Fest rund um «50 Jahre Sächsitram»

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Vielleicht erinnern Sie sich? Im Juli 1972, also vor gut 50 Jahren, war es so weit: Die Tramwendeschlaufe bei der Kirche Fluntern war fertiggebaut. Damit brauchte es die alten Zweiachser nicht mehr. Auch keine Kondukteure, denn die neueren Tramwagen hatten automatische Türen und waren nur noch mit gültigen Fahrausweisen zugänglich. Während das für die einen ein Grund für ein grosses Volksfest war, trauerten andere dem alten Zweiachser, dem Sächsitram, nach. Die kürzeste und zugleich steilste Tramlinie Zürichs mit der schwarzen Sechs auf gelbem Grund, die werktags bei der alten Kirche Fluntern beim Vorderberg wendete und jeweils am Sonntag vom Hauptbahnhof zum Zoo führte, war damit Geschichte.

Bereits im Vorfeld der grossen Eröffnung der neuen Tramlinie formierte sich Widerstand: Einige Gymi-Schüler aus Fluntern taten sich zur «Aktion Pro Sächsi­tram» zusammen und erhielten dabei viel Unterstützung aus dem Quartier. Die «Aktion pro Sächsitram» wollte den Erhalt der alten Tramwagen sichern und damit regelmässige historische Fahrten durchführen. Es wurden Unterschriften gesammelt, eigens kreierte Schoggitaler verkauft und dessen Erlös den VBZ übergeben mit dem Ziel, mindestens eine Sächsitram-Komposition betriebsfähig zu halten: Seit den 1980er-Jahren verkehren auf der Zoo-Strecke an ausgewählten Sonntagen im Frühjahr und im Herbst Oldtimerkurse. So auch im Rahmen eines Fluntermer Quartierfestes, das 1980 stattfand. Oder anlässlich der Taufe eines Trams 2000, auf dem das Wappen von Fluntern angebracht wurde.

In den Führerständen der alten Trams stehen dabei jeweils VBZ-Wagenführerinnen und -führer, und in jedem Wagen fährt eine Zugbegleiterin respektive ein Zugbegleiter mit, die allesamt ihre Dienste in ihrer Freizeit und aus Freude an der Sache leisten. Mit den in all den Jahren eingegangenen Spendengeldern von Fahrgästen und Sympathisanten konnte die im letzten Jahr fällig gewordene Revision eines der Motorwagen des legendären Sächsitrams finanziell namhaft unterstützt werden.

Am 21. und 22. Mai

Nun ist der Moment gekommen, um das bevorstehende 50-Jahr-Jubiläum ausgiebig zu feiern. Am Wochenende von 21. und 22. Mai organisiert der Verein «Aktion pro Sächsitram» (APS) in Zusammen­arbeit mit den VBZ unter dem Motto «Nos­talgische Zeitreise» erstmals einen Old­timer-Linienbetrieb: Es verkehren zwischen 10.30 und 17 Uhr Tramwagen von anno dazumal – in Ergänzung zu den regulären Kursen – vom Hauptbahnhof zum Zoo. Dies am Samstag im 15-Minuten-Takt, am Sonntag sogar alle 10 Minuten. Zum Einsatz kommen ein nostalgisches «Sächsitram» (Baujahr 1929), zwei «Elefanten» (Baujahr 1930) jeweils mit zweiach­sigen Anhängewagen. Am Sonntag zusätzlich Tramwagen aus den 1940er- und den 1950er-Jahren, die jeweils an Sonntagnachmittagen die Linie 6 bedienten und jahrzehntelang im ganzen Stadtgebiet vor Erscheinen der Gelenktrams im Einsatz standen.

Alter «Schnauzenbus» auch dabei

Zudem verkehrt ab Tramhaltestelle Zoo zwischen 11 und 17 Uhr ein alter «Schnauzenbus» (Baujahr 1930) als Rundkurs hoch oben im Quartier. Bei der Tramwendeschlaufe Zoo lädt das Gastrotram «Elefant» zu einem Umtrunk ein, und der Quartierverein Fluntern veranstaltet am Vorderberg ein kleines Fest, verbunden mit einer Foto- und Filmpräsentation über vergangene Tage. (e.)