Immer mehr Menschen nehmen regelmässig Medikamente. In Befragungen gibt heutzutage jeder Zweite an, mindestens einmal in der Woche ein Medikament einzunehmen, teilt Patientensicherheit Schweiz mit. Im Alter steigt der Medikamentenkonsum gar noch. Jeder vierte über 65-Jährige nimmt fünf oder mehr Medikamente am Tag. Kein Wunder also, dass unerwünschte Arzneimittelereignisse und Medikationsfehler zunehmen. In der Schweiz sind allein 20‘000 Spitalaufenthalte pro Jahr auf medikamentenbedingte Probleme zurückzuführen. Jeder zehnte Patient erleidet wegen Medikationsfehlern oder unerwünschten Wirkungen der Medikamente im Spital ein unerwünschtes Ereignis, was neben dem meist vermeidbaren Leiden hohe und unnötige Kosten verursacht.
Je mehr Medikamente jemand braucht, desto schwieriger wird es für Patienten, Angehörige und das Behandlungsteam, den Überblick zu behalten und keine Fehler zu machen. Besonders risikoreich sind dabei Übergänge in der Behandlung – sei es vom Hausarzt zum Spezialisten, von Zuhause ins Spital oder vom Spital in die Rehaklinik oder ins Pflegeheim. «Gerade der Spitaleintritt und der Spitalaustritt sind besonders riskante Momente», bestätigt Liat Fishman, die das nationale Progress!-Programm leitete, das auf die Medikationssicherheit an Schnittstellen zielte. Werden an diesen Übergängen Checks durchgeführt, reduziert dies Fehler in der Verordnung, Dosierung, Verabreichung und Einnahme. «Mit diesen Abgleichen erfassen, dokumentieren und kontrollieren Ärzte, Pflegende oder Pharmazeuten die Medikamente eines Patienten vom Eintritt bis zum Austritt systematisch und regelmässig», ergänzt sie. Beim Austritt aus dem Spital werden Patienten, Hausärzte oder andere Nachsorgende über die Medikation informiert. So gibt es we-niger Wechselwirkungen und unerwünschte Wirkungen. Stiftungspräsident Dieter Conen betont: «Diese Checks reduzieren Fehler und machen die Medikation im Spital sicherer».
Matchentscheidend für die Einführung von Medikationschecks ist jedoch, dass die Spital- und Klinikleitungen diese Massnahme aktiv unterstützen und es genügend personelle Ressourcen hat. Fishman und Conen unterstreichen, «dass es dazu moderne Ansätze braucht, wie die Interprofessionalität, den Einbezug der Patienten und seiner Angehörigen und gute IT-Strukturen, wie sie mit dem elektronischen Patientendossier möglich werden». Um diese wichtige Sicherheitsmassnahme nun in der Schweiz weiter zu verbreiten, lanciert Patientensicherheit Schweiz eine Stakeholder-Erklärung, die den systematischen Medikationsabgleich im Spital zum notwendigen Standard für einen sichereren Medikationsprozess deklariert. Bis heute haben bereits über 30 Organisationen und Fachpersonen offiziell entschieden, die Charta zu unterstützen und mitzuunterzeichnen. (pd.)