Die Leimbacher Konzerte versprechen mit «Ich habe den Himmel gegessen» ein Konzert mit Tiefgang: Anlass ist der 100. Geburtstag der Ordensfrau und Lyrikerin Silja Walter.
Mit einem sozusagen taufrischen musikalischen Schauspiel bringen die Leimbacher Konzerte ein ganz besonderes konzertantes Stück. Anlass ist der 100. Geburtstag Silja Walters (geboren am 23. 4. 1919, gestorben am 31. 1. 2011), der Lyrikerin und Ordensfrau aus dem Benediktinerinnenpriorat Kloster Fahr. In Spiel, Wort und Musik lässt «Ich habe den Himmel gegessen: Silja Walter – die Reise ins Innere» in berührender Weise das Leben der Dichterin und Nonne gegenwärtig werden.
Als Spross der namhaften Schriftsteller- und Verlegerfamilie Walter, nach einer Ausbildung im Lehrerinnenseminar in Menzingen ZG und einem Literaturstudium an der Universität Fribourg – sie ist auch bereits eine erfolgreiche Lyrikerin im Alter von 29 Jahren –, begibt sie sich hinter geschlossenen Klostermauern auf eben diese Reise.
Trotz der klösterlichen Abgeschiedenheit reift sie zu einer der bedeutendsten Lyrikerinnen des deutschsprachigen Raumes und wird mit Literatur- und Kunstpreisen mehrfach ausgezeichnet, unter anderem auch zweimal von der Schillerstiftung für ihr Lebenswerk (mit einem Œuvre von über 60 Werken).
Silja Walters Reise ins Innere
Christine Lather (Spiel und Gesang) hat Silja Walters Lyrik und Originaltexte (autobiografisches Material) in Liedern zu einem Theaterabend verflochten. Darin wird Silja Walters Reise ins Innere als Schwester Maria Hedwig, notabene auf wenige Quadratmeter ihrer Klosterzelle beschränkt, als die Geschichte einer grossen Leidenschaft geschildert, aber auch als ein grosses Ringen um die innere Freiheit und den inneren Frieden. Sie hinterfragt Hierarchien, die strengen, klösterlichen Regeln, rebelliert – und bleibt dennoch. Konsequent lebt sie ihre Suche nach dem «Absoluten». Die Erforschung der «anderen Wirklichkeit» ist existenziell und führt sie bis an den Rand ihres Daseins.
Christine Lather umschreibt Silja Walters Schaffen als eine unbedingte, allerfüllende Liebesgeschichte. Darin findet sie frische, unerhörte Worte für die urmenschliche Sehnsucht, das eingeengte Ich in etwas Grösseres einfliessen zu lassen, das Freiraum und Frieden verspricht – «die Wahrheit hinter dem Frühling». Ihr Lebensweg ist für unsere gegenwärtige Welt geradezu eine Provokation.
Dieses musikalische Schauspiel wird getragen von den Kompositionen Felix Hubers. Am Klavier ist er der Dialogpartner von Christine La-ther. Er ruft, antwortet, manifestiert, erinnert, widerspricht und unterstützt. Zusammen lassen beide Silja Walters Leben und Denken gegenwärtig werden. Gedichte weben sich, über Musik gesprochen oder als Lied vertont, nahtlos in die Prosatexte.
Die wenigen, aber ausdruckstarken Requisiten und szenisch wechselnde Beleuchtungen verstärken Wort und Musik in diesem Konzert.
Als Schauspielerin und Sängerin beginnt Christine Lathers Interesse für die Bühne dort, wo Musik und Wort, Gesang und Schauspiel gleichbedeutend zusammenfinden. Daher auch ihr Interesse für das Deutsche und Schweizerische Chanson. In drei Minuten kann damit eine ganze Geschichte, ein ganzes Drama erzählt werden. Mit Chansons entstehen daher erste abendfüllende Programme. Ihr grosses Interesse gilt auch thematisch-szenischen Liederabenden. So entstanden Projekte wie «Männerlieder» oder «Liebes Leben – Lieder für den Tod». In «Heute Abend: Lola Blau» spielte sie in Georg Kreislers Ein-Frau-Musical die Lola. Als aus-gebildete Stimmpädagogin gibt sie Einzel- und Gruppenunterricht in
ihrem Stimmatelier in Zürich.
Konzert ist eine Hommage
Felix Huber, Komponist und Pianist, entdeckte schon früh für sich das
Improvisieren am Klavier. Als Gründungsmitglied einer Jazz-Rock-Formation im Aargau studierte er am Konservatorium Bern, der Jazz School Bern, und am Berklee College in Boston, USA. Noch während des Studiums unternimmt er eine Coast-to-Coast-Tour durch 30 der grössten Städte der USA. Er schreibt Kompo-sitionen für Sinfonieorchester, Streicher- und Kammerensembles, Big Band, Chor- und Soloinstrumente. Mehrere LPs und CDs werden aufgenommen. Sein Œuvre zeichnen etliche Auszeichnungen und gewonnene Wettbewerbe aus.
Dieser Abend hebt sich als Hommage an die grosse Lyrikerin etwas von den anderen Konzerten der Reihe ab und verspricht, ein besonderes Erlebnis zu werden. Zum anschliessenden Künstlerapéro im grossen Saal des reformierten Kirchenzen-trums sind alle herzlich eingeladen. (Walter Lent, Leimbacher Konzerte)
Samstag, 26. Januar, um 17 Uhr in der ref. Kirche Leimbach. Eintritt frei, Kollekte; Türöffnung 16.30 Uhr.