Glücksbote, Werbeträger, Wurstlieferant

Erstellt von Elke Baumann |
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Die Ausstellung «Énergie animale» im Museum für Gestaltung zeigt eine gestalterische Artenvielfalt, die amüsiert, informiert oder auch irritiert.

Tiermotive begegnen uns täglich in Werbespots, auf Plakaten und Verpackungen, auf Textilien, im Wohnbereich. Ihre Darstellungen sind wild, exotisch, fantastisch, naturalistisch, farbenfroh und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Wir kleiden und schmücken uns mit tierischen Materialien. Porzellan-Manufakturen, Modemacher und Schmuckdesigner lassen sich für ihre Kreationen von Tieren inspirieren. Seit Urzeiten werden Tiere verehrt und gejagt, geliebt und gedeutet, genutzt und getötet. Höhlenmalereien, Gefässe und Jagdtrophäen mit Tiersymbolen weisen auf kultische Rituale hin. Man denke an das Lamm im Christentum, an den Löwen, der im Judentum für göttliche Kraft steht. In Japan sind kleine Tierfiguren beliebte Glücksbringer. Der Chinese fragt: «Welches Tier sind Sie?» Tattoos mit Tiermotiven oder Tieramulette sollen dem Träger, der Trägerin Schutz und Stärke geben.

Federn, Leder und Pelz

Aus der Kollektion Design, Grafik, Kunstgewerbe und Plakat haben Sabine Flaschberger, Kuratorin des Museums, und ihr Team eine eindrückliche Auswahl getroffen, die mit Tieren und deren Welt zu tun hat. Es werden Exponate gezeigt, die um das Ideale, Schöne und Ornamentale kreisen, in denen es um Werbung geht, um Ernährung und das widersprüchliche Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Im Wohnbereich sind Tiere ein Garant für Gemütlichkeit. Beispielsweise mit Ludwig Kirchners Alpaufzug auf einer Chaiselonguedecke oder Christoph Heftis Käferteppich, mit Kätzchen und Häschen aus Porzellan, Drucken oder Stoffen von Fabric Frontline mit Fröschen und Käfermotiven. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Mit «Tiere am Körper» greift die Schau aktuelle Themen wie Tierschutz oder Veganismus auf.

Tiere erfreuen sich als Werbeträger einer grossen Beliebtheit und sind Symbole für vielfältigste Projektionen. Bei der Ernährung können die Werber aus dem Vollen schöpfen. Hermann Eidenbenz setzt für Bell auf Mortadella und Wurstplatten, Donald Brun auf «Gesund und gut mit Butter», Fischli/ Weiss auf Cervelat.

Des Schweizers liebstes Haustier ist die Katze, also vertritt ein witziger, schwarzer Kater Zwickis Werbung für Nähseide, bei Esso Motor Oil ist es ein schnaubendes Rennpferd. Ein Kühlschrank gefüllt mit gestricktem Schweinekopf, leckerem Schinken und Würsten? Madame Tricot strickt alles, was sich essen lässt. Eine grossartige Idee! Beim Durchwandern der Schauräume wechseln schmunzelnde Reaktionen mit Erinnerungen ab. Die Schaukelschnecke von Wisa Gloria, Tigerfinkli oder das Colafröschli versetzen uns zurück in unbeschwerte Zeiten.

Die Ausstellung ist ein spannender, manchmal auch irritierender Bilderbogen, der von industriellen und handgefertigten Gegenständen erzählt und mit Grafiken und Fotostrecken Geschichten vom Umgang mit Tieren näherbringt. Videos, Hörstationen und viel Text ergänzen den Rundgang. Eine grossartige Schau, für die man am besten viel Zeit mitbringen sollte.

Ausstellung bis 25. Oktober. Öffnungszeiten: jeweils Di – So 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr. Museum für Gestaltung, Ausstellungsstrasse 60. www.museum-gestaltung.ch