«Ich bin kein Held, sondern Semiotiker»

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Anekdotenreich und mit Witz schilderte André Vladimir Heiz in der Buchhandlung am Hottingerplatz seinem gespannten Publikum Auszüge aus «Grundlagen der Gestaltung». «Wortgewandt, akribisch, präzis, tief, pointiert, hinterfragend …», mit diesen und weiteren ehrenden Worten beschrieb Cornelia Schweizer André Vladimir Heiz in ihrer Ansprache. Dieser bedankte sich auch sogleich schelmisch für die «Liebeserklärung». Doch ein Held sei er keineswegs, wie der Semiotiker auch zu einem späteren Zeitpunkt der Lesung festhalten wird. Auch wenn es ihm gelungen war, fächerübergreifend die Grundlagen der Gestaltung praxisnah und prozessorientiert in einem vierteiligen Werk zu vereinen.
«Alles, was uns in die Hände oder unter die Augen kommt, kann unter bestimmten Gesichtspunkten behandelt und betrachtet werden. Vorausgesetzt, dass wir das, was vor uns liegt, wahrnehmen können», beginnt Heiz. Und spricht damit einen wichtigen Punkt für Gestaltung an: Die Wahrnehmung, das immer wieder erneute Erfassen der eigenen Umgebung. Aber die Frage, die sich Gestalter und Gestalterinnen immer wieder stellen sollen, sei eben nicht: «Was liegt da vor mir? Sondern: «Was kann ich damit anfangen?» Denn Prozesse seien das wesentliche Merkmal der Grundlagen der Gestaltung, so Heiz. Mit vielen Fallbeispielen in Bildern untermalte der Semiotiker seine Präsentation, genau so, wie sie auch in den Büchern auftreten. Seine Nachschlagewerke entwickelte er in Zusammenarbeit mit Assistenten im Alter von 20 bis 30 Jahren, seinen «Kids», wie er sie liebevoll nennt. Genau diese stellen auch die eigentliche Zielgruppe der Werke dar und konnten dadurch sowohl herstellend, kontrollierend als auch beeinflussend daran mitwirken.
Nach der Präsentation leiteten Daniel Frei, Kommunikationsberater, und Regula Ehrliholzer, Gestalterin, in eine Gesprächsrunde über. Heiz erklärte in deren Verlauf, dass vor allem das diskursive Darstellen, also Dinge auf den Punkt zu bringen, ihn während der Arbeit an den Büchern amüsiert habe. Dies auch in Form von Diagrammen.
Seine Zuhörer konnte Heiz jedenfalls überzeugen, so meinte Ehrliholzer: «Ich habe nun ein Instrumentarium, um meine Arbeit zu beobachten.» Und Gerda Wurzenberger, welche Heiz durch die Arbeit bei einem Literatur-Labor für Junge kennt, findet: «Heiz ist immer wieder bereit, sich alles neu anzuschauen. Es gibt nur wenige, die mit der Wahrnehmung so umgehen wie er. Das macht seine Werke so interessant.»
Ein fünfter Band sei allerdings nicht geplant, wie Heiz zum Schluss betont. Sibylle Ledergerber


André Vladimir Heiz, Grundlagen der Gestaltung, vier Bände in Schuber, Niggli Verlag, ISBN 9783721208054.