Ein Wohnzimmer fürs Triemli

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Das Triemli hat ein Lebensmitteldepot mit Quartierküche erhalten: den Pot. Mit einer App öffnen sich die Türen rund um die Uhr.

Das Triemli hat ein Lebensmitteldepot mit Quartierküche erhalten: den Pot. Mit einer App öffnen sich die Türen rund um die Uhr.

Maria Reiser

Wäre da nicht die hohe Decke mit den modernen Leuchten, man könnte meinen, man befinde sich in einem Tante-Emma-Laden. In der Auslage an der Kasse stehen in braune Tüten abgepackt gebrannte Mandeln, daneben präsentieren sich Dinkelweizen-, Bauernbrot und Zopf. Für grosse Kinderaugen sorgen zwei Kuchen. Der Ladenteil im hinteren Bereich ist gut ausgenutzt; Gemüsekisten, Kühlschränke und Regale säumen die Wand. Zu einem jährlichen Pauschalbeitrag von 960 Franken erkauft man sich die Mitgliedschaft und damit eine Preisreduktion von 30 Prozent. Auf diese übliche Händlermarge könnten sie unter anderem verzichten, weil die Produkte ohne Zwischenhändler vom Hof kämen, erzählt Mitinitiant Patrick Honauer.

Mittels der AirKey-App lasse sich für Mitglieder die Ladentüre sieben Tage die Woche während 24 Stunden öffnen. Dort befinden sich 250 Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs. Im Vergleich dazu: Der Bachser Märt an der Kalkbreite hat ein 4500 Produkte umfassendes Sortiment. Das Lebensmitteldepot im Triemli verfügt über eine Quartierküche. Zweimal am Tag gibt es warme Menüs, gekocht aus der überschüssigen Ware im Laden. «Das verhindert Lebensmittelverschwendung», erklärt Patrick Honauer. Zudem profitierten vor allem ältere Quartieranwohner, da sie in kurzer Gehdistanz warmes, gesundes Essen erhielten.

Bachser Märt und Gut Rheinau

Gleich im Eingangsbereich gegenüber der Kasse steht ein langer Holztisch. Hier wird gegessen, Kaffee getrunken, geplaudert. Das sei die Idee des Pots, meint Patrick Honauer. «Der Pot soll ein Ort sein, an dem man sich trifft und austauscht.» Austauschen musste sich Patrick Honauer in den letzten zwei Jahren oft. So lange dauerten die Vorbereitungen für das Projekt, bis es am Samstag schliesslich zur Eröffnung an der Birmensdorferstrasse 429 kam, gleichzeitig mit dem Pot nahe dem Bahnhof Altstetten. Hinter dem Pot stehen der Bachser Märt sowie das Gut Rheinau. Zusammen haben sie die Projektplanung finanziert. Für den Ausbau und die Anschubfinanzierung hätten sie von Privaten wie auch von Stiftungen Darlehen erhalten. Diese würden zurückbezahlt.

Jetzt, da alles aufgegleist ist, übernimmt Roger Fleischli die Geschäftsführung des Vereins Betrieb Pot. Dieser beherbergt die einzelnen Pot-Quartiervereine, also auch jenen des Triemlis. Der Vorteil sei, sagt Patrick Honauer, dass die Abrechnung und die Organisation untereinander vereinfacht würden. So sei es simpler, wenn sich weitere Quartiere anschliessen wollten, «entsprechende Anfragen liegen bereits auf dem Tisch».

Zusammensein sei wichtig

Derweil sitzen am langen Holztisch vor allem Familien mit Kleinkindern, vereinzelt auch ältere Damen. Patrick Honauer steht am Eingang. Er ist heute an der Eröffnung eine gefragte Person und nimmt viele Glückwünsche entgegen. Das Projekt scheint im Quartier gut anzukommen. Das erste Kompliment, welches er heute bekommen hat, sei gleichzeitig auch das schönste gewesen: Man fühle sich hier wie zu Hause im Wohnzimmer. Honauer schätzt das so ein: «Essen darf nicht nur technisch sein, ich verfolge da keinen fundamentalistischen Ansatz.» Vielmehr sei das Zusammensein der wichtigste Aspekt. Dies habe er bereits beim Probeessen gesehen: «Da haben Leute angeboten, das Geschirr zu spülen oder sonst zu helfen.»

Pot Triemli: Birmensdorferstrasse 429
Pot Altstetten: Aargauerstrasse 200