James Bonds «Goldfinger» in Gold geprägt

Erstellt von Jeanette Gerber |
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Eine 200-Seiten-Neuerscheinung mit Goldprägung beleuchtet die sechs Furka-Minuten im «Goldfinger»-James-Bond. Die Vernissage wurde zum grossen Schwelgen über jene legendären Tage im Juli 1964.

Für viele ist nach wie vor der Schotte Sean Connery der James Bond, obwohl bis heute insgesamt sechs Schauspieler den Agenten 007 mimten. Das triviale Image von James Bond: Er rettet die Welt, besitzt eine Lizenz zum Töten und beglückt die Frauen. «Goldfinger» war der dritte Teil der Bond-Filmreihe und löste weltweit ein James-Bond-Fieber aus. Am 25. Juli feierte das Idol Sean Connery seinen 90. Geburtstag; dies war ein schöner Anlass für die beiden Autoren Steffen Appel und Peter Wälti, das Buch «The Goldfinger Files» herauszugeben.

Sechs legendäre Minuten
Die Schweizer Sequenz der «Goldfinger»-Produktion wurde vom 5. bis 12. Juli 1964 mit einem Team aus 50 Mitarbeitern im Urserental gedreht und dauert im Film ziemlich genau sechs Minuten. Die Arbeiten fanden in aller Öffentlichkeit statt. Hotelpersonal und Anwohner wurden sogar Teil der Filmcrew. Diese Konstellation wäre heute undenkbar. Die Fotografen Hans Gerber von der Comet-Photo AG Zürich, Josef Ritler vom «Blick» und der deutsche Filmjournalist Erich Kocian begleiteten die Dreharbeiten und hielten den Verlauf mit ihren Kameras fest.
Der grossformatige, im Steidl-Verlag Göttingen erschienene Bildband mit Goldprägung und Goldschnitt umfasst 192 Seiten und beinhaltet 364 Fotos – professionelle Aufnahmen sowie private Schnappschüsse von Hotelpersonal und Touristen. Um diese Fotos zusammenzutragen, recherchierten Steffen Appel und Peter Wälty in Pressearchiven und bei Privaten. Aus dieser Vielzahl von Bildern ist in chronologischer Reihenfolge eine Art Daumenkino vom Dreh der alpinen Sequenz beim Rhonegletscher entstanden. Auch wurden die dazu passenden täglichen Call Sheets – Drehtagabläufe – im Original integriert.

Der Traum vom Aston Martin
Zur Vernissage des Buches eingeladen waren vor allem eingefleischte James-Bond-Fans. Der grösste unter ihnen ist sicher der Frankfurter Industrielle und Autor Steffen Appel. Nachdem er mit zwölf «Goldfinger» am Fernsehen sah, träumte er davon, diesen Boliden eines Tages sein Eigen zu nennen. Er hat sich seinen grössten Traum erfüllt: Seit sieben Jahren ist er stolzer Besitzer eines Aston Martin DB5, Baujahr 1965. Auf die Idee, ein Buch über «Goldfinger» herauszubringen, hatte ihn jedoch seine Frau Ines gebracht. Daraufhin tat er sich mit Peter Wälty zusammen, und so entstand das gemeinsame Werk. Peter Wälty war zuletzt Digitalchef der Blickgruppe und verantwortlich für den unlängst publizierten Bildband «Blick war dabei», der ebenfalls im Steidl-Verlag erschien.

Die Reifenhäcksler-Szene
Zu Beginn der Veranstaltung wurde die Filmsequenz am Furkapass vorgeführt: die Verfolgungsjagd zwischen Bonds Aston Martin und Tilly Mastersons Mustang, einschliesslich der Reifenhäcksel-Szene. Diese Szenen wurden inmitten des helvetischen Reduit-Terrains – eigentlich militärisches Sperrgebiet – gefilmt. Anschliessend wurde ein Ausschnitt aus der damaligen Filmwochenschau gezeigt.

Connery, humorloser Langweiler
Geladen waren auch die wenigen noch lebenden Zeitzeugen, die bei den Dreharbeiten zugegen waren. Moderatorin Susanne Hueber fragte sie nach ihren Erinnerungen. Gisela Blau war damals Journalistin bei der «Schweizer Illustrierten». Der Chefredaktor Werner Meier beauftragte sie, die Dreharbeiten mit Sean Connery während eines Tages zu begleiten, und teilte ihr den Fotografen Hans Gerber zu. «Er war einer der grossen Schweizer Fotoreporter dieser Zeit», sagte sie. «Leider ist er 2009 verstorben.» «Dieser erfahrene Teamkollege machte mir den Auftrag einfacher», so Blau. «Immerhin hatte ich als 22-jähriges Küken bei der ‹Schweizer Illustrierten› erst vier Jahre Redaktionserfahrung beim ‹St. Galler Tagblatt› hinter mir, ohne grosse Filmstars.» Daraus resultierte eine Reportage mit Titelbild in der «Schweizer Illustrierten», worin sie James Bond als humorlosen Langweiler betitelte. Darüber war sie sich mit Sean Connery einig. Dieser betonte, dass es ihn nervte, immer mit Bond verglichen zu werden. So ein kritischer Blick war in jener Zeit ziemlich gewagt, doch mutig.
Anwesend war auch der Basler Arzt Heinrich Stäbler, der zufällig bei seiner Mutter in Andermatt weilte. Da es Vorschrift war, dass immer ein Arzt die Filmcrew begleitete, wurde er angefragt. «Ich sagte zu und verdiente in diesen sieben Tagen mehr als sonst in drei Monaten als Arzt», erzählte er lächelnd.

Der legendäre Seppi Ritler
Der ebenso anwesende Reporter Josef Ritler war im Auftrag von «Blick» dabei. Ritler war 40 Jahre lang das Zentralschweizer Auge des «Blick». Ein weiterer Beteiligter war der Andermatter Erich Nager als Blumenkind. Er durfte damals als Statist in einer Kurve mit einem Alpenrosenstrauss posieren.
Zum Schluss sandte der Brite Norman Wanstall, Oscar-Gewinner für die besten Toneffekte, per Video eine rührende Grussbotschaft und gratulierte. Er bedauerte sehr, nicht dabei sein zu können, da die Schweiz auf der britischen Quarantäneliste stehe. Abgerundet wurde der Event mit Drinks – leider wurden keine Wodka Martinis serviert, weder gerührt noch geschüttelt.