Am Dienstag müsste sich Heiko S.* vor Bezirksgericht Bülach verantworten. Grund: Er hat illegal Wohnungen zu Bordellen umfunktioniert. Doch Heiko S., auch als «Huren-Heiko» bekannt, hat sich abgesetzt. Hier der Artikel, aus dem in der Zwischenzeit "Blick", "20 Minuten" und "Tages-Anzeiger" zitiert haben.
Der inzwischen national bekannte Deutsche machte Ende Dezember von sich reden, als er am Albisriederplatz die Wohnung einer 30-Jährigen mietete. Die junge Frau hatte ihre Wohnung untervermietet, weil sie für einige Zeit auf Hawaii einen Sprachaufenthalt absolvierte. Dort erfuhr sie dann von der Stadtpolizei, dass ihre Wohnung als Bordell genutzt wird.
Verhandlungstermin verschoben
Doch das war längst nicht die einzige Wohnung, die Heiko S. ohne Wissen der Vermieter in ein Bordell umfunktionierte. So machte er in den letzten Tagen Tele-Züri-Schlagzeilen mit einer weiteren gemieteten Wohnung an der Rosengartenstrasse in Wipkingen. Und: In Kloten sollen es 17 Wohnungen sein, wie der «Blick» berichtete. Thomas Grädel, Leiter Sicherheit bei der Stadt Kloten, bestätigt diese Zahl nicht, betont aber: «Es waren einige Wohnungen.»
Wegen einer dieser Wohnung sollte «Huren-Heiko» am kommenden Dienstag vor dem Bezirksgericht Bülach erscheinen. Doch der Termin musste verschoben werden. Das Gericht konnte dem Beschuldigten die Vorladung nicht zustellen, wie Gerichtspräsident Rainer Hohler auf Anfrage sagt. Grund: Heiko S. wohnt nicht mehr in St. Gallen. Ohne Angabe einer neuen Adresse ist er verzogen. Ob er wieder nach Hannover zurück ist, wo er zuvor wohnte, ist unklar. Vor Bezirksgericht muss sich der 47-Jährige aber nicht nur wegen eines Strafbefehls verantworten. Dem Gericht liegen gleich vier vor, die es in ein Verfahren zusammengefasst hat. Die Bussenhöhe beträgt insgesamt 6500 Franken und betrifft jedes Mal die gleiche Wohnung, die sich im Stadtzentrum Klotens befindet. Die Vierzimmerwohnung im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses hatte Heiko S. Mitte März letzten Jahres als Familienwohnung für zwei Personen gemietet. Schon bald fällt einem Nachbar aber auf, dass regelmässig Männer ein- und ausgehen. Eine Nachbarin zur Lokalinfo: «Es war ein Kommen und Gehen.» Der Nachbar gelangt an die Stadtverwaltung, die knapp zwei Wochen später bei der Stadtpolizei Anzeige erstattet, weil die Wohnung nicht, wie mit dem Vermieter schriftlich vereinbart worden war, als Familienwohnung genutzt wird. Gleichzeitig erlässt die Stadt Kloten eine rechtskräftige Verfügung, die es Heiko S. untersagt, die Wohnung als Sex-Etablissement zu nutzen. Nach Angaben von Marc Osterwalder, Bereichsleiter Lebensraum und Sicherheit bei der Stadtverwaltung, Kloten ist der Betrieb eines Sex-Etablissements in einer Wohnzone untersagt. Trotz der klaren Regelung stellt die Stadtpolizei Kloten am 8 Mai fest, dass die Familienwohnung weiterhin von Freiern besucht wird. In der Folge büsst ihn das Stadthalteramt Bülach erstmals mit 2000 Franken wegen Ungehorsam gegen eine amtliche Verfügung. Dennoch macht Heiko S. weiter. Es folgen drei weitere Strafbefehle. Im letzten werden ihm, falls er die Busse nicht bezahlt, 17 Tage Ersatzfreiheitsstrafe angedroht. Weil er gegen alle vier Strafbefehle Einsprache erhoben hat, sollte es am kommenden Dienstag zu einer Gerichtsverhandlung kommen.
«Nur für Werbung zuständig»
Heiko S. war für die Lokalinfo nicht erreichbar. Es gilt die Unschuldsvermutung. Gegenüber verschiedenen Medien bestritt er die Vorwürfe unter anderem mit dem Hinweis, er sei nur für die Werbung zuständig. Die Masche des Deutschen flog erstmals im Herbst 2016 auf, als sich ein Anwohner bei der Stadt Kloten beklagte. Seither wurden nach Angaben von Thomas Grädel zahlreiche Wohnungen, teilweise auch Einfamilienhäuser in Kloten, illegal zu Sex-Etablissements umfunktioniert. Immer hätten die Vermieter sofort die Kündigung ausgesprochen. In einigen Fällen seien die Wohnungen denn auch sofort geräumt worden, so Grädel weiter. Im vergangenen Sommer herrschte wieder weitgehend Ruhe. Grädel: «Im Herbst sind wir dann aber wieder auf eine neue Wohnung gestossen.» Die zuletzt bekannt gewordene entdeckte die Stadtpolizei Kloten im November. Immerhin: Grädel geht inzwischen davon aus, dass es in Kloten derzeit keine Wohnung mehr gibt, hinter der Heiko S. steht.
Freunde vorgeschoben
Die Masche wird aber auch von anderen angewendet. Im Fall von Heiko S. war sie nicht immer offensichtlich. Mietete er anfänglich die Wohnungen selber, hat er zwischenzeitlich auch Bekannte oder seine Freundin als Mieter vorgeschoben. Bei den Prostituierten hat es sich meist um Frauen aus dem Ostblock gehandelt. Sie haben sich meist kooperativ verhalten, auch weil sie keine Probleme mit den Untersuchungsbehörden wollten.
Verhandlungsdatum unklar
Wann die Verhandlung vor dem Bezirksgericht Bülach nun stattfinden wird, ist noch unklar. Ein Ersatztermin ist noch nicht angesetzt worden. Unklar ist auch dessen Ausgang, denn Heiko S. behauptet, die Frauen seien lediglich bei ihm zu Besuch gewesen. In der Gerichtsverhandlung gilt es deshalb, dem 47-Jährigen nachzuweisen, dass die Frauen als Prostituierte gearbeitet haben. (Daniel Jaggi/ Screen: ls.)
*) Name der Red. bekannt