Freilichtspektakel widmet sich der Liebe

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Grossaufgebot für Theaterklassiker: Patrick Frey, Wanda Wylowa und Kamil Krejci spielen bei «Was ihr wollt» im Sihlwald mit.

Mit von der Partie sind einige berühmte Namen: darunter Susanne Kunz, bekannt als Moderatorin beim Schweizer Fernsehen, sowie die Schauspieler Patrick Frey, Kamil Krejci, Wanda Wylowa und Peter Niklaus Steiner. Sie spielen mit in der Freilichtaufführung «Was ihr wollt» des Turbine-Theaters im Spielpavillon beim Wildnispark Zürich.

Die Komödie verfasste William Shakespeare in Englisch unter dem Titel «What you will» Anfang des 17. Jahrhunderts. Sie spielte im damaligen Illyrien, einem Teil des Balkans. Shakespeares Stücke – ob Tragödie oder Komödie – widerspiegeln die menschliche Vielfalt und bringen das allzu Menschliche ans Tageslicht.

Eine verwirrende Komödie
Neben seinen Königsdramen hatte Shakespeare diverse Komödien verfasst; eine davon ist dieses eher melancholische Stück. Thema ist die Liebe in jeder Form: projizierte Liebe, aufopfernde Liebe, homoerotische Liebe, selbst zerfleischende Liebe, berechnende Liebe, platonische Liebe und wahre Liebe.

Der Inhalt ist ziemlich unübersichtlich und lässt sich kaum in ein paar Worten zusammenfassen: Livio (Christiaan Turk), Herzog von Illyrien, liebt die Gräfin Olivia (Susanne Kunz) und schickt ihr als Liebesboten die als Page verkleidete Viola (Ailin Nolmans), die ihrerseits den Herzog liebt. Nun taucht aber Violas Zwillingsbruder Sebastian (Yves Ulrich) auf, sodass Olivia in natura bekommt, was sie in der verkleideten Viola zu haben glaubte. Der Moralapostel Malvolio (Peter Niklaus Steiner) macht sich dank entsprechender Intrigen zum Narren. Viola und Trunkenbold Tobi (Kamil Krejci) liessen ihn anhand eines Briefes glauben, Olivia sei in ihn verliebt. Nur der Narr (Patrick Frey) steht über diesen Liebeswirren. Er lässt sich – obwohl von der Gunst der Herrscherklasse abhängig – nicht verbiegen und sagt die oft unbequeme Wahrheit.

Diese Konstellation scheint vorerst äusserst lustig daherzukommen, doch enthüllt sie, wie Menschen hinter einander herjagen und wie sie durch Verkleidungen und Irrtümer genarrt werden. Alles scheint ein vergeblicher Liebesreigen zu sein; ein Knäuel von Strängen, der sich – laut Regisseur René Schnoz – im Stück in Wohlgefallen auflösen wird. Zu viel sei noch nicht verraten, doch eines ist klar: Zum Schluss haben alle bekommen, was sie wollten. Das von René Grünenfelder gestaltete Szenenbild spielt gekonnt mit den Gegebenheiten. Wer schon einmal das Vergnügen hatte, eine poetische Aufführung im Pavillon des Turbine-Theaters im Wildnispark Sihlwald zu geniessen, weiss, wie romantisch die Umgebung mit Blick über die Sihl ist. Durch die besondere Situation am Spielort konnten die beiden Fürstenhäuser Olivia und Herzog Livio örtlich durch die Sihl getrennt werden. Am Sitz des Herzogs auf dem gegenüber liegenden Ufer wird mit grossen Bällen und Buchstaben gespielt. Durch Drehen dieser Bälle wird mittels Buchstabenkombinationen angezeigt, wer gerade im Spiel ist. Ein weiteres Element sind die vielen Tücher, die Grünenfelder nach Bedarf zum Verschwindenlassen und Verstecken von Mitspielern einsetzt.

Es ist jedoch nicht nur eine Komödie, sondern auch ein musikalisches Stück. Musiker und Komponisten sind Moritz Widrig und David Hohl mit melancholischem Dark-Wave oder New Romantic – Depeche Mode, Crimer, Blackbook, David Bowie. New Romantic war auch für die Wahl der Kostüme massgebend. Kostümbildner Rudolf Jost mischte Klassisches aus den 80er-Jahren mit Modernem.

Zeitlose Interpretation
Regisseur René Schnoz meinte auf die Frage «Wieso Shakespeare?», dass sich dieser Klassiker sehr gut in die heutige Zeit transferieren lasse. Die Sprache hätte zwar teilweise angepasst werden müssen. Doch eigentlich wollte er das Stück ziemlich zeitlos interpretieren, quasi in eine eigene Welt versetzen. Er wollte das Stück zeitlich nicht verankern. «Wir spielen im Hier und Jetzt, aber die elisabethanische Lebensweise drückt immer wieder durch», äusserte sich Schnoz.
Die Szenenproben für das Stück «Was ihr wollt» fanden im ehemaligen Turbinenraum der Spinnerei in Langnau statt. Die Mitglieder des Trägervereins werden jeweils – als kleiner Bonus – zu einer Probe mit anschliessendem Apéro eingeladen. Da wird ihnen die Gelegenheit geboten, Ensemble und Produktionsteam persönlich kennen zu lernen. (jg.)

«Was ihr wollt» im Freilichttheater Sihlwald. 11. Juli bis 4. August. Spielplan und Tickets: www.turbinetheater.ch