Eindeutige Regeln für Hundehalter gefordert

Erstellt von David Herter |
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Im Areal der Psychiatrischen Universitätsklinik (PUK) auf der Lengg gilt ein Hundeverbot. Oder doch nicht? Es ist kompliziert.

Im Areal der Psychiatrischen Universitätsklinik (PUK) auf der Lengg gilt ein Hundeverbot. Oder doch nicht? Es ist kompliziert.

Kürzlich erhielt der zuständige Wildhüter der Stadt Zürich einen Anruf. Auf der Lengg habe sich ein Rehböcklein in einem Hinterhof verrannt. Ein anderer Anrufer teilte dem Wildhüter mit, ein Böcklein sei auf dem Areal der Psychiatrischen Klinik Zürich (PUK) von einem Hund gejagt worden und auf die grosse Baustelle südlich der Lenggstrasse geflüchtet.

Diesen Vorfall nimmt Christine Dobler Gross nicht einfach hin. Dobler leitet für den WWF das Biodiversitätsprojekt Lebensraum Kulturlandschaft «Burghölzli» und ist regelmässig unterwegs auf dem PUK-Areal. Dabei sehe sie oft freilaufende Hunde, erzählt Dobler. Wenn sie deren Halter ermahne, erhalte sie vielfach patzige Antworten. Sie stört sich an der Rücksichtslosigkeit gegenüber den Wildtieren, die im Wald am Burghölzlihügel leben. Für die Reaktion der Hundehalter aber hat Dobler ein gewisses Verständnis. «Leider sind die Regeln auf dem PUK-Areal widersprüchlich.»

Tatsächlich steht zwar an den Zugängen von der Lengg- und der Kartausstrasse je eine Hundeverbotstafel, weshalb auf dem Weg dazwischen Hunde eindeutig verboten sind. Hingegen heisst es am Zugang zu dem Weg via Klinik lediglich, Hunde seien an die Leine zu nehmen. Und gelangt man über eine Nebenstrasse auf das PUK-Areal, darf man annehmen, es gebe überhaupt keine Vorschriften.

Ein Pilotversuch
Die Beschilderung sei unterschiedlich, bestätigt Marc Stutz, Leiter Marketing und Kommunikation der PUK. Vom Vorfall mit dem Böcklein habe man keine Kenntnis gehabt. Das Klinikareal gehöre dem Kanton, weshalb dieser zuständig sei für allfällige Massnahmen. Das Hundeverbot auf dem Weg durchs Areal sei bisher «nicht aktiv» kontrolliert worden, sagt Stutz. «Wir haben hierfür kein Personal.»

Der Weg durch das PUK-Areal sei im Rahmen eines Pilotversuchs geöffnet worden, sagt Thomas Maag von der Baudirektion des Kantons Zürich. Das kantonale Immobilienamt werde mit der Stadt Zürich allfällige Massnahmen besprechen, «unter anderem die Signalisation». Laut der Stadt Zürich ist der Versuch abgeschlossen und verlief «positiv».

Ob Hunde auf dem PUK-Areal ganz verboten würden oder künftig an der Leine geführt werden müssten, sei grundsätzlich egal, sagt Christine Dobler Gross. «Es muss für Besucher einfach klar sein, was gilt.» Und die festgelegte Regel müsse durchgesetzt werden. Für eine Kontrolle zuständig wäre laut der Stadt Zürich die Polizei.

Fachfrau empfiehlt Schleppleine
Viele Hunderassen seien vom Menschen jahrhundertelang auf die Jagd abgerichtet worden, sagt Patricia Wantz. «Kein Wunder, dass dieses ‹Jagd-Gen› auch bei unseren Familienhunden noch stark ausgeprägt ist.» Wantz ist Hundetrainerin, führt die Hundeschule Amicanis und besitzt einen Hund mit viel «Jagdmotivation». «Einem Hund, der ein Tier jagt, darf man keinen Vorwurf machen», sagt sie. Die Verantwortung liege beim Halter. Dieser sei gut beraten, seinem Hund möglichst wenig «Jagderlebnisse» zu ermöglichen, sagt Wantz. Mit jedem Jagdausflug steige beim Hund die Lust und Fähigkeit zum Jagen. Dies wieder in die gewünschten Bahnen zu lenken, sei sehr aufwendig. «Entlang von Waldrändern und im Wald führe ich meinen Hund an einer Schleppleine», sagt Wantz. Es vergehe fast kein Tag, an dem sie im Zürcher Wald nicht auf Wild treffe.

Das erwähnte Rehböcklein musste vom Wildhüter getötet werden. Es war von der Baustelle weitergeflüchtet und wurde noch an der Zolliker- und der Hammerstrasse gesehen. Bei seiner Flucht hatte sich das Tier verletzt. Leider komme es immer wieder vor, dass Hunde Rehe jagten und rissen, sagt Marc Werlen, Leiter Kommunikation bei Grün Stadt Zürich. «Die Wildtiere verenden dabei fast immer äusserst qualvoll.» Zwischen Frühjahr 2016 und Frühjahr 2017 trafen die Zürcher Wildhüter 14 Rehe tot oder schwer verletzt an, die «eindeutig» Opfer eines Risses waren. Im selben Zeitraum starben 21 Rehe an den Folgen eines Unfalls, 9 starben an einer Krankheit. Von Jägern erlegt wurden 93 Rehe. (dh.)