Die Stadtpolizei Zürich stellt in diesem Jahr wieder Dutzende herrenlose Fahrzeuge sicher. Oftmals handelt es sich bei den Autos und Töffs umFahrzeuge aus dem Ausland, die am Strassenrand «illegal entsorgt» wurden. Die Kosten für die schrottreifen Gefährte sind erheblich.
Verdreckt, beschädigt, zugemüllt: Immer wieder werden in der Stadt Zürich Fahrzeuge einfach am Strassenrand abgestellt, über Wochen oder gar Monate stehen gelassen und so «illegal entsorgt», wie Pascal Siegenthaler, Sprecher der Stadtpolizei Zürich, auf Anfrage von Lokalinfo bestätigt. Infolgedessen hat die Stadtpolizei seit 2015 insgesamt 331 herrenlose Fahrzeuge – 195 Autos und 136 Motorräder –sichergestellt. «Bei den Fahrzeugen handelt es sich um rechtswidrig auf öffentlichem Grund abgestellte Autos und Motorräder, deren Besitzer nicht ermittelt werden konnten», sagt Siegenthaler. Die meisten Fahrzeuge seien in desolatem Zustand und oft nur noch von geringem Wert.
70 Prozent ausländische Fahrzeuge
Allein in diesem Jahr wurden 32 herrenlose Fahrzeuge – 15 Autos und 17 Motorräder – von der Stadtpolizei sichergestellt, wie es im Amtsblatt der Stadt Zürich heisst. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Auch wenn die Zahl der herrenlosen Fahrzeuge auf Stadtgebiet in den vergangenen Jahren rückläufig ist, so stellen die illegal entsorgten Schrottlauben nach wie vor ein kostspieliges Problem dar.
Konkret wurden für das Jahr 2015 insgesamt 53 herrenlose Fahrzeuge (37 PWs, 16 Töffs) gelistet. 2016 wurden 44 Fahrzeuge (28 PWs, 16 Töffs) sichergestellt. 2017 kam es mit 64 Fahrzeugen (35 PWs, 29 Töffs) zu einem starken Anstieg, wobei sich per 2018 mit 45 Fahrzeugen (24 PWs, 21 Töffs) ein Rückgang abzeichnete. 2019 gab es mit 48 Fahrzeugen (31 PWs, 17 Töffs) einen leichten Anstieg, bevor es 2020 wieder auf 45 Fahrzeuge (25 PWs, 20 Töffs) zurückging. «70 Prozent sind in der Regel herrenlose Fahrzeuge aus dem Ausland», so Stapo-Sprecher Siegenthaler.
Bei den aktuell 32 herrenlosen Fahrzeugen sind nur sechs der 15 Autos – vom Mercedes über den Opel Corsa bis zum VW Golf – aus der Schweiz, die übrigen aus dem Ausland – unter anderem aus Rumänien, Lettland und Deutschland. Bei den Motorrädern hingegen handele es sich allesamt um Schweizer Fahrzeuge. Darunter eine Kawasaki 600, ein Kreidler- Oldtimer-Töff und eine Yamaha SR 125.
Abschleppen, einstellen, verschrotten
Den Besitzer eines herrenlosen Fahrzeugs zu ermitteln, sei gerade bei Fahrzeugen mit ausländischem Kontrollschild besonders schwierig. «Da es sich meist um illegale Entsorgungen handelt, kann der Besitzer zum Beispiel wegen Wegzug ins Ausland und ohne Hinterlassung der neuen Aufenthaltsangaben nicht mehr kontaktiert werden. Bei Fahrzeugen mit einer ehemaligen Immatrikulation im Ausland sind ebenfalls keine Angaben vorhanden und der Halter ist somit nicht kontaktierbar», so Siegenthaler. Das Vorgehen seitens der Zürcher Stadt-polizei ist immer das gleiche: abschleppen, einstellen und bei Nicht-Abholung verschrotten. «Doch bevor die Fahrzeuge verwertet werden, werden sie nach dem Abschleppen für mindestens drei Monate gelagert», sagt der Stapo-Sprecher. Frühestens nach Ablauf dieser drei Monate und maximal nach 14 Monaten werden die Fahrzeuge mit der Fahrgestellnummern, respektive mit den zur Verfügung stehenden Fahrzeugdaten, im Amtsblatt der Stadt Zürich ausgeschrieben, in derHoffnung, dass sich der Besitzer doch noch meldet. Die Chancen seien erfahrungsgemäss jedoch gering. Denndem Fahrzeughalter blüht eine saftigeRechnung. So müsste er nebst einer Umtriebsgebühr und Ordnungsbusse auch für die entstandenen Kosten aufkommen.
Illegale Entsorgung ist 12-mal teurer
Pro Fahrzeug, das abgeschleppt werden muss, werden 200 Franken veranschlagt. Hinzu kommt die Einstellgebühr von 7,50 Franken pro Tag plus die Entsorgungsgebühr von 250 Franken für Autos und 150 Franken für Motorräder. «Die Stadtpolizei Zürich gibt jeweils einer geeigneten Recycling-Firma den Auftrag, die herrenlosen Fahrzeuge abzuholen und ordnungsgemäss zu verwerten», sagt Siegenthaler. Eine Möglichkeit, die herrenlosen Autos zu erwerben, gebe es nicht. «Wir sind keine Händler», so der Stapo-Sprecher.
Geht man davon aus, dass ein herrenloses Fahrzeug durchschnittlich 8,5 Monate eingestellt wird, liegen die Kosten für diesen Zeitraum pro Fahrzeug bei 1944 Franken. Bei 32 herrenlosen Fahrzeugen im Jahr 2021 belaufen sich die Einstellgebühren somit auf 62 220 Franken. Zusammen mit den Abschleppkosten von 6400 Franken plus den Entsorgungsgebühren in Höhe von 6300 Franken ergeben sich so unter dem Strich Kosten von 74 920 Franken allein für das laufende Jahr. Mit Blick auf die Zahlen der vergangenen 7 Jahre schlägt eine «illegal entsorgte» Schrottlaube mit rund 2353 Franken zuBuche. Die Kosten für die Entsorgungeines herrenlosen Fahrzeugs sind damit 12-mal so teuer als normal. Bei im Schnitt 47,3 herrenlosen Schrottlauben pro Jahr ergeben sich so Unkosten von jährlich 111 277 Franken. Bei insgesamt 331 herrenlosen Fahrzeugen seit 2015 liegen die Ausgaben so bei geschätzt über einer Dreiviertelmillion Franken – de facto 778 938 Franken. «Sollten sich die Besitzer der 32 herrenlosen Fahrzeuge nicht bis spätestens 17. Dezember 2021 auf die Ausschreibung im Amtsblatt melden, werden die Fahrzeuge samt Inhalt zur Verwertung freigegeben», so Siegenthaler. Für die Kosten müsste dann die Stadtpolizei Zürich – und somit der Steuerzahler aufkommen.