Fast die ganze Familie steht auf dem Eis

Erstellt von Pascal Wiederkehr |
Zurück

Ihre Familie ist auf dem Eis zu Hause: Im Gegensatz zu ihrem Mann und ihren Söhnen spielt Angela Francioli zwar selber kein Eishockey, dafür leitet sie die Kasse der Kunsteisbahn Küsnacht und nimmt einen Eislaufkurs.

Kaum vorzustellen, dass man auf eine Seegfrörni warten musste, bis wieder Eislaufen oder Eishockey möglich war. Doch ein gefrorener Zürichsee war 1929 die Initialzündung, die später zur Gründung des Schlittschuhclubs Küsnacht führte. Die Eishockeysektion des SC Küsnacht geht auf das Jahr 1934 zurück, gespielt wurde auf dem Schübelweiher, wenn es das Eis und die Witterung zuliessen. Die Kunsteisbahn Küsnacht (KEK) wurde erst 1962 eröffnet.

Eines der Gründungsmitglieder des SC Küsnacht war Hans Gibel. Er ist der Grossvater von Angela Francioli, die heute auf der KEK die Kasse leitet. Dort ist sie für die Einlasskontrolle sowie die Schlittschuhvermietung verantwortlich.

Die 41-Jährige hat eine besondere Beziehung zu diesem Ort, denn schon als Teenager kam sie mit ihren Freundinnen in ihrer Freizeit hierher. «Wir schauten den Jungs gerne beim Trainieren zu», erinnert sich Francioli. Die KEK war für die jungen Küsnachterinnen und Küsnachter damals ein beliebter Treffpunkt, vor allem an Mittwochnachmittagen wegen des Kiosks.

Vater moderierte Kassensturz
Fürs Eishockey interessierte sich Francioli allerdings selber weniger, vielmehr für Fussball. Ihr Vater André Francioli arbeitete beim Schweizer Fernsehen – unter anderem als Moderator der Sendung «Kassensturz». Später wechselte er in die Sportabteilung und engagierte sich zusätzlich selbstständig für die Fussballverbände Uefa und Fifa. «Eishockey war mir eigentlich immer etwas zu ruppig», erzählt Francioli. Um ihre beiden Söhne Nevio (10) und Nino (8) macht sie sich trotzdem keine Sorgen. Sie spielen beide bei den Jüngsten im Nachwuchs der GCK Lions, die sogenannte Erfassungsstufe. «Es ist kein Körperspiel – also etwa Checks – erlaubt. Ausserdem sind sie durch die Ausrüstung gut geschützt», sagt die Küsnachterin.

Trainiert werden ihre Kinder auch von ihrem Mann Dominic Dietrich. Er spielt beim SC Küsnacht im Senioren-Team. Nebenbei ist der 40-jährige Assistenzcoach in der Erfassungsstufe der GCK Lions. Zu den Trainings, die teilweise schon sehr früh morgens beginnen, fährt er seine Söhne hin. «An gewissen Wochenenden im Winter ist die KEK quasi unser Zuhause», sagt Francioli schmunzelnd. Die Begeisterung fürs Eishockey ist Nevio und Nino anzusehen. Werden sie also einmal für die ZSC Lions auf dem Eis stehen? «Wenn man meine Söhne fragen würde, was sie später werden wollen, dann wahrscheinlich Hockeyspieler in der NHL», urteilt Francioli. Ganz unrealistisch ist dieser Traum nicht, haben doch schon viele GCK-Spieler den Sprung an die Spitze geschafft. Erst kürzlich unterzeichnete der 24-jährige Pius Suter gar einen Vertrag mit den Chicago Blackhawks, einem Team, das in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL) oben mitspielt.

Aussenfeld ab 17. Oktober offen
Doch bis es so weit ist, dürfte es noch dauern. Zuerst steht nun einmal eine Eislaufsaison unter Corona-Bedingungen an. Mit Schutzkonzepten hat Francioli in den vergangenen Monaten Erfahrungen gesammelt. Sie leitet im Sommer die Kasse beim Strandbad Küsnacht. «Es ist für alle eine Herausforderung, weil sich auch die Vorgaben des Bundes und des Kantons immer wieder ändern», so Francioli. In Innenräumen der KEK gilt eine Maskenpflicht, auch in den Garderoben oder auf der Strafbank. Aktuell ist die Halle nur für Vereinssport geöffnet, das Aussenfeld ist dann ab dem 17. Oktober in Betrieb. Das Schutzkonzept für den öffentlichen Eislauf ist mit den dann gültigen Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit noch definitiv zu erstellen.

«Die KEK hat einen guten Ruf, sie ist klein, aber fein», sagt Francioli. Auch viele Prominente aus der Umgebung kämen immer wieder vorbei. Und die Leiterin der KEK-Kasse besucht nun einen Erwachsenenkurs im Eislaufen. «Damit ich mit meinem Mann und meinen Söhnen wenigstens etwas mithalten kann.»