Eliasson spielt mit Licht und Raum

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Im Kunsthaus philosophiert und experimentiert der dänisch-isländische Künstler Ólafur Eliasson mit seinen Arbeiten über das Verhältnis von uns Menschenzu anderen Lebewesen auf unserer Erde.

Ólafur Eliasson (*1967) zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern unserer Zeit. Er experimentiert mit Licht, Schatten, Farbe und Bewegung und bringt damit spektakuläre Kunstwerke in die Museen oder den öffentlichen Raum. Im Juni 2008 installierte er vier grosse künstliche Wasserfälle in New York. In Wien lässt er Licht, gelben Nebel und Wind miteinander spielen, in Gütersloh baut er im Botanischen Garten einen Dufttunnel aus stark duftenden Pflanzen und für «Green River» (1998 bis 2001) färbte er das Wasser von Flüssen an verschiedenen Orten der Welt mit einem ungiftigen Farbstoff ein. Bei der im September 2019 plötzlich grün gefärbten Limmat hatte Eliasson allerdings seine Hand nicht mit im Spiel. Offensichtlich liessen sich Umweltaktivisten von seiner Idee inspirieren.
Olafur Eliasson ist Erfinder, Architekt, – ein Allrounder. Für seine beeindruckend abwechslungsreichen Ausstellungen setzt er sich mit Wissenschaftlern, Philosophen, Professoren für Ökonomie, Anthropologen und Neurowissenschaftlern zusammen. In den Räumen seines Berliner Ateliers arbeiten an die 100 Personen von der Inszenierung internationaler Ausstellungen über die Herstellung von Katalogen bis hin zur Gestaltung von architektonischen Grossprojekten.

Trick des Lichts
Der Däne macht aber nicht nur Kunst, er leistet auch Entwicklungshilfe. Mit seiner Solarzelle «Little Sun» will er Drittweltländer mit Strom versorgen. Er erfindet eine kleine Lampe in Form einer Sonne, die keinen Strom und keine Batterie braucht. Sie lädt sich tagsüber im Sonnenlicht auf, um nachts zu leuchten. Für «Symbiotic seeing» entwickelt Eliasson eine Installation, die das Verhältnis des Menschen zu den anderen Lebewesen auf der Erde untersucht. In den auf 1000 m2 erweiterten Schauräumen des Kunsthauses lädt Eliasson dazu ein, nicht nur über den Klimawandel nachzudenken, sondern die Position des Menschen als Teil eines grösseren Systems zu verstehen. Er hinterfragt kritisch: «Wie ist die Welt zusammengekommen? Warum ist die Welt zusammengekommen?» Dabei gelingt es ihm, diese komplexen theoretischen Überlegungen in räumliche Situationen umzusetzen. Er fordert den Betrachter auf, innezuhalten, sich auf die eigenen Sinne zu konzentrieren und sich aktiv mit dem Prozess des Sehens zu beschäftigen. Lässt er sich darauf ein, wird der Rundgang zu einem faszinierenden Erlebnis.

Ein Hauch von Metaphysik
Neben der zentralen Installation sind auch unter anderem Skulpturen und bemerkenswerte Lichtarbeiten zu sehen. Da ist der Powertower, der den Eindruck erweckt, nach einem geometrischen Prinzip gebaut worden zu sein, wurde aber von den vielseitigen Grundformen des Kinderspielzeugs Zometools angeregt, oder die grosse Kugel, die am Boden liegt. Wer in sie hineinschaut erblickt sich und die eigene Umgebung gedehnt, verzerrt und dunkel. Im Bührle-Saal bilden sich winzige Strudel, Strömungen und Wirbel über den Köpfen der Besucher. Der eingesprühte Nebel reagiert mit einem Wolkenspiel auf Körperwärme und Bewegungen der darunter stehenden Menschen. Raffiniert und faszinierend ist das «Algae window». Es besteht aus unzähligen Glaskugeln, die in eine Wand vor einem Fenster eingelassen sind. In jeder einzelnen Kugel widerspiegeln sich winzige Bilder aus der Aussenwelt, die aufgrund der optischen Eigenschaften der Linsen auf dem Kopf dargestellt werden.
Ein sehenswerter Parcours, der einen Blick auf die Gegenwart und die Zeit, in der wir leben, wirft.

Dauer der Ausstellung bis 22. März 2020. Öffnungszeiten: Di/Fr–So 10–18 Uhr, Mi/Do 10–20 Uhr, Montag geschlossen. Digitorial mit Informationen zur Ausstellung
www.kunsthaus.ch. Eine Publikation «Olafur Eliasson: Symbiotic Seeing» ist für CHF 39.– Kunsthaus-Shop erhältlich.