Ein Urgestein verlässt den Zoo

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Nasenbär, Adler oder Kolibri: Robert Zingg wäre gerne gleich drei Tiere. Nach 26 Jahren im Zoo Zürich geht der Chefkurator jetzt in den Ruhestand.

Nicht nur für Zoodirektor Alex Rübel ist 2020 nach fast 30 Jahren Schluss. Auch ein zweites Urgestein verlässt den Zoo Zürich in Richtung Ruhestand. Chefkurator Robert Zingg hört nach 26 Jahren auf. Begonnen hatte er 1994 als Kurator für Säugetiere und Vögel. In einer Videobotschaft zum Abschied bezeichnete Direktor Alex Rübel seinen langjährigen Weggefährten liebevoll als das «zoologische Gewissen des Zoos».

Robert Zingg, Ihre letzten Arbeitswochen waren von der Corona-Krise geprägt. Wie haben Sie diese Zeit empfunden?
Der Zoo ist eine Institution für Besucher, wir wollen etwas vermitteln. Wir haben mit der Lewa-Savanne eben gerade eine spannende grosse Anlage fertiggestellt, die wir gerne vorstellen würden. Und wir arbeiten in einem grossen Team, tauschen rege Informationen aus, besprechen dies und jenes. Da ist ein geschlossener Zoo und Homeoffice nicht gerade das höchste der Gefühle. Trotz elektronischer Kommunikationsmittel ist das – vorerst – ein etwas «einsamer» Abschied vom Arbeitsplatz.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Zoo-Kurator?
Da gibt es viele schönste Erlebnisse! Aus dieser Fülle muss ich eines rauspicken: Da ist zum Beispiel der erste Ausflug eines jungen Brillenbären auf die Aussenanlage. Nachdem das Jungtier fast drei Monate verborgen in der Wurfhöhle verbracht hatte, kam es nun ans «Tageslicht». Es stand dabei im Spannungsfeld von einer fordernden Mutter, die raus wollte, und der eigenen Unsicherheit gegenüber der neuen Umgebung.

Was war der traurigste Moment Ihrer Karriere?
Auch hier habe ich keine «Rangliste». Traurige Momente sind sicher Todesfälle, aber die gehören nun mal untrennbar zum Leben. Der Abschied von Tieren, die man in ihrem Leben länger begleiten durfte, die durch eine spezielle «Persönlichkeit» auffielen, schmerzt und weckt Wehmut, aber auch schöne Erinnerungen. Ein solcher Abschied war wohl jener der Elefantendame Druk.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie?
Ich verpasse Tieren ungern menschliche Züge. Ich bin sehr neugierig, und stecke wie ein Nasenbär gerne überall meine Nase rein. Oder beobachten und Überblick gewinnen, das liesse sich als Adler im ruhigen Segelflug umsetzen. Und mein Faible für Pflanzen und ihre Blüten könnte ich als Kolibri ausleben – bin Süssem nicht abgeneigt.

Wie geht es nun für Sie persönlich weiter?
Ich werde mich zu Hause erst mal neu orientieren, da ist in den letzten Jahren einiges liegen geblieben (ich muss auch hier mein Büro aufräumen). Meine Bienen und Kakteen werden mehr Aufmerksamkeit erfahren. Und ich werde die weitere Entwicklung des Zoos mit Interesse verfolgen, als Besucher und im Vorstand der Tiergarten-Gesellschaft, dem Förderverein des Zoos. (pw.)