Glosse: Ehrliche Stadträte

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Das Velofahren liegt im Trend. Man steckt sich weniger mit dem Corona­virus an, und es ist auch sonst gesund. Einziger Nachteil: die Unfallgefahr. Velowege, die vor Kreuzungen plötzlich aufhören, Velowege, die über Trottoirs führen. Darum ist ein Velohelm eigentlich Pflicht. «Kluge Köpfe schützen sich», lautet ein Uralt-Slogan. Doch was bei Motorrädern seit gut 40 Jahren Vorschrift ist, ist bei Velos immer noch frommer Wunsch. Dies, obwohl gerade in Zürich die Anzahl schwer verletzter Velofahrer stark ansteigt. Der Stadtrat will darum den Ausbau der Veloinfra­struktur vorantreiben. Ein positives Beispiel ist der Umbau der Baslerstrasse zu einer Velovorzugsroute. Stolz haben die Stadträte Karin Rykart und Richard Wolff die Neugestaltung präsentiert. Tele-Züri-Zuschauer erlebten aber, wie beide ohne Velohelm für die Kamera herumkurvten. Aber hallo, wo bleibt das Gewissen? Schonungslos ehrlich die Antwort der Sicherheitsvorsteherin gegenüber dieser Zeitung: «Selbst als Stadträtin tauge ich leider nicht immer und in jeder Situation als Vorbild», sagt Karin Rykart. Noch direkter die Antwort von Richard Wolff: «Ja, ich fahre viel Velo. Seit über 40 Jahren aus Gewohnheit ohne Helm. Falls es eines Tages ein Helmobligatorium gibt, werde ich dieses selbstverständlich befolgen.» Immerhin sind beide ehrlich. (ls.)