Betrieblich und baulich kann das 1978 eröffnete Alterszentrum Grünau nicht mehr bieten, was Bewohnerinnen, Bewohner und das Personal erwarten. Die Gebäude mit den 83 Betten in Einzel- und Zweierzimmern sind veraltet. Die Nasszellen sind nicht behindertengerecht, die Küche ist zu klein, und zu viel Heizenergie verpufft durch die Wände.
Vor einigen Jahren kündigte die Stadt Zürich darum einen Architekturwettbewerb für das Alterszentrum an, doch konkreter wurde das Projekt vorderhand nicht. Die Planungen waren blockiert, weil die Stadt und das Bundesamt für Strassen (Astra) darum stritten, wer die Schallschutzfenster entlang der A1 bezahlen muss, zwischen Schlieren und der Europabrücke. Der Streit ist mittlerweile vom Bundesgericht zugunsten der Stadt geklärt. Und auch für die Umgestaltung und den Lärmschutz am Autobahnteilstück hat der Bund grünes Licht gegeben und die Plangenehmigungsverfügung erlassen («Zürich West» vom 12. Oktober).
Das sind gute Neuigkeiten für das Hochbaudepartement der Stadt, das nun vorwärtsmachen kann, mit seinen Planungen für das Alterszentrum Grünau. Denn ohne Lärmsanierung der Autobahn wäre ein Ersatzneubau des Alterszentrums am selben Ort nicht möglich gewesen, die Emissionen waren zu hoch. Zwischenzeitlich überlegte die Stadt deshalb sogar, das Alterszentrum zu verschieben und auf einem nahen Sportplatz neu zu bauen. Mit der Erteilung der Genehmigungsverfügung für die A1 habe sich die Planungssicherheit für das Alterszentrum Grünau erhöht, sagt nun Kommunikationsfachfrau Anja Kopetz vom Hochbaudepartement. «Unsere Abklärungen haben gezeigt, dass ein Ersatzneubau am bestehenden Standort bewilligungsfähig ist.»
Sanierung lohnt sich kaum
Das heisst: Entschieden hat die Stadt noch nicht definitiv über den Ersatzneubau, doch alle Vorzeichen deuten darauf hin. Schon länger ist den Verantwortlichen nämlich klar, dass sich eine Sanierung des Alterszentrums kaum lohnt, weil die gesamte Haustechnik erneuerungsbedürftig ist. Laut einer von der Universität Zürich veröffentlichten Masterarbeit sind die Zimmer im Alterszentrum Grünau zwar geräumig, doch die Raumaufteilung im Gebäude entspricht den heutigen Bedürfnissen nicht mehr. Für die Einzelzimmer stehen pro Etage lediglich drei Duschen zur Verfügung, die zudem recht eng und für Betagte nur schwierig zu benutzen sind. Auch Kochnischen gibt es in den meisten Zimmern heute nicht.
Zum Stande ihrer Vorbereitungsarbeiten für das Alterszentrum Grünau äussert sich die Stadt knapp. Weder zu den Terminen noch zu den Kosten für den Ersatzneubau lassen sich demnach schon verlässliche Angaben machen. «Natürlich sind alle Beteiligten bestrebt, eine rasche Lösung herbeizuführen», sagt Kommunikationsfrau Kopetz vom Hochbaudepartement. Wie rasch diese Lösungen aber vorliegen werden, ist offen.
Flächenreserven vorhanden
Will die Stadt das Alterszentrum Grünau im Zuge des Ersatzneubaus grösser bauen und den gewonnenen Raum auch noch für andere Zwecke nutzen, ist dies nicht ohne weiteres möglich. Grundsätzlich besteht in der Arealüberbauung Grünau, zu der das Alterszentrum gehört, noch eine Reserve an Geschossflächen. Die in den 70er-Jahren realisierte Arealüberbauung Grünau basiert aber bereits auf einer viel höheren Ausnutzungsziffer, als gemäss Zonenordnung möglich ist. Auf dem Areal kann deshalb nur beschränkt weiterverdichtet und grösser gebaut werden.
Die in der Grünau stehenden Wohngebäude sind bis zu 9 Geschosse hoch − im Hochhaus im Zentrum sind es sogar 20 Geschosse. Die Gebäude gehören verschiedenen gemeinnützigen Genossenschaften. Viele der Wohnungen wurden im Verlauf der letzten Jahre bereits saniert.
«Das Alterszentrum ist dort, wo es heute steht, am richtigen Ort», sagt Dalibor Malina vom Quartierverein Grünau. Zwischenzeitlich war im Quartier spekuliert worden, die Stadt plane den Ersatzneubau auf dem Sportplatz westlich der Schule Grünau. Gegen ein solches Vorhaben hätte sich der Quartierverein gewehrt, sagt Molina. «Der Platz ist eine wichtige Anlage und wird auch ausserhalb der Schulzeiten intensiv genutzt.» Im Moment scheine das Thema aber vom Tisch. (dh)