Hohe Preisunterschiede bei E-Trottinett- und Velo-Sharing

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Im Boom-Markt für Miet-E-Trottinette und Velos herrscht grosse Intransparenz durch eine Vielzahl von Anbietern. Unterschiedliche Ausleih-und Abrechnungssysteme erschweren zudem die Orientierung für Konsumenten. Das zeigt eine Analyse von Comparis in den zehn grössten Schweizer Städten.

Das Sharing von Mikromobilität in Schweizer Städten liegt im Trend. Verschiedene Anbieter sowie unterschiedliche Ausleih- und Abrechnungssysteme machen den Markt aber so undurchsichtig wie einst den Mobilfunkmarkt in den Nullerjahren. Das zeigt eine Comparis-Analyse von elektronischen und zeitungebundenen Verleihsystemen für Velo-, E-Bike- und E-Trottinette in den zehn grössten Schweizer Städten.

Preisunterschiede von bis zu 50 Prozent zwischen Anbietern
E-Trottinett-Nutzer beispielsweise in Zürich bezahlen für eine Strecke von 1,5 Kilometern oder eine Fahrzeit von 7 Minuten je nach Anbieter bis zu 50 Prozent höhere Preise. Der Anbieter Circ verlangt für die Fahrt 2.75 Franken. Gleich teuer ist auch der nur in Winterthur operierende Verleiher Voi. Tier ist mit 3.10 Franken rund 35 Rappen teurer als der günstigste Anbieter. Bird-Nutzer greifen mit 4.15 Franken nochmals deutlich tiefer in die Tasche.

Am günstigsten lässt sich die Strecke in Zürich mit einem E-Bike bewältigen. Smide verlangt für eine siebenminütige Fahrt 1.75 Franken. Die Tretunterstützung der Smide-E-Bikes liegt bei maximal 35 Kilometern pro Stunde. Doch nicht alle E-Bike-Anbieter sind für eine mittlere Strecke so preiswert. Bei E-Publibike (Tretunterstützung bis 25 Kilometer pro Stunde) kostet die Strecke 4.50 Franken.
«Wer sich vorgängig über die Distanz und Fahrzeit zu seinem Ziel Gedanken macht, kann viel Geld sparen», analysiert Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer. Für längere Fahrten seien E-Trottinette in der Regel teurer als beispielsweise Velos. Allerdings haben Zweiradfahrer nur in der Stadt Zürich die Wahl zwischen E-Trottinett, E-Bikes und Velos. «In den anderen neun von den zehn grössten Schweizer Städten sind jeweils nicht alle Fahrzeugverleihsysteme verfügbar», so die Expertin.  

Intransparenz durch unterschiedliche Abrechnungsarten
So unterschiedlich die Preise sind, so unterschiedlich gestalten sich auch die Abrechnungsarten. Der Trottinett-Verleih Tier verrechnet die Minute erst nach Vollendung. Konkurrent Bird dagegen verlangt bereits für jede angebrochene Minute den vollen Minutentarif. Bedeutet: Eine Fahrtzeit von exakt vier Minuten kostet bei Bird 2.80 Franken. Dauert die Fahrt eine Sekunde länger werden 3.25 Franken fällig. Anbieter Tier verlangt indes für eine Fahrtdauer bis 4 Minuten 59 Sekunden 2.20 Franken. Bei Circ und Voi bezahlen Nutzer jeweils für die tatsächliche Fahrtdauer.

Wiederum anders rechnet der stationsgebundene E-Trottinett-Anbieter Scoobox (Basel). Der Verleiher verlangt jeweils 3 Franken für 30 Minuten. Ähnlich ist es bei Publibike (verfügbar in Bern, Lausanne, Lugano und Zürich). Velonutzer bezahlen ohne Abo 3 Franken (für E-Bikes bis 25 km/h 4.50 Franken) für die ersten 30 Minuten. Ab der 31. Minute kommen jeweils pro Minute 0.05 Franken bzw.0.10 Franken bei E-Bikes dazu.

Der in Luzern tätige Anbieter Nextbike rechnet pro Stunde ab. Nutzer ohne Abo bezahlen demnach 2 Franken pro Stunde. Der Service von Nextbike ist für Einwohner der Stadt Luzern kostenlos. Genèveroule (Service über die App Donkey Republic) verleiht Velos generell für die Zeit von vier Stunden gratis. Allerdings ist die Flexibilität, von A nach B zu gelangen, mit nur elf Stationen eingeschränkt. Velospot (Biel und Genf) bietet aktuell noch keine Stundentarife, sondern nur Tageskarten für 10 Franken und ist somit für kürzere Fahrten teuer.

Anders als bei E-Trottinetten gibt es zudem bei diversen Velo- und E-Bike-Vermietern ein Abosystem auf Monats- und/oder Jahresbasis. Ausnahmen: Pick-e-Bike in Basel und Genèveroule in Genf.

Unterschiedliche Verleihsysteme erschweren die Orientierung
Vorsicht ist auch geboten bezüglich des Abhol- und Abgabeortes der Vehikel. Bei Trottinetten ist die Flexibilität oft höher als bei Velos. Vier von fünf E-Trottinett-Anbietern in der Schweiz funktionieren nach dem sogenannten Freefloating-System. Bedeutet: Die Fahrzeuge haben jeweils keinen festen Standort und können nach der Nutzung an einem beliebigen Ort abgestellt werden. Nur Scoobox in Basel muss an der Station abgegeben werden, wo es abgeholt wurde. Somit eignet sich der Anbieter nur für Rundfahrten.

Klassische Velos sind in der Regel ebenfalls stationsgebunden. Allerdings können die Fahrzeuge meist an verschiedenen Stationen geliehen und zurückgegeben werden. Bei den E-Bikes mit Geschwindigkeiten über 35 km/h sind zwei Anbieter mit Freefloating-Systemen auf dem Markt (Smide in Zürich und Bern sowie Pick-E-Bike in Basel). «Je nach Stadtquartier werden Nutzer allerdings länger nach einem Fahrzeug suchen müssen, da in der Regel weniger schnelle E-Bikes verfügbar sind als Trottinette oder Publibikes», sagt Andrea Auer. (pd.)