Mit oder ohne Hilfsmittel tollten auf dem Hundesportplatz in Wollishofen die Hunde herum. Für sie lockte ein Parcours, für Herrchen und Frauchen gab es Informationen und ein Angebot an Hilfsmitteln.
Susanne Karrer ist eine der Begründerinnen und Präsidentin des Vereins für behinderte Hunde. Zusammen mit vielen freiwilligen Helfern lud sie kürzlich zum Handicap Day auf dem NPC Hundesportplatz in Wollishofen. Vor fünf Jahren rief sie den Verein ins Leben, nachdem sie zufällig auf Facebook eine Hündin aus Rumänien entdeckte, die Physiotherapie benötigte – wie es hiess –, doch in Wirklichkeit gelähmt war.
So gründete sie den gemeinnützigen Verein, um Betroffenen eine Plattform zu bieten und ein Netzwerk aufzubauen. Der Verein will zeigen, dass auch Hunde mit einer Behinderung ein glückliches Leben führen können. Sie lebt mit ihren fünf Hunden, behinderte und unbehinderte, auf einem Bauernhof in St. Margarethenberg SG.
Munter und freudig schwänzelnd
Es waren auch ganz «normale» Hunde eingeladen. In Sachen Ausgelassenheit unterschieden sie sich kaum. Alle waren zum Parcours aufgefordert – auch solche mit Rollwagen. Die absolvierten ihren Rundgang mit dem Hilfsmittel bravourös, ganz munter und freudig schwänzelnd, als hätten sie nie etwas anderes getan. Früher hatte man Hunde mit einer Behinderung eingeschläfert, inzwischen fand aber ein Umdenken bei Tierärzten sowie Hundehalterinnen- und -haltern statt. In einem Vortrag erklärte Susanne Karrer die Vorteile von Rollwagen, die gekauft oder gemietet werden können. «Inzwischen gibt es ein grosses Angebot an Hilfsmitteln für behinderte Haustiere, nicht nur für Hunde. Rollwagen können individuell auf die Tiere angepasst werden», sagte sie. Diana Bänninger, Hundephysiotherapeutin und Tierorthopädin, orientierte an einem Stand, wie Haustieren mit Orthesen, Prothesen und entsprechender Therapie geholfen werden kann. Aus Karbon und Kunststoff werden die Teile nach Mass in Zusammenarbeit mit einem Orthopädietechniker hergestellt.
Um ein paar berührende Schicksale unter den anwesenden Hunden zu nennen: Emma, eine 6-jährige englische Bulldogge, machte zwar einen gesunden Eindruck, ist sie aber nicht. Laut ihrem Besitzer Udo Tollning wurde sie in Luzern mit drei Monaten ausgesetzt. Er erzählte: «Ich habe mich schliesslich ihrer angenommen. Doch sie hat ein Hüftleiden und Ellbogenarthrose und bekommt Physiotherapie. Sie braucht aber momentan noch keine Hilfsmittel. Ich bin nicht sicher, ob ich Emma später einen Rollwagen oder ein anderes Hilfsmittel zumuten will.»
Skipy ist ein 9-jähriger Schäfer-Jagdhund-Mix, der schon dreimal an den Bandscheiben operiert werden musste, was auch eine grosse finanzielle Belastung für die Besitzerin bedeutete. Mit der entsprechenden Therapie und einem Stützgurt kann er zwar gut leben, doch weiss Frauchen nicht, ob und wann er wieder einen Bandscheibenvorfall haben wird.
Treue Hunde
Auf der Wiese tollten kleinere und grössere Hunde mit oder ohne Hilfsmittel herum. Möpse waren in der Überzahl; sie scheinen momentan in Mode zu sein. Ein Berner Sennenhund, alle Arten von Mischlingen, Chihuahuas und andere Schosshündchen drehten ihre Runden. Otawa, eine flauschige japanische Akita-Hündin, wich ihrem Frauchen nicht von der Seite. Diese Rasse gilt als stolz und eigenwillig. Wer kennt nicht die verfilmte Geschichte von Hachiko mit der bedingungslosen Treue zu seinem Herrchen, die auf einer wahren Begebenheit in Tokio von 1920 beruht? Der Hund wartete täglich bis ans Ende seiner Tage abends am Bahnhof vergebens auf sein inzwischen verstorbenes Herrchen.
Die Treue der Hunde ist wohl einer der Gründe, weshalb Frauchen und Herrchen alles tun, um ihnen trotz Beeinträchtigung ein erfülltes, möglichst schmerzloses Leben zu ermöglichen.
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