Heute ist der Tag des weissen Stocks

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10 Top-Facts zu den weissen Linien auf dem Trottoir:

1. Nichts sehen und trotzdem alleine ans Ziel gelangen…
In der Schweiz leben etwa 325‘000 schwer sehbehinderte Menschen, 10‘000 davon sind ganz blind. Sie streben trotz Sehbehinderung ein selbständiges und mobiles Leben an, wie andere Menschen auch.

2. Weisse Leitlinien sind gesetzlich vorgeschrieben…
Laut dem Behindertengleichstellungsgesetz der Schweiz (BehiG) muss der öffentliche Raum für Menschen mit Behinderung bis Ende 2023 «barrierefrei» sein. Leitlinien sind eine der Massnahmen dazu. Sie dienen als taktil-visuelle Orientierungshilfe im Dienst einer selbständigen Mobilität blinder und hochgradig sehbehinderter Menschen.

3. Der Stock und die Leitlinien – ein starkes Orientierungspaar…
Mit dem Blindenstock wird mit sanftem Druck über die am Boden angebrachten leicht erhöhten Bodenleitlinien «gewischt» und somit die nötige Orientierung erreicht.

4. Reduce to the max.!
Zur Orientierungsoptimierung sollen Leitlinien möglichst einfach, geradlinig und recht-winklig geführt und nicht quer zur Hauptgehrichtung von Passanten-Strömen gesetzt werden. Ihr Nutzen wird zudem erhöht, wenn diese nur dort eingesetzt werden, wo sie wirklich erforderlich sind (z.B. an Bahnhöfen, Bushaltestellen, Weg zu wichtigen öffentlichen Gebäuden und Plätzen).

5. Selbständige Orientierung will geübt sein…
Für den Umgang mit dem weissen Stock und die Deutung und Benutzung des Leitli-niensystems gibt es schweizweit kostenlose Schulungsangebote in Orientierung und Mobilität (z.B. beim Schweizerischen Blindenbund, www.blind.ch) mit dem Ziel, sich selbständig im öffentlichen Raum zurechtzufinden und von A nach B zu gelangen.

6. Bei grossen Menschenmengen sind Leitlinien Gold wert…
Einerseits weiss man dank ihnen, wohin der Weg führt und wie man trotz vieler Passanten geradewegs ans Ziel kommt. Zudem geben sie auch Halt in Bezug auf die Sicherheit. Vor allem an Bahnhof-Perrons verhindern sie, dass Betroffene zu nahe an die Kante kommen, einen Zug streifen oder sonst stolpern, wo Gefahr besteht.

7. Eine Karte im Kopf…
Bevor sie sich auf unbekannte Wege wagen, lassen sich viele blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen einige Male dabei begleiten oder den Weg genau erklären, bis durch diese exakten Beschreibungen so etwas wie eine Karte im Kopf entsteht. Auf der Strasse sind Leitlinien dann eine zusätzliche Stüze zu dieser «Karte im Kopf». Sie sind die Übertragung auf den Boden, geben Sicherheit und helfen, schnell und ohne Umwege ans Ziel zu gelangen.

8. Handy-Apps als Begleiter…
Heutzutage gibt es aber natürlich auch Handy-Apps, die bei der Orientierung helfen und den Weg erleichtern. Die bekannteste ist zurzeit bestimmt «MyWay». Diese hilft anhand von selbstangelegten Merkpunkten, den Weg vor Ort dann alleine wieder zu finden.

9. Warum sind Leitlinien unbedingt weiss? Blinde sehen dies ja gar nicht…
Nicht nur blinde, auch Menschen mit starker Seheinschränkung orientieren sich an Leitlinien. Mit der Farbe Weiss sind die Linien stark kontrastreich zum dunklen Untergrund

10. Und plötzlich sind die Leitlinien weg…
Beläge werden neu geteert oder eine Baustelle schneidet den Weg ab. Geparkte Autos oder Velos verdecken die Linien. Am Bahnhof stehen Gepäckstücke, Kinderwagen oder plaudernde Menschen auf den weissen Linien. Eine solche Unachtsamkeit wird für Betroffene schnell zur gefährlichen Sturz- und Verletzungsfalle. Dies ist bestimmt nicht böse gemeint und meistens reicht bei solchen «Wegabschneidern» ein netter Hinweis und ein Dankeschön für «es Bitzeli me Achtsamkeit» im Alltag. (pd.)