sich in ärztlichen Gesprächen oder im Internet über ihre Krankheit zu informieren, meint Roger Keller. Und seine Frau Jelena, eine Journalistin und Lehrerin, fügt an: «Sie liegen oft alleine im Spitalbett, wissen nicht, was mit ihnen passiert und warum sie – ausgerechnet sie – so schwer krank sind.»
So kamen die Kellers auf die Idee eines Kinderbuchs, aus dessen Lektüre junge Leser im Spitalbett Kraft für sich selbst gewinnen können: Die Figur Roger, der Superheld, war geboren. Und mit ihm die Geschichte eines Jungen, der mutig und selbstbestimmt gegen seine heimtückische Krankheit kämpft und sie schliesslich besiegt. «Mentale Stärke kann Berge versetzen», ist Roger Keller überzeugt. Die Geschichte des gleichnamigen Protagonisten ist zwar nicht seine eigene, er bringt aber eigene emotionale Erfahrungen während seiner langen Krankheit ins Buch ein.

«Das schaff ich auch»
Wie wichtig mentale Stärke für eine Gesundung ist, das werde schwer kranken Kindern bis heute viel zu wenig vermittelt, sagt Roger Keller. Dabei sei heute wissenschaftlich anerkannt, dass Patienten, die das Gefühl haben, sie könnten ihren Krankheitsverlauf selber mental positiv beeinflussen, auch die Therapien länger und besser ertragen. Buchprotagonist Roger könne schwer kranken Kindern und Jugendlichen dieses Gefühl vermitteln, sind die Kellers überzeugt. Wichtig ist den beiden Initianten deshalb: Die kleinen Patienten sollen das Buch wirklich besitzen können – nicht einfach im Spital ausleihen und wieder zurücklegen müssen. Sie sollen es überallhin mittragen, es jederzeit aufschlagen und sich von «Roger» motivieren lassen im Sinne von: «Der hats geschafft, und ich schaff das jetzt auch!»
Der kleine Held aus dem Buch gerate so zur Identifikationsfigur, zum Vorbild. Über ihn könnten Kinder etwa auch lernen, dass ärztlich verordnetes Essen, obwohl es ihnen nicht schmeckt, wichtig zum Genesen ist, dass auch Übelkeit und Schmerzen zu diesem Prozess dazugehören. Protagonist «Roger», so betont Jelena Keller, könne aber auch für Kinder ausserhalb des Spitals ein Vorbild sein. Für Kinder, die sich schwach und ausgeschlossen fühlen, gemobbt werden, wenig Selbstbewusstsein besitzen.

Kinder als Experten beigezogen
Roger und Jelena Keller haben bisher anderthalb Jahre an ihrem Comic- Projekt geschrieben. Unterstützt wurden sie von befreundeten Illustratoren und Comic-Experten. Mit fachlichem Rat zur Seite stand vor allem Markus Landolt, leitender Psychologe am Kinderspital Zürich. Er findet das Buchprojekt sehr unterstützenswert und bescheinigt schwarz auf weiss: Indem die Geschichte Identifikation mit einem Superhelden ermögliche, stärke sie auf kindgerechte Art und Weise das Vertrauen schwer kranker Kinder und Jugendlicher in die eigenen Kräfte und verleihe Hoffnung.
Als Experten hingezogen wurden aber auch Kinder aus der eigenen Umgebung. Schliesslich soll der Protagonist ja bei möglichst allen ankommen. Die Meinung der Kinder war den beiden Geschichtenschreibern so wichtig, dass sie die Figuren mehrfach angepasst haben oder sogar ganz neu zeichnen liessen. Die ersten sechs von geplanten 42 Seiten des Buchs sind inzwischen fertig gezeichnet und geschrieben. Roger und Jelena Keller wollen sie demnächst kleinen Patienten in den Kinderspitälern in Zürich und Bern vorlegen – um zu erfahren, wie sich kranke Kinder beim Lesen der Geschichte fühlen und ob sie gespannt sind, wie es mit Roger weitergeht. (mai.

«Roger» sucht noch Gönner und Sponsoren

Das Zeichnen und Schreiben ihres Kinderbuchs im Stil einer grafischen Novelle finanzieren Roger und Jelena Keller bisher aus der eigenen Tasche. Für den Druck der geplanten ersten 1000 Exemplare und das ganze Marketing sind sie aber auf Gönner und Sponsoren angewiesen – ob Stiftungen oder Private. «Roger wird zum Superhelden» soll vorerst auf Deutsch und Englisch erscheinen und Spitälern zu einem günstigen Preis angeboten werden. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich gerne an Jelena Keller wenden: jk@jelenakeller.com. Mehr Informationen gibts auch auf der Projektwebseite www.RogerSuperheld.com