Im Schulhaus Hirslanden am Züriberg haben sich die 2.-Sek-Schülerinnen und -Schüler auf die Gymiaufnahmeprüfungen vorbereitet oder sich mit dem Thema Schnuppern für eine mögliche Lehrstelle beschäftigt. Für diese Zeitung haben die Schülerinnen und Schüler die besten Texte dazu ausgewählt.
Das zweite Sekundarschuljahr ist das Jahr einer wichtigen Entscheidung. Geht der Ausbildungsweg weiter via Gymnasium? Welche Lehrstelle passt am besten? Soll es überhaupt eine Lehre sein? Was bedeutet das für die Schülerinnen und Schüler? Wie gehen sie mit den Erwartungen, mit dem zum Teil gewaltigen Druck um? Die Klassen Colla/Reich mit ihrem Deutschlehrer Tiziano Colla vom Schulhaus Hirslanden haben das Thema ganz speziell angepackt. Und zwar in Form einer sehr persönlichen, individuellen schriftlichen Arbeit, einer Kolumne, eines Kommentars, wie man journalistisch sagen würde. Aus dem Herzen, direkt, offen. Das braucht durchaus Mut.
Ganze Klasse machte mit
Tiziano Colla dazu: «Der Auftrag zum Thema Berufswahlprozess/Gymiprüfungsvorbereitung wurde der ganzen Klasse gestellt.» Die fertigen Texte wurden der Klasse vorgelesen, und man wählte demokratisch die beiden besten, also auch wieder aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler. «Die Schülertexte wurden nur marginal korrigiert, da wir dachten, dass es echte Schülertexte sein sollten», betont der Klassenlehrer. «Gewonnen» haben Hussein Haidari und Smilla Matthiebe, beide 14 Jahre alt (Jahrgang 2007). Hier ihre gelungenen Texte, die auch von der Abschlussredaktion dieser Zeitung nicht redigiert werden mussten:
«Es ist einfach noch zu früh»
Ich denke, dass ich nicht nur für mich spreche, wenn ich sage, dass es noch zu früh ist, den ersten Berufsweg einzuschlagen. Prüfungen machen auch nur Sinn, wenn jeder das Thema verstanden hat und nicht noch über Nacht lernen muss und die Note dann trotzdem ungenügend ist. Zusätzliche Kurse bringen meiner Meinung nach nur noch mehr Stress, weil man dort dann auch noch Hausaufgaben bekommt. Tests, Hausaufgaben, Bewerbungen schreiben und sich um Schnupperlehren kümmern ist genug und deshalb lässt man dann auch gerne mal alles in der Schule und lenkt sich mit Freunden ab. Oft kommt man nicht mit dem ganzen Stoff und der Berufswahl nach. Besonders in diesem Alter, in dem man sich selbst erst mal finden muss und Dinge ausprobiert, kann man nur schwer Entscheidungen treffen. Möchte ich ins Gymnasium oder eine Lehrstelle beginnen, und wenn ja, welche?
Oft fragen sich Erziehungspersonen, warum ihr Kind am Wochenende nur noch in den Ausgang geht. Es sucht einen Ausweg vom Alltag. Ich finde, das Zuhause sollte nicht ein Ort sein, an dem man ständig gefragt wird: «Hast du noch Tests die Woche?» oder «Du solltest dich noch um diese Schnupperlehre kümmern.», und es sollte auch nicht gefragt werden, warum denn die Ergebnisse der letzten Prüfungen so schlecht sind. Sondern es sollte ein Ort sein, an dem die Eltern einem helfen und das dann auch zeigen. Dem Kind sollte gezeigt werden, dass man als Elternteil auf der Seite des Kindes ist, denn oft kommt es nicht so rüber und dann sucht man sich die Ablenkung. Sind wir mal ehrlich, ist ein/e Jugendliche/r schon in der Lage, das alles zu bewältigen?
Smilla Matthiebe
«Jugend – beste Zeit?»
Die Gymiprüfung ist vorbei und morgen habe ich eine Französischprüfung und übermorgen einen Mathetest. Warum werden wir so oft geprüft?
So viel Druck auf einmal und man sagt, dass die Jugend eine schöne Zeit sei, dass wir sie geniessen sollen und dass wir lernen, Verantwortung zu übernehmen. Wie soll man eigentlich mit Druck umgehen? Ich persönlich werde nicht so schnell panisch. Und wenn, dann wandelt sich der gesamte Druck in Wut und ich lasse sie entweder bei einem Trainingskampf raus oder spiele Video-Games. Manche schlafen, andere treiben Sport. Es gibt auch Leute, die einfach rumschreien. Wichtig ist, dass man es loswird. Warum ist es überhaupt so wichtig, die Gymiprüfung zu bestehen? Man kann genauso gut auch eine Lehre machen. Ich denke, man sollte sich zuerst gut überlegen, ob es überhaupt Sinn macht, ins Gymnasium zu gehen, wenn man denkt, dass es das Richtige ist, sollte man es bis zum Schluss durchziehen und nicht aufgeben.
Hussein Haidari