Escher-Wyss: Wo die reichen Zürcher wohnen

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Im Escher-Wyss-Gebiet wohnen vorwiegend Menschen zwischen 30 und 50 Jahren, wenige über 80 und wenig Kinder. Die Wohnungen sind überdurchschnittlich gross und teuer.

Im Escher-Wyss-Gebiet wohnen vorwiegend Menschen zwischen 30 und 50 Jahren, wenige über 80 und wenig Kinder. Die Wohnungen sind überdurchschnittlich gross und teuer.

Pia Meier

«Das mittlere steuerbare Einkommen ist im Escher-Wyss mit 60 000 Franken pro Jahr höher als am Zürichberg», hielt Tina Schmid von Statistik Stadt Zürich anlässlich einer Veranstaltung fest. Dort leben überdurchschnittlich viele Leute zwischen 30 und 50 Jahren. Diese haben ein hohes Einkommen und eine hohe Bildung. Es sind mehr Männer als Frauen. Es gibt wenig Kinder und ältere Menschen.

In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Wohnungen im Escher-Wyss praktisch vervierfacht. Gebaut wurden vor allem Wohnungen mit viel Wohnfläche. Diese ist mit 48 Quadratmetern pro Person höher als im Rest der Stadt (39 Quadratmeter). Eine 4-Zimmer-Wohnung umfasst durchschnittlich 119 Quadratmeter. Heute hat es im Gebiet über 3000 Wohnungen. Der Anteil Wohnungen im Stockwerkeigentum ist mit um die 40 Prozent überdurchschnittlich hoch. Gebaut haben im Escher-Wyss vor allem private Gesellschaften und wenig Genossenschaften. Die durchschnittlichen Mietpreise für eine 3-Zimmer-Wohnung sind mit 2370 Franken pro Monat hoch (Stadt 1670 Franken).
Heute wohnen fast 6000 Personen im Escher-Wyss, mehr als dreimal so viel wie 1996. Trotzdem ist die Bevölkerungsdichte vergleichsweise tief.

Unterschiedliche Quartierteile

Zudem wies Statistik Stadt Zürich speziell auf das Maag-Areal hin. Allein auf diesem Areal sind zwischen 2011 und 2013 767 Wohnungen entstanden, 45 Prozent im Stockwerkeigentum. Dort wohnen 1171 Personen. Der Männeranteil beträgt 59 Prozent. Das mittlere steuerbare Einkommen beträgt 78 000 Franken. Der Verheiratetentarif beträgt 158 950 Franken.

Statistik Stadt Zürich verglich Escher-Wyss immer wieder mit dem Gebiet Gewerbeschule gleich nebenan, das ebenfalls zum Kreis 5 gehört. Dort sind die Bernoulli-Häuser. In der Gartensiedlung aus den 1920er Jahren mit 98 Reihenhäusern leben 232 Personen. Der Männeranteil beträgt 45 Prozent. Der Kinderanteil ist mehr als doppelt so hoch wie auf dem Maag-Areal und das steuerbare Einkommen tiefer. Der Grundtarif beträgt hier 33 900 Franken. Der Verheiratetentarif 88 700 Franken.

Zufriedenheit

Im Escher-Wyss wurde aufgrund des Bevölkerungswachstums auch neue Infrastruktur geschaffen wie der Pfingstweidpark und die Schulanlage Pfingstweid sowie der öffentliche Verkehr. Gemäss einer Umfrage im 2015 leben die meisten Bewohnerinnen und Bewohner sehr gerne dort, denn die Lebensqualität und die öffentliche Sicherheit sind hoch. Dass im Escher-Wyss dicht gebaut wird, finden die meisten Befragten gut, das heisst, die Bewohnerinnen und Bewohner sind mehrheitlich positiv eingestellt gegenüber den Entwicklungen. Das heisst, sie finden es gut, dass in der Stadt mehr Wohnraum geschaffen wird. Im Gegensatz ist der Anteil der Personen, die finden, man sollte die Quartiere so erhalten, wie sie sind, kleiner als im Durchschnitt der Stadt. Die Bewohner des Escher-Wyss sind auch mehrheitlich zufrieden mit Wohnung und Wohnumgebung und schätzen die Nähe zum öffentlichen Verkehr.

Sie beklagen sich wie die meisten Bewohner in der ganzen Stadt über den Verkehr. Vor allem wünschen sie mehr Ruhe im Quartier und mehr Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Zudem gibt es ihrer Meinung nach zu wenig Grünräume. Auch die Sauberkeit im Quartier wird bemängelt.

Neue Herausforderungen sind deshalb gemäss Stadtentwicklung Stadt Zürich das Quartierleben und der Aussenraum. Gemeinderätin Elisabeth Schoch (FDP) und Gemeinderat Simon Diggelmann (SP) beurteilen die Entwicklung im Escher-Wyss unterschiedlich (Artikel unten).

Viele Arbeitsplätze

Escher-Wyss ist aber auch ein wichtiger Arbeitsplatz. Die Zahl der Arbeitsplätze hat sich zwischen 1995 und 2015 mehr als verdoppelt. Zugelegt haben dort vor allem die Informatikbranche, die Telekommunikation und die Banken.

 

Elisabeth Schoch, GR FDP Kreise 4 + 5

Elisabeth Schoch, hohes Einkommen, keine Kinder, grosse Wohnungen: Ist diese Entwicklung im Escher-Wyss wünschenswert?

Es ist erfreulich, dass für einkommensstarke Einwohner ebenfalls Wohnraum geschaffen wird. Die Stadt soll auch für eine urbane und hochqualifizierte Bevölkerung attraktiv sein. Gute Steuerzahler tun zudem der guten Durchmischung im durch Genossenschaften dominierten Kreis 5 gut.

Gewisse Leute glauben, dass es mit der Zeit automatisch mehr Kinder und mehr Leben in den Siedlungen haben wird. Glauben Sie das auch, oder braucht es staatliche Eingriffe?

Erste Anzeichen dazu sind vorhanden. So wohnen bereits heute junge Familien in diesem Quartier. Mit dem neuen Schulhaus und den noch zu beziehenden Familienwohnungen werden weitere Paare zur Ansicht gelangen, dass man hier Kinder ohne Nachteile aufziehen kann. Vorläufig benötigt es daher keine staatlichen Eingriffe.

Bewohner vermissen den Grünraum. Wurde dieser vergessen?

Der Grünraum wurde nicht vergessen, sondern notabene auch auf Kosten der Anwohner gebaut – der Pfingstweidpark. Die Frage darf gestellt werden, ob dieser am richtigen Ort ist und wie er in das Quartier eingebunden werden kann. (pm.)

 

Simon Diggelmann, GR SP Kreise 4+5

Simon Diggelmann, hohes Einkommen, keine Kinder, grosse Wohnungen: Ist diese Entwicklung im Escher-Wyss wünschenswert?

Diese Entwicklung ist nicht neu. Die Zahlen von Statistik Zürich führen die einseitige Entwicklung jedoch wieder mal eindrücklich vor Augen. Es wurde in der Vergangenheit verpasst, bei der Entwicklung auf einen ausgewogenen Wohnungsmix und damit eine soziale Durchmischung zu achten.

Gewisse Leute glauben, dass es mit der Zeit automatisch mehr Kinder und mehr Leben in den Siedlungen haben wird. Glauben Sie das auch, oder braucht es staatliche Eingriffe?

Dass mehr Kinder und Leben in den Siedlungen entsteht, ist zu hoffen für das Quartier. Es ist aber nicht so, dass sich an der Struktur der Wohnungen etwas ändern lässt. Die grossen und teuren Wohnungen sind gebaut. Es ist daher umso wichtiger, bei zukünftigen Wohnprojekten einen angemessenen Anteil an bezahlbaren, gemeinnützigen Wohnungen sicherzustellen.

Bewohner vermissen den Grünraum.

Dem Quartier fehlt es klar an funktionalen und aneigenbaren Freiräumen für die Quartierbevölkerung. Bei vielen Bauprojekten wurde der Freiraum sträflich vernachlässigt. Die Beliebtheit der Stadionbrache zeigt das eindrücklich. Dem Pfingstweidpark würde z.B. ein Kiosk mit Gastroangebot guttun.