Herr «Fusion» geht von der Schule

Erstellt von Dennis Baumann |
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Nach acht Jahren gibt Ruedi Kunz die Leitung Bildung und Schule in Küsnacht ab. Er blickt auf eine bewegte Zeit zurück, in der sich Schule und Politische Gemeinde zusammentaten. Als «Geschäftsführer» der Schule gab es noch anderes zu meistern.

Dennis Baumann

«Meine Aufgabe war es, in erster Linie dafür zu sorgen, dass der Schulalltag möglichst reibungslos läuft», erklärt Ruedi Kunz seine Tätigkeit in einem Satz. Er war seit 2013 Leiter der Bildung und Schule in Küsnacht und hat seinen Posten per Anfang April abgegeben. Vom Kindergarten über Primar- und Sekundarschule, Berufswahljahr bis zu den Krippen, Betreuungsangeboten und der Schulverwaltung war der 63-jährige Ruedi Kunz für den Betrieb verantwortlich.

Sowohl für die Eltern der Schülerinnen und Schüler wie auch für sämtliche Mitarbeitenden der Schule Küsnacht war Kunz zudem die oberste Ansprechperson. «Mir was es immer wichtig, gemeinsam eine Lösung zu finden, wenn ein Anliegen an mich kam.» Da waren auch Fragen wie: Wie fördern wir ein besonders begabtes Kind an der Volksschule oder wie können wir die Schule für Kinder mit Teilbehinderungen zugänglich machen?

Über Tagesschule noch uneinig

Unter Kunz hat sich in Küsnacht einiges getan. In den acht Jahren seiner Tätigkeit hat die Schülerzahl um 300 Kinder zugenommen. Möglich wurde das unter anderem durch Erweiterungen, beispielsweise durch den Neubau des Schulhauses Goldbach. Eine der grössten Veränderungen unter Kunz war die Fusion zur Einheitsgemeinde im Jahr 2018. Für den Alltagsbetrieb habe sich laut Kunz nicht viel verändert. «Ein Grossteil ist zwar schon Formsache, doch gibt es Abteilungen, welche zur Gemeinde übergingen. Zum Beispiel sitzt die Personalabteilung der Schule nun im Gemeindehaus», so Kunz.

Vorangegangene Befürchtungen, dass die Schule durch die Fusion massiv an Einfluss verlieren würde, haben sich nach Ansicht von Kunz nicht bewahrheitet.

Ein aktuelles Projekt, an dem er und die Schulpflege bis anhin gearbeitet haben, ist die Einführung einer Tagesschule. «Da handelt es sich um ein politisches Thema, über welches die Stimmberechtigten das letzte Wort haben», sagt Kunz. Zwar sei man sich in der Schulpflege einig, dass Küsnacht eine Tagesschule braucht, an der konkreten ­Umsetzung müsse aber noch gearbeitet werden: «Bevor wir ein solches Projekt an einer Gemeindeversammlung vorlegen können, benötigen wir den nötigen Rückhalt von allen Beteiligten», sagt Kunz. Denn zurzeit sind sowohl der Standort der Tagesschule als auch der Kostenrahmen noch nicht klar definiert.

Besondere Herausforderungen

In seinem Berufsleben war Kunz schon immer mit Bildungsthemen konfrontiert. Nach seiner Ausbildung zum Primarlehrer durfte er im Jahr 1979 auf der Forch im Schulhaus Aesch erstmals eine Schulklasse unterrichten. Gut zwanzig Jahre lang war Kunz als Klassenlehrer tätig. Und als Ende der Neunzigerjahre die Teilautonomen Volksschulen eingeführt wurden, engagierte er sich in diesem Projekt. Ab 2003 arbeitete Kunz als Schulleiter an der Schule Oetwil am See bis ins Jahr 2013, als er sich in Küsnacht einer neuen Aufgabe stellte. In diesem Jahr führte die Gemeinde Küsnacht neu das Amt des Leiters der Bildung ein.

«Das war nochmals etwas Neues. Nicht zuletzt aufgrund der Küsnachter Klientel», sagt Kunz und erklärt: «Die Schüler kommen hier aus den verschiedensten Kulturen. Das kann man mit den Orten, wo ich früher gearbeitet habe, nicht vergleichen. Dieser Aspekt hat mich besonders herausgefordert.»

Die hiesige Demografie birgt Problemstellungen, die für Gemeinden wie Küsnacht einzigartig sind. Ein typischer Zankapfel sei zum Beispiel die Einschulung von Kindern. Denn in der Schweiz gilt nicht die freie Schulwahl. Das stosse manche Eltern, die nicht von hier kommen, vor den Kopf: «Da wo einige Familien herkommen, ist es üblich, das Kind in die Schule zu schicken, die den Eltern am meisten zusagt. Diesen Eltern muss ich erklären, dass das hier nicht geht.»

Nachfolger muss präsent sein

Mit dem Projekt der Tagesschule übergibt er seinem Nachfolger Markus Schefer eine komplexe Aufgabe. Kunz zeigt sich aber bezüglich der Zukunft der Schule Küsnacht zuversichtlich: «Gerade zu Beginn seiner Amtszeit sollte sich mein Nachfolger nicht zu sehr unter Druck setzen. Wichtig ist, dass er als Ansprechperson stets präsent ist und ein offenes Ohr behält. Dann wird das funktionieren», ist sich Ruedi Kunz sicher.

Bis zur Pensionierung in zwei Jahren möchte es der ehemalige Leiter der ­Bildung und Schule in Küsnacht etwas ruhiger angehen. «Ich weiss noch nicht, wohin es mich verschlägt, aber einzelne Mandate, die sich mit Bildung auseinandersetzen, kann ich mir schon gut vorstellen», so Kunz.