«Ein Verein steht für Zusammenhalt»

Erstellt von Céline Geneviève Sallustio |
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Der Unihockeyverein Zürisee sucht nach neuen Vereinsmitgliedern und Trainern: Präsidentin und Trainerin Kathrin Schlumpf-Frey appelliert, insbesondere in Krisenzeiten wie Corona das Vereinsleben aufrechtzuerhalten. Schliesslich gibt es dem Einzelnen auch viel zurück.

Céline Geneviève Sallustio

Während sich der Himmel langsam orange färbt, stehen auf dem Sportplatz Farlifang in Zumikon acht Frauen des Unihockeyclubs Zürisee und rennen um das rote Feld. «Dranbleiben, dranbleiben», ruft Kathrin Schlumpf-Frey ihnen zu. Dass die Uni­hockeyanerinnen an diesem frühlingshaften Montagabend Fitness machen, ist alles andere als gewöhnlich. Normalerweise trainieren sie in der nahegelegenen Sporthalle. Mit Schläger in der Hand. Doch seit Weihnachten haben sie die Sporthalle ­Corona-bedingt nicht mehr betreten. Und seit Oktober dürfen sie auch kein Uni­hockey mehr spielen.

Stattdessen musste sich Trainerin und Präsidentin des Clubs, Kathrin Schlumpf-Frey, eine Alternative einfallen lassen: «Meine Schwester ist Sportlehrerin und hat eigens für die Frauen ein Fitnessprogramm erstellt, das ich nun wöchentlich mit ihnen durchführe.» Aber auch gelegentliche Pilates-Stunden ersetzen den geliebten Mannschaftssport. Für die Junioren musste ein Alternativprogramm her – via Zoom gab es beispielsweise ein Krafttraining, auch Joggen mit einer App-Challenge war vorgesehen. Mittlerweile dürfen die unter 20-Jährigen wieder in der Halle trainieren. «Die Juniorentrainer waren sehr innovativ und immer eng mit ihren Sprösslingen verbunden – dafür muss ich ihnen ein Chränzli winden», sagt die Präsidentin.

So idyllisch die Szenerie an diesem Montagabend auch aussehen mag – das Vereinsleben des Unihockeyclubs Zürisee ist momentan alles andere als rosig. «Unser Verein leidet an einem enormen Mitgliederschwund bei den Erwachsenen», sagt Schlumpf-Frey, «wir hatten dieses Jahr so viele Austritte wie noch nie.» Wie kann sich die Präsidentin die ansteigenden Austritte erklären? Jetzt, wo den Menschen durch die andauernde Krise mehr Zeit und Flexibilität zur Verfügung steht?

«Vermutlich schätzen viele die gewonnene Freiheit und Ungebundenheit, die die Pandemie mit sich bringt.» Auch wolle man sich vermutlich nicht mehr zu ­wöchentlichen Trainings und Wochen­endturnieren verpflichten, vermutet Schlumpf-­Frey. Und doch: In einer Zeit, wo Solidarität mehr denn je gefragt ist, stösst diese Haltung bei ihr auf Unverständnis: «Menschen sehnen sich nach sozialen Kontakten, nach einem gemeinsamen Ziel und danach, Freundschaften zu pflegen – ein Verein stillt genau diese Bedürfnisse.»

Zudem habe der Verein in diesem Jahr besonders Schwierigkeiten, Freiwillige für die ehrenamtliche Vereinsarbeit zu gewinnen. Aus diesem Grund ist es Schlumpf-Frey ein grosses Anliegen, an die Mitglieder und Eltern der Junior-Spielerinnen und -Spieler zu appellieren, um sie für die Freiwilligenarbeit zu motivieren. Denn: «Als Dorfverein aus Küsnacht, Zumikon und Herrliberg sind wir auf den Goodwill aller angewiesen.» Eine finanzielle Entschädigung für die Freiwilligenarbeit könne nicht die Lösung des Problems sein. «Ich finde es schade, wenn man alles finanziell regeln muss. Ausserdem soll eine intrinsische Motivation da sein, um einen Verein zu unterstützen», so die 32-Jährige weiter.

Geteilte Leidenschaft und Freude

Jetzt spannen sich die Sportlerinnen ein Gummiband um die Oberschenkel und machen Kniebeugen. «Die erste Hälfte der Stunde trainieren wir Schnelligkeit und die zweite Kraft», erklärt die Trainerin. Und sagt, dass sie dem Team bisher noch nicht berichtet hat, dass kürzlich drei ihrer Mitglieder den Austritt aus dem Verein bekannt gegeben haben. Deshalb möchte sie nochmals daran appellieren, dass alle im Verein willkommen sind – auch solche, die noch nie in ihrem Leben einen Unihockeyschläger in der Hand gehalten haben.

Denn genau dafür seien Vereine da: Um Neues zu lernen, für den Zusammenhalt, die gemeinsame Leidenschaft und die geteilte Freude – ganz unabhängig von Alter und Fähigkeiten.