Der Zürcher Dancehall/Reggae-Musiker Silvio Brunner, bekannt als Stereo Luchs, startet mit seinem dritten Album «Stereo Luchs» heute seine Konzerttour. Im Interview* spricht er über seine neue Platte, seine Homebase Zürich und das Songschreiben.
Stereo Luchs, wie fühlst du dich jetzt, wo das neue Album im Handel ist?
Sehr gut. Es ist immer schön, wenn ein Album abgeschlossen ist. Die letzte Phase ist oft eine Durchhalteübung. Es kann zäh werden, weil man die Songs schon oft gehört hat und nicht mehr alle Aspekte ganz so klar beurteilen kann. Wenn aber das Album raus ist, fühlt sich das befreiend an.
Hat sich deine Arbeitsweise seit deinem Debüt «Stepp usem Reservat» verändert?
Demos, Beats, Skizzen oder das Schreiben mache ich zum Grossteil alles selbst. Danach wird ein Song mit anderen Leuten in unterschiedlichen Besetzungen fertiggestellt. Dieser Ablauf hat sich kaum verändert. Als Texter versuche ich, ehrlich zu sein, mich nicht zu wiederholen und mich ernsthaft mit Themen auseinanderzusetzen, die mich beschäftigen.
Du bist in Zürich aufgewachsen. Die Stadt schwingt auch im neuen Album mit ...
Ich gelte oft als eine Art Zürich-Artist. Wenn ich über meine Stadt spreche, versuche ich eine feine Linie zu finden. Es ging mir nie darum, eine lebendige Littfasswerbesäule für die Stadt zu sein. Ich versuche, die Einflüsse so subtil wie möglich zu verwenden, aber man checkt schon, woher gewisse Dinge kommen. Meine Hoffnung ist, dass man die Songs auch in Basel, Bern, Stuttgart oder wo auch immer gut hören kann und denkt: «Ah ja, das trifft auch auf meine Stadt zu.» Die Stadt Zürich ist Teil meines Lebens als Künstler und das findet seit einigen Jahren zwischen diesen Postleitzahlen statt.
Auf der neuen Platte gibt es ein Featuring mit der Berner Hip-Hopperin Soukey. Wie ist es dazu gekommen?
Ich stöbere immer wieder, in der Hoffnung, neue Leute zu entdecken. Was sie macht, fand ich fresh. Ich wollte einen klassischen Dancehall-Representer-Track auf dem Album. Aber es schien interessanter, wenn jemand anders die Hookline singt. Kein Mann, nicht im gleichen Alter, mit anderem Dialekt. Sie ist eine junge Frau, die an einem anderen Punkt im Leben steht und ihre eigene Stimme ins Game bringt. Das hat extrem gut gepasst.
«Ide Strass» mit Phenomden ist ein weiteres Featuring. Wie war es für dich, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten?
Sehr cool, dass es genau jetzt wieder einmal geklappt hat. Das war nicht so planbar und hat sich einfach ergeben. Der Track war noch nicht fertig, irgendetwas hat stimmungsmässig noch gefehlt. Für meinen Geschmack war er zu melancholisch, nur mit meinem Gesang. Also dachte ich, dass Phenomden perfekt passen würde. Zudem sage ich immer, dass es viel zu lange her ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Bei ihm bricht es zusätzlich die Ebene des Unmittelbaren, diese postpandemische Hoffnung, noch etwas auf, weil er wieder da ist nach zehn Jahren. Er kündigt quasi sein Karrierecomeback in diesem Vers an, und das passt recht cool zum Song.
Im Song «Hageholz West» sprichst du zum «Kleinen Kapitän auf der grünen Wiese». Ist jemand Bestimmtes damit gemeint?
Das bin ich selbst. Es spielt in Schwamendingen bei meinem Grossvater. Es ist ein Perspektivenwechsel. Quasi dieser Moment, wenn man im letzten Drittel des Lebens zufrieden auf die neueste Generation schaut und denkt, dass der Kleine eine völlig andere Welt vor sich hat. Es ist imaginär geschrieben, basierend auf einer Erinnerung.
* Das ungekürzte Interview kann auf «Bäckstage.ch» gelesen werden.
Verlosung
Lokalinfo verlost 5 CDs des neuen «Stereo Luchs»-Albums. Wer gewinnen möchte, sendet bis spätestens 3. März ein Mail mit Betreff «Stereo Luchs» und vollständiger Postadresse an: lokalinfo@lokalinfo.ch. Keine Korrespondenz über die Verlosung. Rechtsweg ausgeschlossen. Die Gewinner der Verlosung werden dem Ausschreiber bekannt gegeben.