«Gemeinsam sind wir Pfarrer Sieber»

Erstellt von Pia Meier |
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Christoph Zingg wird Ende August nach fast elf Jahren die Gesamtleitung der «Sozialwerke Pfarrer Sieber» abgeben. Mit einem Gottesdienst in der reformierten Kirche Albisrieden wurde er offiziell verabschiedet.

Zahlreiche Weggefährten von Christoph Zingg und Vertreter der «Sozialwerke Pfarrer Sieber» (SWS) nahmen am Abschiedsgottesdienst in der reformierten Kirche Albisrieden teil. Es sollte ein spezieller Gottesdienst sein. So wurden die Anwesenden aufgefordert, selber aktiv zu werden. Corinne Dobler, Seelsorgerin der SWS, führte eine interaktive Umfrage durch. Sie wollte von den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern wissen, was sie Jesus auftischen würden (welches Essen und welche Frage), wenn er zu ihnen nach Hause käme. Alle machten mit ihrem Handy rege mit. Von Schoggimousse bis Liebe gab es zahlreiche Ideen.

Der Tisch war während des ganzen Gottesdienstes ein Symbolbild für Gemeinschaft. Andreas Käser, ebenfalls Seelsorger der SWS, erläuterte den Charakter von Holz. Auch Menschen seien aus unterschiedlichem Holz geschnitzt. Seelsorger Joseph Keutgens ging auf den Abendmahltisch und die zahlreichen Sitzungen ein, die Zingg vorbereitet hatte. Stiftungsratspräsident Fredy Jorns erinnerte daran, was Zingg der Stiftung hinterlassen hat, wie zum Beispiel das neu überarbeitete Leitbild. Er überreichte ihm nach dem Segen symbolisch einen kleinen Tisch, ein Buch mit Erinnerungen und einen Blumenstrauss.

Verbunden mit Kirche Albisrieden

Dass der Anlass in der reformierten Kirche Albisrieden stattfand, begründete Zingg wie folgt: «Ich durfte ein paar Jahre lange mitwirken in der Vorbereitung und Durchführung des Gospel-Festivals Albisrieden und durfte in diesem Zusammenhang mehrmals auch Gottesdienste gestalten.» Er habe diese Kirche so kennen und schätzen gelernt als Raum mit einer schönen sakralen, aber auch polyvalenten Ausstrahlung, die es ihm persönlich sehr angetan habe. «Zudem durften wir vor Jahren eine leerstehende Personalwohnung der Kirchgemeinde nutzen, als wir einer nach einer gescheiterten Auswanderung völlig verarmt zurückgekehrten vierköpfigen Familie ein Dach über dem Kopf besorgen konnten.»  

Zingg wird Ende August «weiterziehen», wie er festhielt. Ab September wird er wieder als Pfarrer tätig sein. Ab 1. Februar 2022 wird Friederike Rass die Gesamtleitung der SWS übernehmen. Sie ist zurzeit Geschäftsführerin der Evangelischen Gesellschaft Kanton Zürich.                          

Engagierte, beherzte Mitarbeiter

Zingg wollte eigentlich gar nie Theologie studieren. In seiner Jugendzeit arbeitete seine ganze Familie bei der Swissair. So wollte er Flight-Attendant werden. Um diesen Traum zu realisieren, reiste er zur Ausbildung in die USA. Doch dort kam alles anders. Durch Begegnungen wurde ihm klar, dass er Theologie studieren sollte.

Zingg sind die Beziehungen zu den Menschen immer wichtig gewesen. «Grundsätzlich war und ist die Zusammenarbeit mit so vielen engagierten, beherzten Mitarbeitenden ein grosses Highlight – gemeinsam sind wir Pfarrer Sieber. Ohne sie, die unser Stiftungsgründer zu Recht ‹Herzwerker› nannte, würde die Organisation nie dort stehen, wo sie heute steht.» Zurückblickend möchte er Folgendes ebenfalls hervorheben: die Realisierung des Lebenstraums des Stiftungsgründers Pfarrer Sieber, die Notwohnsiedlung Brothuuse in Affoltern; den ­Abschied von Ernst Sieber auf dem Platzspitz im Juni 2018 mit Hunderten von Weggefährten, der trotz des traurigen Anlasses zu einem Moment wurde, wo sich Himmel und Erde berührten, und das Ja des Zürcher Kirchenparlaments Anfang dieses Jahres zum Kredit für die Überbauung Glaubten in Affoltern, für das zukünftige Pfarrer Sieber Haus. «Da wusste ich. Jetzt darf ich gehen, und dies umso mehr, als dass ich die Realisierung des Projekts in guten Händen weiss», freut sich Zingg.