«Eine Win-win-Situation für alle»

Erstellt von Pia Meier |
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Die Quartiervereine des Kreises 9 jubeln: Zusammen mit weiteren Institutionen können sie den Pilotbetrieb für die «Drehscheibe Altstetten/Grünau» übernehmen. Von der «Drehscheibe» erhofft sich die Stadt eine Anlaufstelle im Quartier. Der Betrieb startet nach den Sommerferien.

«Ich freue mich sehr, dass unser Aufwand und die gute Zusammenarbeit der beteiligten Organisationen aus dem Quartier bei der Erstellung und der Präsentation des Konzepts zum Erfolg geführt hat», hält Christoph Ramseier vom Vorstand des Quartiervereins Altstetten fest. Er ist einer der Initianten des Projekts. Sie ­hätten ein überzeugendes Konzept ­präsentiert. Die verschiedenen Vereine werden als privater «Trägerverein Drehscheibe» gemeinsam die Pilot-Drehscheibe übernehmen.

Bindegliedfunktion verbessern

Auch der Quartierverein Grünau freut sich, wie Präsident Dalibor Malina betont: «Toll ist, dass sich mit dieser Bewerbung neben den Quartiervereinen Albisrieden, Altstetten und Grünau auch viele andere Organisationen zum Zweck einer Zusammenarbeit zusammengeschlossen ­haben.» Die in der Ausschreibung verlangten Leistungen würden zum Teil bereits von verschiedenen Organisationen erbracht. «Durch die Drehscheibe können wir diese mit anderen Organisationen koordinieren, die vielleicht ähnliche Leistungen erbringen und so Synergien schaffen. Für die Bevölkerung wird das Angebot somit klarer und übersicht­licher. Eine Win-win-Situation.»

Aber auch für die Quartiervereine sieht er einen Vorteil. «Mit der Drehscheibe können wir unsere Aufgabe als Bindeglied zwischen Bevölkerung, Quartierorganisationen und Politik/Verwaltung noch besser wahrnehmen.»

Christian Tobler, Präsident Quartierverein Albisrieden, hält fest: «Es ist positiv, dass sich der relativ grosse Einsatz in dieser kurzen Zeit der Submission gelohnt hat und die breit zusammengestellte ­Trägerschaft den Zuschlag erhalten hat. Wir können nun gemeinsam dieses herausfordernde Pilotprojekt mitgestalten  – und dies zum Nutzen der Quartiere und der Stadtverwaltung Zürich.» Die beiden Quartiervereine Altstetten und Albisrieden hatten – wie bei den beiden Chreis-9-Festen – die Initiative ergriffen, eine ­Trägerschaft zusammenzustellen und gemeinsam ein Konzept zum Betreiben der Drehscheibe einzureichen. «Der Quartierverein Albisrieden wird als Teil der Trägerschaft mitarbeiten, um das Nachbar­quartier zu unterstützen. Zudem nimmt das Zentrum Altstetten auch für viele ­Albisrieder eine übergeordnete Zentrumsfunktion wahr.»

Breite Abstützung

Martin Bürki, Präsident der Quartier­konferenz aller Quartiervereine, zeigt sich erfreut, dass die Quartiervereine bei diesem Projekt dabei sind. «Eine Drehscheibe kann nur Erfolg haben, wenn ortsgebundene Vereine miteinbezogen werden», betont er. Die Stadt müsse nicht alles selber machen. Weitere Mitglieder des Trägervereins Drehscheibe sind die Zürcher Gemeinschaftszentren, der Verein Bildungsmotor, der Verein Elch, die OJA, die Nachbarschaftshilfe K9 und der Seniorenrat Zürich.

Giacomo Dallo, Geschäftsführer der OJA Zürich, betont: «Die Idee der Quartiervereine, die Drehscheibe durch einen Trägerverein bestehend aus Organisationen im Kreis 9 zu betreiben, hat die OJA rasch überzeugt, sowie auch die erste vorgeschlagene Konzeptidee.» Deshalb habe die OJA ihre Beteiligung zugesagt und an der weiteren Erarbeitung des Konzeptes mitgewirkt. «Wir sind überzeugt, dass über den direkten Nutzen der Drehscheibe für den Kreis 9 hinaus, diese die bereits gute Vernetzung und Zusammenarbeit der Akteure weiter stärken wird und das Projekt der Quartierbevölkerung grosses Potenzial für freiwilliges Enga­gement bietet.»

«Vernetzung ist bereichernd»

Erfreut ist man auch bei der Nachbarschaftshilfe Kreis 9. «Bis jetzt mussten sich die Quartierbewohnerinnen und -bewohner auf verschiedenen Webpages schlaumachen und diverse Stellen kontaktieren, um die gewünschten Informationen zu erhalten. Eine Anlaufstelle für alle Anliegen hat gefehlt», sagt Monika Dohner, Leiterin der Vermittlungsstelle. Gut sei, dass alle Mitglieder des Träger­vereins Drehscheibe in Altstetten verankert seien. «Diese Vernetzung ist für alle Beteiligten bereichernd», so Dohner.

Der Verein Elch begrüsst die Initiative der Stadt, mit der Drehscheibe ein neues Konzept zur Information der Quartier­bevölkerung zu prüfen. «Für das Quartierleben im schnell wachsenden Altstetten», so Präsidentin Lena Jansen und Geschäftsführerin Anita Gunzenhauser, «ist es ­entscheidend, dass sich neue Bewohnerinnen und Bewohner rasch und unkompliziert einen Überblick über das soziokulturelle Angebot verschaffen können.» Auch sei der Zusammenschluss der ­Akteure sehr sinnvoll. «Das ist ressourcenschonend und gewährleistet eine umfassende und aktuelle Information des Quartiers.» Seit zehn Jahren ist der Verein Elch mit einer niederschwelligen Kinder­betreuung in Alt­stetten aktiv. Angebote für Eltern und Kinder im Frühbereich sind sein Kerngeschäft.

 

Verein gründen und Standort suchen

Als Erstes soll nun ein Verein gegründet werden, wie Christoph Ramseier vom Quartierverein Altstetten festhält. «Nach der Konstituierung des Vereins werden wir uns schnell daran machen, in unseren Quartieren nach einer geeigneten und sozial engagierten Person für die Leitung der Anlaufstelle Ausschau zu halten.»

Noch ist offen, wer welche Funktion im Verein übernimmt. Einige Mitwirkenden haben jedoch schon klare Vorstellungen. So zum Beispiel Sabine Schenk, Geschäftsführung der Zürcher Gemeinschaftszentren (GZ): «Wir haben in dem neuen Verein keine aktive Rolle. Die beiden GZ Grünau und Loogarten werden aber als Mitglieder des Vereins natürlich bei konkreten Projekten und je nach Thema mitarbeiten.»

Noch offen ist, wo die Drehscheibe domiziliert sein wird. «Wir haben ein paar Ideen, aber noch nichts Konkretes», so Ramseier. «Wir hoffen, dass die Stadt mit unserer Hilfe auch bald einen geeigneten und vor allem zentralen Ort finden wird.» Der Betrieb soll nach den Sommerferien aufgenommen werden. «Für die Vorbereitungsarbeiten rechnen wir mit eineinhalb Monaten ab offiziellem Start des Projektes am 1. Juli», bemerkt Christoph Ramseier. (pm.)

 

Die Quartierbewohner informieren, insbesondere ältere Menschen, Fremdsprachige und Familien

Die Stadt will mit diesem Pilotprojekt, das neben dem Angebot in Altstetten/Grünau noch eine von den Sozialen Diensten betriebene Drehscheibe in ­Zürich Nord umfasst, ab Mitte 2022 bis Ende 2025 ein Modell für Beratungs-, Vernetzungs- und Informationsstellen in den Quartieren entwickeln und testen. Die Kosten für den Betrieb der zwei Pilot-Drehscheiben belaufen sich gemäss Stadtrat über eine Dauer von dreieinhalb Jahren auf insgesamt 1,82 Millionen Franken. Das Kostendach für das begleitende externe Monitoring sowie die anschliessende Evaluation liege bei maximal 80 000 Franken. Zusammen sind das 1,9 Millionen Franken.

Mit den Drehscheiben will die Stadt dem Wunsch nach dezentralen Anlaufstellen im Quartier nachkommen. ­Diesen Wunsch hatten verschiedene Anspruchsgruppen aus den Quartieren und Vertreterinnen und Vertreter der Bevölkerung im Rahmen der Über­prüfung der Schnittstelle Stadtquartiere und der Altersstrategie geäussert.

Die Pilot-Drehscheiben haben den Auftrag, die Quartierbewohnerinnen und -bewohner über die vielfältigen ­Angebote in ihrem Quartier zu informieren. Insbesondere ältere Menschen, Fremdsprachige und Eltern mit Kleinkindern sollen angesprochen werden, schreibt der Stadtrat in seiner Medienmitteilung. Sie sollen gewisse Dienstleistungen der Stadt und privater Organisationen direkt vor Ort in Anspruch nehmen können und beim Zugang zu digitalen Plattformen unterstützt werden. Bei den Pilot-Drehscheiben wird regelmässig Personal für Auskünfte anwesend sein. (pm.)