ETH will auf dem Hönggerberg verdichten

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Die ETH plant den Ausbau des Standorts Hönggerberg. Bis 2040 sollen über 20 000 Personen dort studieren und arbeiten. Der Masterplan 2040 sieht verschiedene neue Bauten vor, darunter Hochhäuser. Aber auch die Mobilität und der Freiraum sind ein Thema.

Die ETH begann die Planung für den Standort Hönggerberg 1959. Für das Projekt wurde der renommierte Architekt Albert Heinrich Steiner gewonnen. Die Umsetzung erfolgte rasch, und Ende der 70er Jahre wurde die erste Etappe abgeschlossen. Die zweite Ausbauetappe wurde zwischen 1972 und 1976 durchgeführt. Die dritte Ausbauetappe wurde 1988 mit der Ausschreibung des Ideenwettbewerbs für den Richtplan eingeleitet. Sie wurde bis 2004 realisiert. Angesichts der historischen Quartier- und Stadtstrukturen im Zentrum hat die ETH Zürich dort beschränkte Wachstumsmöglichkeiten. Entsprechend plant sie den Hauptanteil der Flächenentwicklung auf dem Hönggerberg. In ihrer Planung «Masterplan Campus Hönggerberg 2040» folgt die Hochschule dem Grundsatz der «Innenentwicklung vor Aussenentwicklung», wie sie betont. Das heisst, dass sie den Standort nach innen verdichtet, um die direkte Begegnung von Studierenden und Forschenden fachübergreifend zu ermöglichen. Ein Anschluss an die Quartiere Höngg und Affoltern ist nicht geplant. Die umliegende Landschaft soll erhalten werden.

Grosses Wachstum
Derzeit sind sieben ETH-Departemente mit Schwerpunkt Natur- und Bauwissenschaften auf dem Campus Hönggerberg (Physik, Chemie und Angewandte Biowissenschaften, Biologie, Gesundheitswissenschaften und Technologie, Materialwissenschaft, Bau, Umwelt und Geomatik, Architektur). Sie verteilen sich auf insgesamt 44 Gebäude. Über 11 500 Personen studieren und arbeiten heute dort. Im Jahr 2020 dürften es voraussichtlich rund 13 500 sein – und je nach Entwicklung könnten im Jahr 2040 über 20 000 Personen auf dem Campus Hönggerberg studieren und arbeiten.

Um die angestrebten Bauvorhaben auf dem Hönggerberg auch nach 2020 realisieren zu können und somit den nötigen Raum für neue Forschungsgebiete und innovative Unterrichtsmethoden schaffen zu können, müssen die Sonderbauvorschriften für den Standort Hönggerberg aus dem Jahr 2007 überarbeitet werden. Diese werden Anfang Juni während 60 Tagen öffentlich aufgelegt. Alle interessierten Personen haben die Möglichkeit, sich schriftlich zum Planinhalt zu äussern. Beschliesst der Stadtrat die Annahme, geht das Geschäft an den Gemeinderat.

Ausserdem braucht es für die bauliche Entwicklung des Campus Hönggerberg die Anpassung des kantonalen Richtplaneintrags aus dem Jahr 2014 durch den Kantonsrat. Um sicherzustellen, dass zeitgerecht auf neue Entwicklung reagiert werden kann, erfolgt dessen Überprüfung und Nachführung in der Regel mit jährlichen Teilrevisionen. «Die kürzeren Verfahren erleichtern sowohl die Mitwirkung als auch die Behandlung der Richtplanvorlagen im Kantonsrat», erläutert die ETH. Entsprechend haben die ETH Zürich, zusammen mit Stadt und Kanton Zürich sowie externen Experten, eine Gebietsplanung durchgeführt. Die Grundsätze und Eckwerte dieser inzwischen abgeschlossenen Gebietsplanung wurden im Rahmen der Teilrevision 2016 in die Richtplanvorlage aufgenommen und vom Regierungsrat im Herbst 2017 an den Kantonsrat überwiesen. «Ziel ist, dass sie Eingang in den kantonalen Richtplan finden», so die ETH.

Zwei hohe Portal-Gebäude
Mit dem «Masterplan Campus Hönggerberg 2040» strebt die ETH Zürich eine Campusentwicklung an, die sich städtebaulich im Bild einer gefassten Insel mit Portal-Situationen und einer «verträglichen Höhenentwicklung» ausdrückt, wie die Hochschule schreibt. Ein Bezug zu den Quartieren soll über sogenannte Portal-Gebäude erfolgen, die den Eingang zum Campus markieren. Gemäss Masterplan 2040 sollen diese Portalgebäude zwischen 50 und 80 (Portalgebäude Nordseite) und zwischen 30 und 50 Metern (Portalgebäude Südseite) hoch sein. «Deren Position, Volumetrie und präzise Höhen sind in der weiteren Planung zu definieren, zumal das Gebiet Hönggerberg gemäss der heutigen Bau- und Zonenordnung der Stadt Zürich nicht als Hochhausgebiet gilt», hält die ETH fest.

Ein weiteres Hochhaus ist auf dem Campus geplant. «Für die Portal-Gebäude sind sowohl wissenschaftliche als auch öffentliche Nutzungen vorgesehen», erläutert die ETH. Quartiervertreter aus Affoltern fordern von der ETH mittels einer Petition, dass das Nordportal nicht höher gebaut wird als das Südportal. Gebaut werden soll in Etappen und nur nach Bedarf in Lehre und Forschung, so die ETH. Geplant sind zudem verschiedene Sanierungen und Aufstockungen von bestehenden Gebäuden. Weitere Wohnhäuser sind nicht vorgesehen.

Bereits heute gibt es verschiedene Freiräume auf dem Campus der ETH Hönggerberg. Im neuen Masterplan 2040 sind drei Hauptgrünräume vorgesehen: der bestehende Albert-Steiner-Garten, eine Erweiterung des Flora-Ruchat-Roncati-Gartens und eine neue Parkanlage, eine Art Square, in der Nähe der Studentenwohnsiedlung. Diese Freiräume sollen für eine hohe Aufenthaltsqualität sorgen.

Ziel der ETH ist es, einen lebendigen Stadtteil zu schaffen, wo eingekauft, gewohnt, gearbeitet, studiert und die Freizeit verbracht werden kann. Publikumsorientierte Erdgeschossnutzungen, darunter auch Läden vor allem entlang der Wolfgang-Pauli-Strasse, sollen den Campus weiter beleben.

Verkehr
Fuss- und Velowege sind als Verbindung zwischen Campus und Landschaft vorgesehen. Der motorisierte Individualverkehr soll auch in Zukunft nur auf der Emil-Klöti-Strasse möglich sein, wie im Masterplan 2040 festgehalten wird. Zudem soll eine Ringstrasse als Filter zwischen Campus und Landschaft wirken. Als zentrale Hauptachse für den öffentlichen Verkehr soll wie bisher die Wolfgang-Pauli-Strasse dienen.
Der ETH Link, ein Bus, der das Zentrum und die ETH Hönggerberg beinahe im 10-Minuten-Takt verbindet und täglich bis zu 5000 Fahrgäste transportiert, soll weiterhin die regulären VBZ-Linien entlasten. Sowohl die Buslinien 80 als auch 69 sind trotzdem überlastet. Deshalb sind ab September 2018 zu Stosszeiten und während Prüfungs- und Studienzeiten zusätzliche Kurse auf der Linie 80 geplant, wie die ETH kürzlich mitteilte. Sie finanziert diese Taktverdichtung bis Ende 2019 selber. Dann sollte der ZVV die Taktverdichtung auf Antrag der VBZ definitiv einführen. Die Kantonsräte Beat Habegger und Alexander Jäger (FDP) fragten den Regierungsrat am vergangenen Montag an, welche Massnahmen er vorsieht, um die Erschliessung der ETH in Zukunft sicherzustellen.
Auch die Situation für die Velofahrenden zum Campus soll verbessert werden. Kürzlich eröffnete die ETH eine E-Bike-Station von Züri-Velo. (pm.)

Masterplan Hönggerberg 2040, Dienstag 22.05.2018 / 18.15–19.15. Die langfristige bauliche Entwicklung des Campus Hönggerberg. Gebäude HIL, Stefano-Franscini-Platz 5. Öffentliche Führung, keine Anmeldung nötig.

Informations- und Dialogveranstaltung

Um den Masterplan 2040 umsetzen zu können, müssen der kantonale Richtplaneintrag sowie die städtischen Sonderbauvorschriften entsprechend angepasst werden. Ab 2. Juni liegen die Sonderbauvorschriften öffentlich auf. Am 5. Juni, 18.30 Uhr, findet im HCI G3 auf dem Campus Hönggerberg eine Informations- und Dialogveranstaltung der ETH mit Stadt und Quartierverein Höngg statt. Am 6. Juni um 18.30 Uhr organisiert die ETH im «Kronenhof» in Affoltern dieselbe Veranstaltung für die Affoltemer zusammen mit Stadt und Quartierverein Affoltern. Es informiert Ulrich Weidmann, Vizepräsident ETH Zürich, über den Masterplan Hönggerberg 2040 sowie Stadtrat André Odermatt über die Sonderbauvorschriften.