Herausforderer kritisiert fehlende integrative Förderung

Erstellt von Lorenz Steinmann |
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Jonathan Ravindran ist 23-jährig, hat tamilische Wurzeln, ist aber am Züriberg aufgewachsen. Er kandidiert als Herausforderer von Schulkreispräsident Roger Curchod (52, parteilos). Ravindran sieht sich als Vertreter einer Gesellschaft, welche allen Menschen gleiche Chancen bietet.

Mitte Mai finden in der Stadt Zürich die Erneuerungswahlen der Kreisschulbehörden und deren Präsidien statt. Während in den meisten der sieben Stadtzürcher Schulkreisen die Wahlen eher Formsache sind, will der 23-jährige Jonathan Ravindran die Schulkreisbehörde Zürichberg aufmischen. Er kandidiert als Schulkreispräsident und hofft, die Nachfolge von Roger Curchod antreten zu können. Doch dieser tritt wieder an, nach bald vierjähriger Tätigkeit. Curchod war wie wohl viele im Quartier überrascht von der ebenfalls parteilosen Gegenkandidatur. Warum? «Weil mein Rückhalt über alle Parteien hinweg unbestritten ist», so Curchod. Das manifestiert sich in einer Liste mit 25 Kandidatinnen und Kandidaten, die schön austariert sind nach politischer Herkunft, ähnlich wie etwa bei den Wahlen zu den Bezirksrichtern.

«Integrative Person»

Wie schätzt Curchod sich selber ein? Er sieht sich als integrative Person, mit klarem, aber partizipativen Führungsstil. «Im Zentrum steht immer das Kind», findet Curchod. Ein Punkt, den Jonathan Ravindran kritisiert. Er, der momentan als Klassenassistent im Schulkreis Zürichberg arbeitet, also quasi unter Roger Curchod, sieht täglich in die Schulpraxis. Für Ravindran ist klar: «Meine persönliche Erfahrung zeigt, dass Schülerinnen und Schüler, welche integrative Förderung ­benötigen, zu wenig unterstützt werden. Dies wegen fehlender Ressourcen. Dies möchte ich ändern», betont er. Ravindran tritt als Parteiloser an unter dem Listennamen «Ja zur Chancengleichheit».

Finger auf wunden Punkt

20128, bei den letzten Wahlen, stach Roger Curchod eher überraschend den grünen Politiker Ralf Margreiter im zweiten Wahlgang aus. Béatrice Di Pizzo (FDP), die im ersten Wahlgang nur Dritte wurde, verzichtete ganz auf den zweiten Wahlgang. Dass die Wahlen 2022 ähnlich knapp werden, ist eher unwahrscheinlich. Dazu scheint dem Herausforderer Jonathan Ravindran zumindest momentan noch der Support aus dem Quartier, geschweige denn von den Parteien zu ­fehlen. Dabei legt Jonathan Ravindran den Finger durchaus auf einen wunden Punkt: ob und wie Behörden das Volk in all seinen Facetten (Alter, Geschlecht, Herkunft, Ausbildung, Familienstand) genügend abbilden und vertreten.

 

Ohne Urnenwahl ist die Regel

Nur in drei der sieben Schulkreise in der Stadt Zürich werden die Stimmberechtigten am 15. Mai an die Wahlurne gebeten. In den übrigen vier Schulkreisen (Letzi, Limmattal, Waidberg, Schwamendingen) gibt es exakt so viele Kandidierende wie Sitze – und somit eine «stille Wahl». Kampfwahlen ums prestigeträchtige Präsidium finden in den Schulkreisen Uto und Zürichberg statt. Im Schulkreis Glattal kandidiert zwar mit Jens Krüger eine zusätzliche Einzelperson lediglich als Mitglied der 25-köpfigen Kreisschulbehörde – nicht für deren Präsidium. Trotzdem findet demnach auch hier eine Urnenwahl statt. Der übliche Weg, aus welchem die «stille Wahl» resultiert, sind so genannte Wahlvorschläge «Gemeinsame Liste der Parteien». Hier sind die Parteien mehr oder weniger nach ihrer Stärke bei den Gemeinderatswahlen repräsentiert. So kandidiert etwa im Schulkreis Zürichberg eine Person der Freien Liste. (ls.)