In der Holzklasse nach Zürich fahren

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Beim Jubiläum des «Goldküstenexpresses» erlebten Besucher die 125-jährige Geschichte der Bahn hautnah. Vor allem die Mitfahrt mit einem Dampfzug begeisterte die Gäste.

Alle Plätze waren belegt und der Dampfkessel eingeheizt, da blies der Kondukteur auch schon in die Pfeife. Somit war die Fahrt der Dampflokomotive nach Zürich vorbereitet. Der Andrang war so gross, dass die Passagiere selbst in der dritten Klasse um einen Platz auf den Holzbänken kämpften. Doch das schlimmste Los zog man mit der Holzklasse nicht, denn einige mussten sich mit den Stehplätzen auf dem Gepäckwagen begnügen. Dann kam der Zug ganz langsam ins Rollen.
Die Fenster konnten ohne Bedenken geöffnet werden, denn der Herrliberger Gemeindepräsident Gaudenz Schwitter versicherte an der Eröffnugszeremonie, dass dieses Mal keine Steine fliegen werden. So genoss man aus dem Fenster lehnend die Aussicht auf den Zürichsee und roch dabei den Dampf der Lokomotive. Die schöne Aussicht liess die harten Sitze der Holzklasse vergessen. Nach einem Halt in Küsnacht machte sich Zugkomposition des Dampfbahn-Verein Zürcher Oberland auf den Weg nach Tiefenbrunnen, wo Eisenbahnfans den Zug euphorisch empfingen.

Herrliberg geniesst Gastrecht
Das Jubiläumsfest der rechtsufrigen Zürichseebahn liess die Besucher hautnah in die Geschichte des «Goldküstenexpresses» eintauchen. Denn neben der Dampflokomotive durften die Gäste mit einem Retro-Zug aus den 50er-Jahren und dem modernen Neigezug FV-Dosto fahren. Die Züge waren sicher das Highlight des Festes, wobei die Gemeinden der Goldküste für das 125-Jahr-Jubiläum ein attraktives Rahmenprogramm boten.
Die Eröffnungsfeier organisierten ausgerechnet Herrliberg und Meilen. Vor 125 Jahren schossen wütende Herrliberger bei der Einweihung der Bahn noch Steine auf den Zug, weil die Gemeinde keinen Bahnhof erhielt. Stattdessen liegt dieser in Feldmeilen, rund 350 Meter von der Gemeindegrenze zu Herrliberg entfernt. In Meilen gewähre man dem Nachbarn aber gerne Asyl, wie der Gemeindepräsident Christoph Hiller bei seiner Eröffnungsrede sagt. Abgerundet wurde die Eröffnungszeremonie mit der Klangchronik «die Geschichte einer Bahnlinie im Spiegel der Zeit». Diese verband die Geschichte der Rechtsufrigen mit passender Musik und brachte die Besucher immer wieder zum Schmunzeln. (Yannick Schenkel)