«Ich sitze im Rollstuhl und habe viele Zukunftspläne»

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Ramajana Pripo leidet an einer Muskelkrankheit. Sie sitzt im Rollstuhl, resigniert aber nicht und hat viele Pläne für die Zukunft. Es liegt ihr am Herzen, Menschen mit Handicap beizustehen und dabei ihre persönlichen Erfahrungen einfliessen zu lassen.

Ramajana Pripo ist 19 Jahre alt. Die junge Frau leidet an einer Muskelkrankheit, die bei ihr mit drei Jahren ausgebrochen ist. Seit zwölf Jahren ist sie im Rollstuhl. Sie empfängt die «Lokalinfo» mit einem fröhlichen Lachen. Sie rollt voran zum Konferenzraum der Suisa im Kreis 2, wo das Gespräch stattfindet.
Ramajana Pripo absolviert die kaufmännische Ausbildung bei der Suisa. Sie erzählt: «Nach dem zehnten Schuljahr wollte ich eine Ausbildung als Büroassistentin in Angriff nehmen. Gar nicht so einfach, wenn man im Rollstuhl sitzt.» Doch sie fand einen Ausbildungsplatz im offenen Arbeitsmarkt. «Ich fühlte mich aber überfordert und nahm auf Rat einer Lehrerin Kontakt mit der Brunau-Stiftung auf, die ihren Sitz in Wiedikon hat. Diese ermöglichte mir, meine Ausbildung an einem geschützten Arbeitsplatz mit Begleitung durch einen Jobcoach abzuschliessen.»

Schritt in die Zweitausbildung

Ramajana Pripo schloss die Abschlussprüfung mit der Note 5,2 ab. Sie sagt heute: «Ich war stolz auf den Abschluss, hatte aber Ambitionen, eine Zweitausbildung in der freien Wirtschaft zu absolvieren.» Sie bewarb sich bei der Suisa um eine kaufmännische Lehrstelle und war glücklich, als sie letzten Sommer als Lehrtochter hier anfangen durfte. «Meine Tätigkeit bei der Suisa ist abwechslungsreich, ich arbeite selbstständig in der Personalabteilung und bin aktiv am Ausbau eines Kundendienstcenters beteiligt.» Die Brunau-Stiftung unterstütze sie nach wie vor. «Ich werde regelmässig von meinem Jobcoach – Sarah Lauriston – unterstützt. Wir treffen uns zu Gesprächen.» Sie sei der Brunau-Stiftung zu Dank verpflichtet, da sie dort die Ausbildung abschliessen durfte und damit den Grundstein zur KV-Ausbildung legen konnte. Zwei Tage in der Woche besucht Ramajana Pripo die Berufsschule im Bildungszentrum Zürichsee Stäfa. Sie erzählt: «Da ich bereits eine Ausbildung als Büroassistentin habe, darf ich die verkürzte kaufmännische Ausbildung, die zwei Jahre dauert, absolvieren.» Auf die Frage, wie die junge Frau an ihren Arbeitsplatz und zur Berufsschule gelange, antwortet sie, dass sie regelmässig mit einem Taxi gefahren werde, und das meistens mit demselben Chauffeur.

Konkrete Zukunftspläne

Ramajana Pripo hat nach dem KV-Abschluss Pläne. Sie sagt: «Ich möchte zusätzlich einen Lehrgang als Berufsbildnerin – HR-Fachfrau Personalausbildung – absolvieren. Ich würde nämlich gerne Menschen mit Handicap unterstützen und meine persönlichen Erfahrungen einbringen.» Trotz ihrer Behinderung steht die junge Frau mitten im Leben.

Sie erzählt: «Ich lebe mit meiner Familie in der Nähe des Bucheggplatzes. In der Freizeit treffe ich mich mit Freunden. Wir gehen gemeinsam ins Kino oder in den Ausgang. Auch zeichne ich sehr gerne.» Ein Vorbild von ihr ist Angelina Jolie, die sich aus Angst vor dem drohenden Brustkrebs die Brüste amputieren liess. Trotzdem habe sie den Mut nicht verloren, weitergemacht und viel erreicht. «Auch ich blicke positiv in die Zukunft und habe noch viele Pläne, die ich in meinem Leben umsetzen möchte», sagt Ramajana Pripo. (Béatrice Christen, Text und Foto)