«Es war eine supergute Zeit»

Erstellt von Elsbeth Stucky |
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Andreas Tanner arbeitete 43 Jahre lang für die Gemeindeverwaltung Küsnacht. Im Gespräch erzählt der ehemalige Leiter der Abteilung Liegenschaften, wie es dazu kam und warum es für ihn so stimmig war.

Der Kurswechsel kam kurz nach seiner Lehre als Offset-Kopist. Das Druckgewerbe kam in die Rezession und Andreas Tanner suchte eine Stelle. Ein Angebot der Gemeindeverwaltung Küsnacht kam im richtigen Moment und mit gut 20 wurde Tanner Weibel und Fahrer des gemeindeeigenen Krankenwagens.
Jetzt in Pension blickt Tanner zurück, wie er als Laie dreizehn Jahre lang kranke und verunfallte Menschen transportierte. «Rund um die Uhr war ich auf Pikett. Und konnte zwecks Weiterbildung im Spital Männedorf bei Operationen zugegen sein und ab und zu im dortigen Krankenautodienst mithelfen.»

Eins ergab das andere
Andreas Tanner ist in Küsnacht verwurzelt. Aufgewachsen ist er an der Bergstrasse, nah der ehemaligen Zimmerei Sturzenegger. Es prägen ihn schöne Erinnerungen: «Es gab da viele Verwandte und Kinder.» Immer sei etwas los gewesen. «Einzig der Schulweg war weit. Im Winter gings dafür schnell mit dem Schlitten den Berg hinunter.»
In Tanners Arbeitsleben ergab eins das andere. Und er sah Angestellte und Gemeinderäte kommen und gehen. Selber blieb er der Gemeindeverwaltung 43 Jahre lang treu. Wäre die Arbeit nicht so vielseitig und lebendig gewesen und hätte das Zwischenmenschliche nicht gestimmt, «dann wäre ich nicht so lange geblieben.»
In den letzten gut 30 Jahren als Leiter der Abteilung Liegenschaften war er zusammen mit seinem Team zuständig für unzählige kleine und grosse Bauprojekte der Gemeinde. In seinen Bereich gehörten unter anderen auch die Seebäder, die Sport- und Freizeitanlagen, die Gärtner und der Holzkorporation.

«Nie kam ich in die Bredouille»
Die Karriere verlief für Tanner vom Weibel über den Sachbearbeiter der Gemeinderatskanzlei zum Leiter Liegenschaften. Das kam nicht von ungefähr. Denn stetig hat der Küsnachter sich weitergebildet und auch Abendkurse über öffentliche Gemeinderechte an der Uni besucht.
Zu vermuten ist, dass Privates und Geschäftliches in einer überblickbaren Gemeinde nicht einfach zu vereinbaren ist. «Ich habe es komplett getrennt», erwidert Tanner. Als Verwalter der Liegenschaften habe er sämtliche Mitgliedschaften in Vereinen, auch im Sportverein aufgelöst. Für mich war dieser Weg der richtige. «Und nie bin ich in die Bredouille gekommen.»
Das erzählt Tanner in einem so selbstverständlichen Ton, dass offenkundig wird, wie authentisch und geradlinig er unterwegs ist. Und automatisch kommt der Gedanke, solche Chefs sind rar. Seine Mitarbeiter habe er an der langen Leine geführt. Der Sportaffine zieht den Vergleich zu dem eines Spielertrainers: Er setzt den Stürmer als Stürmer ein und den Goalie als Goalie. «Der Chef muss nicht alles besser wissen und können.»
Eine Anekdote, ohne Namen zu nennen, gibt der Verschwiegene dann doch noch zum Besten. Ein Gemeinderat habe mal ernsthaft gerügt, dass ein gewisser «Herr Zamboni» gar viel Wasser brauche und nicht so viel duschen sollte. Tanner erklärt amüsiert: «Zamboni ist eine Maschine, mit welcher das Eis auf der KEK-Eisbahn gepflegt wird.»
War es schwierig loszulassen? «Nein», winkt Tanner ab. «Manchmal sitze ich einfach da und geniesse das Nichtstun.» Wunderbar sei das, mal keine volle Agenda zu haben. «Meine Frau und ich hüten auch regelmässig unsere zwei Enkel und wollen vermehrt Reisen mit dem Wohnmobil machen.»

Ferien mit dem Töff
So geht es im Juli mit dem Töff und einem Kollegen in den Tessin für ein paar Tage. Und sicher besucht Tanner wieder mal ein Spiel des FC Küsnacht.
Sein Abschied fiel auf den Mai. Aus bekannten Gründen gab es kein Fest ihm zu Ehren. «Ich stehe sowieso nicht gerne auf der Bühne», meint er abwinkend. Aber über die vielen, vielen Karten habe er sich extrem gefreut. Und gefragt, was besonders erwähnt worden sei, sagt er: «Fast durchwegs mein Humor.» Eine leise Rührung ist nun spürbar. Aber Tanner ist ein Mann, der im Fluss des Lebens steht. Er kann abschliessen und weitergehen. Seine Worte zum Schluss des Interviews sind: «Es war eine supergute Zeit.»