Gewerbe Wipkingen löst sich auf

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Zwanzig anwesende Mitglieder des Gewerbes Wipkingen stimmten anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung für die Auflösung des Vereins. Hauptgrund war, dass sich niemand zur Verfügung stellte, den Verein weiterzuführen.

«Die Auflösung des Vereins bietet eine Chance für etwas Neues», meinte Martin Bürlimann, Präsident ad interim des Vereins Gewerbe Wipkingen am Schluss der Versammlung im Kirchgemeindehaus Letten. Der Applaus für seine souveräne Art, die Versammlung durchzuführen, war gross. Auch wenn das Bedauern teilweise ebenso gross war, dass es den Verein nicht mehr gibt, sah niemand eine andere Lösung als die Auflösung. Niemand der Anwesenden war bereit, den Verein zu führen.

Keine Alternative
Martin Bürlimann und Barbara Schürz waren von der ordentlichen Generalversammlung des Gewerbes Wipkingen im Februar dieses Jahres beauftragt worden, die Liquidation des Vereins kontrolliert vorzubereiten. Trotzdem hofften einige Mitglieder des Vereins, dass es doch noch eine andere Lösung gibt. «Ein starker Gewerbeverein ist gerade in der heutigen Zeit wichtig», betonte unter anderen Fredi Wunderlin, ehemaliger Präsident des Vereins. Aber es hatte sich schon seit einiger Zeit abgezeichnet, dass die Situation schwierig ist. So wurde bereits während der Amtszeit von Wunderlin erfolglos ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin gesucht. «Wir suchen seit 18 Monaten erfolglos», hielt Schürz fest. Schnell wurde der Versammlung trotz verschiedener Anträge und Inputs klar, dass der Verein so nicht weitergeführt werden kann.

Als Alternative wurde eine Fusion mit dem Wirtschaftsraum Zürich-Nord vorgeschlagen. Dieser hatte beim Verein Gewerbe Wipkingen sein Interesse deponiert. Aber auch da stellte sich die Frage, wer die Fusion durchführt? Zudem wurde erläutert, wie hoch die Kosten für eine solche Fusion sind. «Es muss mit 10 000 Franken gerechnet werden», hielt Mitglied Thomas Müller fest. Und dieses Geld hat der Verein nicht. Auch wurde in Frage gestellt, ob der Wirtschaftsraum Zürich-Nord der richtige Partner ist. Handel und Gewerbe Höngg sei naheliegender. Am Schluss der Diskussionen stimmten die anwesenden Gewerbetreibenden mit einer Gegenstimme für die Auflösung des Vereins Gewerbe Wipkingen.

Decharge nicht erteilt
Auch hat das Gewerbe Wipkingen in der Zwischenzeit viel weniger Vermögen als an der Generalversammlung im Februar festgehalten. Damals fehlte der Revisionsbericht für die Rechnung 2019. In der Zwischenzeit war die Rechnung von Schürz kontrolliert und von Verena Möckli revidiert worden. So wurde die Jahresrechnung 2019 an der ausserordentlichen Generalversammlung abgenommen. Schürz und Bürlimann hielten aber klar fest, dass sie dem damaligen Vorstand – er trat im Februar in globo zurück – die Decharge nicht erteilen wollen.

Grosse Unzufriedenheit
Grund waren die vorliegenden Rechnungen von Januar und Februar 2020. Schürz führte aus, dass viel Geld ausgegeben wurde. Es gebe zudem einige Unklarheiten über die Ausgaben, die sie bereinigen musste. So wurde beispielsweise die Hebebühne für den Weihnachtsbaum vom Vereinsvorstand dreimal bestellt und entsprechend bezahlt. Auch eine Bankkarte war offensichtlich noch im Umlauf, die es eigentlich nicht mehr geben sollte. Weiter wurde fälschlicherweise eine Rechnung für den Quartierverein vom Gewerbe bezahlt. Die Unzufriedenheit der Anwesenden war gross. Ein paar zogen in Betracht, die ehemaligen Vorstandsmitglieder privat zu belangen, andere hingegen wollten eine Abschreibung. Die Anwesenden folgten schliesslich dem Antrag von Bürlimann und Schürz und gaben die Decharge für den ehemaligen Vorstand mehrheitlich nicht.

Auch die Frage, was mit dem Vermögen des Vereins nach Bezahlung aller Kosten wie zum Beispiel Archiv, geschieht, sorgte für Diskussionen. Die Versammlung folgte aber mehrheitlich dem Entscheid der Generalversammlung im Februar ergänzt durch einen Antrag eines Mitglieds. So wird der Liquidationserlös anteilmässig auf diejenigen Mitglieder ausbezahlt, die seit Ende 2018 Mitglied sind und die Mitgliederbeiträge 2018 und 2019 bezahlt haben. «Viel mehr als 50 Franken pro Mitglied wird es aber nicht sein», meinte Schürz.

Dem Antrag eines Mitglieds, dieses Geld den jungen Gewerbetreibenden zu geben, wurde nicht stattgegeben. Allerdings war für einige Anwesende klar, dass die jungen Gewerbler nun etwas Neues auf die Beine stellen müssen, ohne Beteiligung der alten Garde.