Annemarie Schmidt-Pfister gewinnt den dritten Küsnachter Schreibwettbewerb von «booXkey». Ihre Kurzgeschichte über eine Jugendfreundin, die ihre Matheschwäche durch einen ansteckenden Lachanfall wettmachte, gefiel den Lesern am besten.
Gespannt sitzen die drei Frauen auf der kleinen Bühne der Küsnachter Chrottegrotte. Gleich wird Susanna Vollenweider bekannt geben, wer den diesjährigen Schreibwettbewerb gewonnen hat. Die Co-Leiterin von «booXkey», einer Veranstaltungsplattform für Themen rund um das Wort, spannt die rund 15 Zuschauer kürzlich nicht lange auf die Folter: Die Gewinnerin heisst Annemarie Schmidt-Pfister, ist Journalistin von Beruf und Kolumnistin dieser Zeitung. Ihre preisgekrönte Kurzgeschichte erzählt von einer Schulfreundin aus der Gymizeit, die fliessend sechs Sprachen beherrschte, aber mit Zahlen auf Kriegsfuss stand. Gleichzeitig war ihr Lachen so ansteckend, dass sich ihm selbst der Mathelehrer nicht entziehen konnte.
«Ich habe mich gestern mit meiner lieben Freundin getroffen», erzählt Schmidt-Pfister bei ihrer Dankesrede, einen Büchergutschein in der Hand, gestiftet von der Gemeinde Küsnacht. «Wegen des Schreibwettbewerbs habe ich mit ihr nach einem halben Jahrhundert wieder Kontakt aufgenommen.» Die beiden Frauen hätten ein lustiges Mittagessen zusammen verbracht. Schliesslich sei das Lachen der Freundin immer noch so ansteckend wie früher. «Aber ihre Augen sind nicht schwarz, wie von mir in der Geschichte beschrieben, sondern blau», zwinkerte sie dem amüsierten Publikum zu.
Schmerzhafte Erinnerungen
Auch die zweitplatzierte Michal Gablinger («Einfach gemein ...») und die drittplatzierte Margrit Harnist («Schulzeit, eine glückliche Zeit – trotz allem») erzählten Episoden aus ihrer Schulzeit. Schliesslich war «Ein Schulerlebnis» doch das vorgegebene Thema des aktuellen Wettbewerbs. «Die Streiche, die ich beschreibe, waren mir anfangs fast ein bisschen peinlich», gesteht Harnist später beim Apéro. So zum Beispiel, als sie sich im Unterricht von ihren Klassengefährten in einen Schrank sperren liess, nur um später, mitten im Unterricht, der gestrengen Arbeitslehrerin direkt vor die Füsse zu plumpsen. «Ich freue mich sehr über den Preis», meinte die Küsnachterin. Damit gerechnet habe sie aber nicht. Es ist das erste Mal, dass Margrit Harnist eine Geschichte geschrieben hat.
Nicht immer einfach war die Schulzeit für die gebürtige Israelin Michal Gablinger. Ihre nachdenkliche Geschichte «Einfach gemein ...» thematisiert denn auch die eigene angeborene Dyskalkulie – eine Lernschwäche, welche das mathematische Denken betrifft. Damals war darüber aber noch wenig bekannt, als Mädchen wurde sie deshalb als dumm ausgelacht. Heute weiss man, dass Dyskalkulie nichts über die Intelligenz des Betroffenen aussagt. Oftmals finden sich sogar besonders begabte Menschen mit überdurchschnittlichem IQ unter ihnen. «Ich werde aus meinen Erlebnissen ein Buch mit dem Titel ‹Kindheit auf der Achterbahn› schreiben», sagt Gablinger, «die Kurzgeschichte ist nur ein Kapitel daraus», meinte sie.
Neues Thema steht schon
Der nächste Schreibwettbewerb von «booXkey» findet in einem Jahr statt, dann sind Kurzgeschichten zum Thema «Ein Missverständnis» gefragt. Mitmachen können alle Küsnachter und Heimweh-Küsnachter, aber auch die Bewohner aus den Nachbargemeinden. Ebenso besteht die Jury aus keinen Fachleuten, sondern aus Bewohnern des Zürichseeufers. «Für Küsnachter von Küsnachtern», brachte es Susanna Vollenweider auf den Punkt. Applaus gab es zum Schluss für die Vertreterin der Gemeinde, Gesundheitsvorsteherin Susanna Schubiger-Münger (GLP), und für Marie-Helen Lüchinger, die sich von «booXkey» verabschiedet. «Ich musste Prioritäten setzen», sagte sie sichtlich gerührt. Zu ihrer Kollegin Vollenweider meinte sie: «Wir haben vor drei Jahren klein angefangen, konnten aber schon viele gute Referenten gewinnen und interessante Anlässe organisieren.»
Ihre Nachfolgerin wird Hanna Schuler, die im Dorf bekannt ist, präsidiert sie doch den Frauenverein Küsnacht und wohnt seit bald 20 Jahren in der Seegemeinde. «Ich musste nicht lange überlegen und habe sofort zugesagt, als ich für die Co- Leitung von ‹booXkey› angefragt wurde», meinte sie und erntete einen warmen Willkommensapplaus. (moa.)