Am 27. September entscheidendie Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die Vorlage «Sichere Velorouten für Zürich». Die Gewerbevereine lehnen diese ab. Sie befürchten einen weiteren Parkplatzabbau.
In verschiedenen Quartieren werden seit einiger Zeit Parkplätze abgebaut, unter anderem zu Gunsten von Velowegen. Auch in den Aussenquartieren verschwinden Parkplätze. Einige Beispiele sind Albisrieden, Höngg oder Oerlikon. «Wir fühlen uns sehr betroffen», hält Michael Kollmann, Präsident Gewerbeverein Albisrieden, fest. «Ein weiterer Parkplatzabbau ist bereits in Planung.» Er verweist auf den geplanten Abbau an der Triemlistrasse. In Albisrieden seien Parkplätze bereits heute Mangelware. «Und es werden laufend stillschweigend mehr Parkplätze abgebaut.» Er findet es eine grosse Frechheit, dass man dann auch noch mit den Gebühren raufgeht. Und wenn die Vorlage «Sichere Velorouten für Zürich» angenommen werde, würden noch mehr Parkplätze abgebaut. Das sei ein Problem für die Gewerbetreibenden.
«Weil grossflächig Parkplätze für Besucher und Zulieferer aufgehoben werden, verlieren die Läden und das Gewerbe noch mehr Kunden», betont Christian Huser, Co-Präsident Wirtschaftsraum Zürich-Nord. «In der Folge wird es noch vermehrt Schliessungen von Firmen und Läden geben, da die Kundinnen und Kunden in die grossen Einkaufszentren ausserhalb der Stadt fahren, um dort ihre Einkäufe zu tätigen.» Ein weiterer Parkplatzabbau behindert das Gewerbe, meint auch Renato
Mazzucchelli, Vizepräsident Gewerbeverein Schwamendingen. «Klar ist, dass das Gewerbe nicht mit dem Velo zur Kundschaft fahren kann. Dass Lieferwagen nicht mitten auf der Strasse abgestellt werden können – wir haben keine südländischen Verhältnisse. Ein Abbau von Zufahrten und Parkplätzen verunmöglicht ein vernünftiges Arbeiten.» Durch fehlende Parkplätze würden zudem höhere Zulieferungskosten anfallen.
Betroffen vom Parkplatzabbau sind neben Gewerbetreibenden die Anwohner. Dies sieht Mazzucchelli weniger als Problem: «Gefühlsmässig würde ich behaupten, dass eine ganze Menge leerstehender, unterirdische Parkplätze zur Verfügung steht. Diese sind aber einiges teurer als Aussenplätze oder die Blaue Zone.» Er weist jedoch darauf hin, dass Bauherren teilweise zwar genügend unterirdische Parkplätze in einem Neubauprojekt planen, aber diese nicht bewilligt würden. Gleiches gelte für Parkplätze im Freien auf eigenem Grundstück.
«Velofahrer werden bevorzugt»
Die Stadt argumentiert immer wieder, dass der Platz in der Stadt Zürich für alle Verkehrsteilnehmenden knapp ist. «Ich bin der Meinung, dass die Stadt die Velofahrer bevorzugt und dies in den meisten Fällen auf Kosten der Fussgänger und des motorisierten Verkehrs», wettert Huser. Doch braucht es nicht sichere durchgehende Velowege? «Die meisten Velounfälle sind darauf zurückzuführen, dass viele Velo-Neulenker vor allem während der Corona-Zeit unterwegs sind, welche von den Verkehrssituationen in der Stadt Zürich überfordert sind», betont Huser. Es brauche keine durchgehenden Velorouten, auf welchen dann «die Velofahrerinnen und Velofahrer kopflos fahren können», sondern eine umfassende Verkehrsschulung. «Vor allem ist Rücksichtnahme aller Beteiligten notwendig», ergänzt Mazzucchelli.
Velorouten sollen gemäss Initiative weitgehend frei vom motorisierten Individualverkehr sein. Eine Sperrung dieser Strassen wird aber nicht thematisiert. Trotzdem befürchten die städtischen Gewerbevereine, dass diese Strassen gänzlich gesperrt werden. «Ein solcher Fall ist mir für Schwamendingen nicht präsent. Würde er aber eintreten, müssten wir abwägen, ob das sinnvoll ist», hält Mazzucchelli fest. Auch Huser weiss von keinem konkreten Fall. «Aber das wird von kurzer Dauer sein, wenn die Vorlage am 27. September angenommen wird», ist er überzeugt.