Eine Demenzerkrankung hat viele Formen

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Gedächtnisprobleme im Alter: Ein Vortrag ging in Wollishofen der Frage nach, ab wann es sich um eine Demenzkrankheit handelt.

«Die supertolle Antwort habe ich nur so halb», sagte Dominika Rufer und erntete Lacher. Die leitende Ärztin des Sanatoriums Kilchberg versuchte von Anfang an, dem Publikum mit ihrer humorvollen Art die Angst vor ihrem Vortragsthema zu nehmen. Ein einzelner Test sage nie eine Demenz voraus. Es seien verschiedene Teile, die zusammenpassen müssten – wie bei einem Puzzle.
Der Vortrag «Gedächtnisstörungen im Alter und Demenz – wo beginnt die Krankheit und wie wird sie diagnostiziert» im Tertianum Etzelgut stiess kürzlich auf grosses Interesse. Das Ziel war aufzuzeigen, was eine Demenz vom «normalen Altern» unterscheidet.

In der Schweiz erkranken jährlich 28 800 Menschen an einer Demenz. Laut Alzheimer Schweiz waren 2018 schätzungsweise 151 000 Menschen von dieser Krankheit betroffen. Bis 2040 wird gar eine Verdopplung erwartet. Grund dafür ist laut Rufer, dass die Menschen immer älter werden und sie die Krankheit deshalb eher erleben.

Obwohl im Alltag die Begriffe Demenz und Alzheimer oft gleichbedeutend verwendet werden, handelt es sich bei Letzterem nur um eine Art der Demenz. Allerdings ist Alzheimer die am meisten verbreitete Form der Krankheit. Sie ist auf Eiweissablagerungen im Gehirn zurückzuführen. «Da liegen Sachen im Gehirn rum, die da nicht hingehören», brachte es Rufer anschaulich auf den Punkt. Die zweithäufigste Form ist die vaskuläre Demenz, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht wird.

Insgesamt gibt es mehr als 100 Formen von Demenz. Beim Vortrag in Wollishofen verzichtete Rufer darauf, zu stark ins Detail zu gehen. Die Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie fokussierte auf die Unterscheidung der «gutartigen Altersvergesslichkeit» und einer Demenz. «Was darf ich überhaupt vergessen?», fragte sie. Darauf gebe es zwar keine hundertprozentige Antwort. Normal sei es, dass man im Alter langsamer und vergesslicher werde. Wenn eine Person ein wenig den Faden verliere, aber zum Thema zurückfinde, dann sei das kein Problem. «Egal wie vergesslich Sie sich fühlen, wenn Sie immer noch zurechtkommen, ist das ein gutes Zeichen», so die Ärztin. Als Gegensatz zählte Rufer Anzeichen dafür auf, wenn jemand an einer Alzheimer-Demenz erkrankt ist (siehe unten).

Doch was kann man dagegen tun? Bei der Alzheimer-Demenz können Medikamente den Prozess verlangsamen. Die Krankheit ist bisher jedoch nicht heilbar. Bei der vaskulären – also gefässbedingten – Demenz kann es helfen, einen erhöhten Blutdruck zu behandeln und blutverdünnende Medikamente einzusetzen.
Wer bei sich oder Angehörigen Warnzeichen feststellt, die auf eine Demenz hindeuten, dem wird eine Abklärung empfohlen. Einige Risikofaktoren lassen sich nicht beeinflussen, anderen kann man mit einem gesunden Lebensstil begegnen. (pw.)

Symptome bei Alzheimer
- Orientierung: Findet von der Bushaltestelle nicht nach Hause.
- Praxis und Planung: zwei ungleiche Schuhe, Gerätebedienung verlernt, Kochen verlernt.
- Sprache: Probleme bei der Wortsuche, Antworten werden floskelhaft.
- Zeitraster: Verstorbene leben wieder.
- Gedächtnis: falsche Einkäufe, Tabletteneinnahme falsch.
- Stimmung: gehoben bis depressiv, gereizt.
- Antrieb: Rückzug oder Unruhe, eigene Vernachlässigung.