Im Teehüsli regt sich neues Leben

Erstellt von Lisa Maire |
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Eine Gruppe junger Zürcherinnen und Zürcher will das Teehüsli Hohenstein am Üetliberg aus seinem zweijährigen Dornröschenschlaf wecken. Doch dafür braucht es weitere finanzielle Unterstützung sowie tatkräftige Helferinnen und Helfer.

Der Spiel- und Grillplatz Hohenstein erfreut sich seit vielen Jahren grosser Beliebtheit bei der Stadtbevölkerung. Jung und Alt, Familien, Wanderlustige, Hündeler, Biker machen hier halt, bräteln, picknicken, geniessen die Natur, den Weitblick über die Stadt. Auch an diesem bissig kalten, sonnigen Samstag im November steigt Rauch von den Feuerstellen. Zahlreiche Ausflügler jeden Alters bevölkern den Platz. Die einen sind von der SZU-Station Ringlikon her bequem durch die reizvolle Sequoia-Allee herangepilgert, andere haben etwa den anspruchsvolleren Aufstieg vom Triemli hinter sich. Neben der ganzen Picknick-Fröhlichkeit macht das Teehüsli mit seinen geschlossenen Läden einen etwas verschämten Eindruck.

Doch dann kommen Martina Bee und Joel Flückiger, öffnen Türe und Fenster. Und schon stehen die Ersten mit freudigem Gesicht an der Theke und wollen wissen, ob hier endlich wieder etwas zu haben sei. So gehe es jedes Mal, wenn sie im Hüsli zu Gange seien, geben die beiden Gründungsmitglieder des neuen Vereins Teehüsli Hohenstein zu Protokoll. Doch auch diesmal müssen die interessierten Ausflügler auf das nächste Jahr vertröstet werden. Bee und Flückiger sind nur hier, um der Journalistin das Hüsli zu zeigen und von ihren Wiedereröffnungsplänen zu erzählen.

Kleines Haus, viel Potenzial

Bevor es losgehen kann, muss das kleine Haus nämlich noch baulich in Schuss gebracht werden. Es gebe zum Beispiel kleinere Feuchtigkeitsschäden, eine Mäuseplage erfordere eine bessere Abdichtung des Kellers, auch ein Neuanstrich sei
fällig, erklärt Flückiger, der Vereinspräsident. Zum Neustartprojekt gehört zudem eine Modernisierung der Innenausstattung. Heute verströmt die kleine Gästestube einen ziemlich angestaubten 50er-Jahre-Charme. Rüschchen hier, Gehäuseltes dort. Herzig soll das Stübli bleiben, aber doch einiges frischer daherkommen. «Wir haben da viele Ideen», lächelt Flückiger.

Die Projektinitianten sind überzeugt: Das Teehüsli hat viel Potenzial. Die Kindergartenlehrerin und angehende Gestaltungspädagogin aus Wiedikon und der Architekt aus Wipkingen schwärmen beide von diesem schönen, friedlichen und beliebten Standort hoch über dem Trubel der Stadt. «Hier ist alles so easy», meint Flückiger. Und wie kamen die Neueröffnungspläne zustande? Bee erzählt, sie hätten die Idee, das Teehüsli zu übernehmen, schon länger mit sich herumgetragen. Bei einem gemeinsamen Spaziergang am Üetliberg, mitten im Lockdown der ersten Corona-Welle, «waren dann plötzlich die nötige Triebkraft und die Musse da, um den Stein endgültig ins Rollen zu bringen». So nahmen die beiden Kontakt auf zu Grün Stadt Zürich, der Grundeigentümerin, gewannen Freunde und Freundinnen für eine aktive Mitarbeit dazu, verhandelten mit Tee-Produzenten, schrieben Stiftungen und Vereine für finanzielle Unterstützung an.

Oase über dem Stadttrubel

Ihr Projekt, so schwebt den Initianten vor, soll insgesamt «einfach ein freundlicher Ort» sein. Eine entschleunigte Alternative zur Hektik des Stadtalltags, ein szeneloser, offener Raum für alle Generationen, mit einem einfachen Getränke- und Küchenangebot. Dieses wird – ganz der alten Tradition geschuldet – alkoholfrei bleiben und möglichst aus regionaler und Schweizer Produktion stammen: Viele verschiedene Tees, Kaffee, Softgetränke. In einer späteren Phase seien zudem kleine Verkostungen angedacht sowie spezielle Events wie etwa Suppentage oder Teezeremonien mit Referaten. Dabei ist unter anderem auch eine Zusammenarbeit mit Restaurants gegen Food Waste geplant.

Bei der Gestaltung eines kostendeckenden Hüslibetriebs hat der Verein freie Hand. Bei der Stadt sei man sehr daran interessiert, dass sich wieder jemand um das Teehüsli kümmert, so ­Flückiger. Entsprechend konstruktiv verlaufe die Zusammenarbeit. Der Pacht­vertrag ist aufgesetzt, soll aber erst nach Abschluss der nötigen Instandstellungsarbeiten (finanziert von der Stadt) unterschrieben werden. Das Sozialdepartement der Stadt, der Verein «Pro Üetliberg» und die Stiftung «Alkoholfreies Volksheim zum Rosengarten Thalwil» haben bereits Startbeiträge überwiesen. Etwa für eine Beteiligung an der neuen Innenausstattung, für Kommunikationskosten (inklusive Webauftritt) und eine kleine Solaranlage, die das Teehüsli künftig mit Strom versorgen soll.

Spenden und Mitglieder gesucht

Trotzdem ist das nötige Startkapital noch nicht ganz zusammen: Es fehlen zurzeit etwa 16 000 Franken, rechnen die Initianten vor. Bisher besteht der Verein aus dem fünfköpfigen Kern der Gründungsmitglieder. Damit das Teehüsli aber wirklich wie geplant, bei guter Witterung nicht nur am Sonntag, sondern auch am Samstag, jeweils 10 bis 18 Uhr, geöffnet werden kann, sind weitere aktive Mitglieder vonnöten. Wer im Teehüsli arbeitet, muss allerdings zwei Stunden früher antraben. So viel Zeit ist nötig, um den Holzherd auf «Betriebstemperatur» zu heizen und die Wasserkanister im nahen Brunnen aufzufüllen. Das Projekt sei für sie eine Herzensangelegenheit, betonen die Initianten. Sie freuen sich über jeden Zustupf, über jedes Interesse und Mitwirken alter und neuer Teehüsli-Fans.

Verein Teehüsli Hohenstein;
Kontakt: hallo@teehuesli.ch.
Spendenkonto: Zürcher Kantonalbank,
IBAN CH80 0070 0114 8039 1194 9.