Erlenbacherin greift nach den Sternen

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Claudia Wind ist eine Powerfrau. Sie schreibt Lieder und begleitet diese mit der Gitarre und auf dem Klavier. Letztes Wochenende stand sie im kleinen Prix-Walo-Finale. Zudem spricht sie drei Sprachen fliessend.

Mit schnellen Schritten und einem grossen Lächeln auf dem Gesicht betritt die Erlenbacherin Claudia Wind ein Café in der Nähe der Universität Zürich, wo sie seit diesem Sommer studiert. So könnte man die Sängerin mit Künstlername «Skyler» beschreiben: zielbewusst und ehrgeizig, aber immer mit grosser Freude bei dem, was sie gerade tut. Sie habe zwar nicht viel Zeit – eine Vorlesung ruft –, freut sich aber sehr, über ihre grösste Leidenschaft zu sprechen: die Musik.

Die Liebe zur Musik hat Claudia Wind schon früh entdeckt: Als Sechsjährige begann sie Ukulele zu spielen. Eigentlich sollte es die Gitarre sein, aber: «Dafür waren meine Finger zu klein», sagt Wind schmunzelnd. Dann mit acht Jahren kam der Bleistift dazu, und die junge Erlenbacherin schrieb ihre ersten eigenen Lieder. Damals stand die Veröffentlichung ihrer Lieder natürlich noch nicht im Raum. «Ich wollte einfach meine Gefühle ausdrücken», sagt Wind. Während der Primar- und Sekundarschule lernte sie noch das Klavierspielen dazu.

«Top-Ten» der Schweizer Charts

Bevor die junge Frau ihre erste Single veröffentlichte, wurde das Indi-Label «Ambulance Reccordings» auf die talentierte Erlenbacherin aufmerksam. Danach arbeitete sie eng mit dem Musikproduzenten Luk Zimmermann zusammen. Im März 2017 war es dann so weit: Skylers erste Single «Unleashed» (Entfesselt), wurde veröffentlicht. Und dies gleich mit vollem Erfolg. Es dauerte nicht lange, bis der Song in den ersten Radiostationen Deutschland, Österreich und der Schweiz abgespielt wurde. «Ich habe auf so etwas gehofft und hart gearbeitet, aber den eigenen Song in der Öffentlichkeit zu hören, ist immer noch surreal», sagt die Erlenbacherin. Wind ruhte sich aber nicht auf ihren ersten Hit aus, sondern setzte sich gleich an ihren Schreibtisch und versuchte, weiter Gefühle und Emotionen in Wörtern auszudrücken. Daraus entstanden innert zwei Jahren weitere drei Songs: «Evil», «Don’t Need Your Love» und «Crazy About You». Ihre Lieder sollen nicht nur zum Ohrwurm werden: «Die Leute sollen sich auch mit den Songs identifizieren können», sagt Wind.

Es stecke immer eine Botschaft hinter den Texten. So zum Beispiel in ihrer Single «Evil», die im Juli 2017 erschien. Sie handelt davon, dass man sich nicht von unangenehmen oder verletzenden Situationen unterkriegen lassen soll. Man wird wieder aufstehen können, um den eigenen Weg weiterzugehen. «Evil» entstand aus einer eigenen Erfahrung. «Ich verarbeitete mit dem Song meine erste gescheiterte Beziehung», sagt die 21-Jährige. Und führt aus: «Als Songwriter musst du manchmal einen emotionalen Bezug zu deinen Liedern haben.»

Anfang dieses Jahr erschien die dritte Single, «Don’t Need Your Love». Der deutsche DJ Thomas Godel wurde auf den Song aufmerksam und formte einen Remix daraus. «Das war für mich eine grosse Ehre», sagt Skyler. Auf der Musikplattform «Spotify» wurde das Lied schon von 60 000 Leuten gehört.

Ein weiterer Kindheitstraum ging im Mai für sie in Erfüllung: Skyler konnte am «Love Ride Festival» in Dübendorf vor 16 000 Leuten singen. Lampenfieber vor dem grossen Publikum hatte sie nicht. «Ich genoss den grossen Moment. Es war ein unbeschreibliches Gefühl», sagt die Musikerin mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

Ende Oktober erschien ihr bisher letztes Lied «Crazy About You». Der Song war mehrere Wochen lang in den «Top-Ten» der iTunes Charts Schweiz. Beim Produzieren des poppigen und souligen Songs hatte Wind Unterstützung von bekannten Gesichter der Musik-Branche: vom Schweizer Komponisten, Produzenten und Musik-Direktor Pele Loriano und von dem amerikanischen Songwriter Scott Krippayne. Letzterer ist unter anderem für 16 Nummer-eins-Hits verantwortlich. «Ein Lied mit solchen Leuten zu produzieren, fällt leichter und macht einen riesen Spass», sagt Claudia Wind.

«Ich muss immer etwas tun»

Mit «Crazy About You» und «Evil» nahm sie am «Prix Walo Sprungbrett» in der Sparte «Gesang» teil. Prompt qualifizierte sich die Erlenbacherin für das Finale, welches letztes Wochenende im aargauischen Birr stattfand. Den kleinen goldenen Prix-Walo-Stern – für das beste Nachwuchstalent – konnte sie nicht mit nach Hause nehmen. «Ich bin nicht enttäuscht – es war ein schönes Erlebnis, sich mit anderen Talenten zu messen», sagt die Erlenbacherin. Und vor allem «bot die Veranstaltung eine Plattform, um Kontakte zu knüpfen».

Neben der Musik hat Claudia Wind ein weiteres Talent: Sprachen. Da ihre Mutter Kanadierin ist, ihr Vater Schweizer, spricht sie fliessend Englisch, Französisch und Deutsch. Zu wenig, dachte sich Wind: «In diesem Jahr war ich in Madrid, um Spanisch zu lernen», erzählt sie. «Vielleicht singe ich ja mal in spanisch», sagt Claudia Wind schmunzelnd.

Falls es mit der Musik nicht klappt, habe sie einen Plan B. Wind studiert an der Universität Zürich Englisch und im Nebenfach Kommunikation. Auf die Frage, ob ihr nicht alles zu viel wird, lacht sie und antwortet: «Musik ist zeitintensiv, aber keine Arbeit, sondern ein Hobby.» Sie konnte noch nie zu Hause herumsitzen und nichts tun. «In den Ferien wurde es mir meistens langweilig», erzählt die 21-Jährige lachend. Ihr Plan A, von der Musik zu leben, bleibt ihr grösstes Ziel. Und deshalb arbeitet sie jeden Tag hart daran und gibt sich zielbewusst: «Irgendwann kann man mich auf den grossen Bühne dieser Welt sehen.» (ts.)