In Dialog mit unserem Planeten treten

Erstellt von Elke Baumann |
Zurück

Ein künstlerisches Plädoyer zum Schutz der Erde und ihrer natürlichen Ressourcen: «Earth Beats» heisst die neue Ausstellung zur Eröffnung des Chipperfield-Baus. Mit der Schau greift das Kunsthaus Zürich die Debatte um den Klimawandel auf.

Die Landschaftsmalerei vergangener Jahrhunderte zeigt das sich wandelnde Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt, zeigt seine Ideen und Gefühle ­gegenüber der Natur und lässt Veränderungen in den sozialen Beziehungen erkennen. Wirtschaft, Städtebau, Philosophie, Mobilität, Technologie – «Mutter Erde» wird durch Menschenhand ­bedroht.

Mit 120 Werken vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart zeigt «Earth Beats» im Kunsthaus Zürich, wie Künstlerinnen und Künstler sich in ihren Arbeiten mit der bedrohten Natur und den von Menschen geschaffenen Eingriffen auseinandersetzen. Die Kuratorinnen Sandra Gianfreda und Cathérine Hug haben für den Parcours Werke zu den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft ausgewählt, die schon die alten Griechen für die Bausteine der Welt hielten. Die Exponate stammen aus der Kunsthaus-Sammlung und Leihgaben.

Durch die Ausstellung streifen
Der Weg zur Ausstellung führt in den zweiten Stock des Erweiterungsbaus von Architekt David Chipperfield. Mit Gemälden, Objekten, Fotografien, Filmen und Videos stehen Künstlerinnen und Künstler im Dialog mit dem blauen Planeten. Unterstützung bekommen sie von Hörstationen, Raumtexten und einem Katalog.

Robert Zünd, «Waldrand mit Schafherde» (1897). Zünd zählt zu den wichtigsten Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts. Sein Gemälde zeigen Naturnähe und Detailreichtum.
Albert Renger-Patzsch, Fotograf, steht für die Entdeckung der Industrielandschaft als künstlerisches Bildmotiv. «Fünf Kühe an der Ruhrmündung» (1936): hier fünf friedlich grasende Kühe, auf der ­gegenüberliegenden Seite des Ufers Lastkähne und sich in den Himmel reckende Industrieschlote.

Vom Künstlerduo Fischli/Weiss stammt aus der Werkserie Airport die Aufnahme «Pan Am» aus dem Jahr 1989. Schwere, metallische Körper auf dem Flughafen, dem Ort, an dem touristisches Wesen und unstillbarer Hunger nach der Ferne am klarsten zum Ausdruck kommen.

Bei Cornelia Hesse-Honegger begegnen wir der «Glasflügelwanze» (1989). Die naturwissenschaftliche Zeichnerin untersuchte, ein Jahr nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, über 16 000 gesammelte Insekten und fand bei ihnen ungleich lange Flügel, fehlende Teile, Verkürzungen in Fühlern sowie Veränderungen an Beinen und Füssen.

«Growing Hills» ist eine Installation der Klasse Bildnerisches Gestalten der Kantonsschule Wettingen (2021). Nach einem Modell der amerikanischen Künstlerin Vaughn Bell besteht die Arbeit aus Acrylglasbehältern, Erde, Pflanzen und Moosen. Steckt man seinen Kopf in einen der Glasbehälter, befindet man sich auf Augenhöhe mit den Pflanzen und teilt die gleiche reine Luft mit ihnen.

Glaziologen gehen davon aus, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts die meisten Gletscher der Alpen verschwunden sein werden. Das Video «Aletsch Negative» (2019) von Laurence Bonvin zeigt die Verwandlung von Eis in fliessendes Wasser.

Aus Plastikabfall wird Kunst
Unter den 46 Künstlerinnen und Künstlern befinden sich Ferdinand Hodler, Harald Naegeli, Félix Vallotton, Francesca Gabbiani, Conrad Meyer, Joseph Beuys und zu guter Letzt Anthony Cragg, der sich schon vor Jahren mit der Verschmutzung der Meere beschäftigt hat. Sein 1983 entstandenes Wandbild «Das grüne Blatt» besteht aus kleinen und kleinsten Teilen Plastikabfall aus dem Meer.

Die Ausstellung ist ein künstlerisches Plädoyer zum Schutz der Erde und ein Bilderbogen, in dem sorgfältig ausgewählte Exponate unsere Zeit widerspiegeln.

Ausstellung bis 6. Februar 2022: www.kunsthaus.ch