Am Samstag wurden auf dem Münsterhof bei den 11. Zürcher Blasmusiktagen zwei ganz besondere Konzerte ausgetragen: Das Galakonzert der Stadtharmonie Zürich Oerlikon-Seebach und das Jubiläumskonzert der Stadtmusik Zürich entführten die gut 600 Besucher/-innen in stilistisch vielfältige Klangwelten.
Es ist ein brütend heisser Sommertag in Zürich, das Thermometer zeigt geschlagene 30 Grad. In schwarzen Blazer, weisse Bluse und violette Krawatte gekleidet und das im Sonnenlicht funkelnde Instrument unter den Arm gepackt, steuert die Stadtharmonie Zürich Oerlikon-Seebach den Münsterhof an. Gleich darauf richten sich die gut 50 Musikerinnen und Musiker auf der von pompösen Blumensträussen und Wappen geschmückten Bühne ein. Ganze 600 Zuhörerinnen und Zuhörer füllen das wohltemperierte Zelt aus. Stimmengewirr erfüllt den Saal – das Einstimmen der Instrumente und gedimmte Marschmusik vermitteln eine Vorahnung der musikalischen Reise, welche kurz bevorsteht.
Ein gebanntes Publikum
Selbst als die Musikerinnen und Musiker ihr erstes Werk anstimmen, bleibt der Lärmpegel beständig. Er sinkt jedoch schlagartig, als die Perkussionisten zu einem wuchtigen Trommelwirbel ansetzen – das Publikum ist gebannt. Nach einem rasanten Einstieg gibt eine feierliche Fanfare den Ton an, die nachfolgende Melodie erklingt filigran trällernd. Allein dieser Konzertauftakt entführt das Publikum in verschiedene Klangwelten und Stimmungslandschaften. Diese manifestieren sich nicht nur klanglich, sondern sind auch der Mimik des Tessiner Dirigenten Carlo Balmelli abzulesen.
Mal ziehen sich seine Augenbrauen zu ernster Miene zusammen, nur um dann abrupt in die Höhe zu schnellen. Letzteres vor allem dann, wenn die Musik eine überraschende Wendung nimmt. Voller Gestus leitet Balmelli die Stadtharmonie Zürich Oerlikon-Seebach an und entlockt dieser die feinsten Nuancen und strahlende Klangfarben. Überzeugend werden dynamische Höhen und Tiefen angespielt. Dabei alternieren die Musizierenden wirkungsvoll zwischen von Flöten geführten subtilen Melodien und von Posaunen und Tuben gestemmter Klanggewalt, wie sie nur durch Blasinstrumente erzeugt werden kann.
Stilistisch aus dem Vollen schöpfen
Nebst der klanglichen Vielfalt wird am Abend auch stilistisch aus dem Vollen geschöpft: Von jazzigen Rhythmen bis hin zu wiegenden Walzern beeindrucken beide Orchester mit einer beachtlichen Bandbreite an Musikstilen. Ob Klassik oder Pop, die Musizierenden überzeugen in jeder Stilrichtung und bekunden standhaft: Blasmusik kann viel mehr als nur Marschmusik. Dies wird vor allem dann deutlich, als das Konzert der Stadtharmonie Zürich Oerlikon-Seebach zu einem Medley von Songs der beliebten Band Coldplay ausklingt. Oder als die Stadtmusik Zürich Hits von Amy Winehouse darbietet. Kurzum: Am Blasmusikkonzert ist für alle 600 Zuhörerinnen und Zuhörer etwas dabei. Dieser stilistischen Vielfalt entsprechend ist auch das Publikum durchmischt: Es ist ein Anlass für die ganze Familie, es sind Urgrosseltern und Kleinkinder zugegen – die Freude an der Blasmusik scheint generationsübergreifend.
Fahnenweihe ehrt «175-Jähriges»
Dieser ganz im Zeichen der Blasmusik stehende Abend wartete auch mit einigen Überraschungsmomenten auf: So etwa mit der Fahnenweihe, welche das 175-Jahr-Jubiläum der Stadtmusik Zürich ehrte. Ein weiteres Highlight war die Uraufführung des «Festivo Turiucum» – es lässt sich somit auf einen abwechslungsreichen Abend zurückblicken. Auch Markus Baumann, Präsident des Organisationskomitees der Blasmusiktage Zürich, ist sehr zufrieden: «Mein Schlussfazit ist durch und durch positiv – das Wetter war traumhaft, wir empfingen täglich Hunderte von Konzertbesuchenden. Nach einer 13-jährigen Pause also eine gelungene Fortsetzung der Zürcher Blasmusiktage.»
Das Jubiläumsbuch
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Blasmusikverbands der Stadt Zürich wird ein Buchprojekt realisiert, welches die bewegte Geschichte des Verbands facettenreich beleuchtet. Darüber hinaus werden im Buch die einzelnen in der Stadt ansässigen Musikvereine vorgestellt. Das Jubiläumsbuch erscheint im August, kann aber auf der Website des Blasmusikverbands bereits zum Spezialpreis von Fr. 25.– statt Fr. 35.– vorbestellt werden: www.blasmusik-zh.ch/index.php/jubilaeumsbuch.