Jungbrauer zügeln an den Hardplatz

Zurück

Die Brewdaz-Brauer haben genug von ihrem Brauwagen im Freien. Für ihre Idee einer eigenen Brauerei am Hardplatz haben die sieben Freunde nun erfolgreich Geld gesammelt. 

Ende November bläst ein steifer Wind durch Zürich, die Brache Guggach bildet da keine Ausnahme. Dort, auf dem offenen Areal den Elementen ausgesetzt, steht seit zwei Jahren der Brauwagen der Brewdaz. Hinter dem Verein stehen sieben Freunde, die sich mit der heimischen Lagerbier-Auswahl schwertaten und beschlossen, der Bierlandschaft eine eigene Note aufzudrücken. Und die Brewdaz – der Name ist eine verballhornte Kontraktion aus den englischen Wörtern für Brauen und Brüder – haben grosses vor: weg von Wind und Wetter, hin zu einer richtigen Brauerei am Hardplatz.

Was dafür bis anhin noch fehlte, war das Geld. Die Zürcher Bierliebhaberinnen und Bierliebhaber liessen sich aber nicht lumpen und verhalfen der Crowdfunding-Kampagne der Braubrüder noch vor Ablauf der gesetzten Frist zum Erfolg. Mit den 40 000 Franken aus der Kampagne und Geld aus dem eigenen Kässeli gründen die Mittzwanziger jetzt eine AG, mieten Räumlichkeiten am Hardplatz und schaffen Inventar an. Aus der Idee einer eigenen, richtigen Brauerei wird nun also Bierernst.

Auf das Bier gekommen

Begonnen hat das bierselige Unterfangen der Brewdaz da, wo viele solcher Ideen geboren werden: Beim Höck unter Freunden an einem lauen Spätsommerabend, damals waren sie noch zu fünft. Kim kam damals eben von einem Stage in einer peruanischen Brauerei zurück und betrieb selbst eine 20-Liter-Brauanlage. Das Bier, das die Freunde damals tranken, wollte nicht so richtig schmecken und für die Brache Guggach wurden gerade Leute mit interessanten Projekten gesucht.
Die Idee hat sich seither bewährt, aus fünf wurden sieben Freunde, und das Bier vom Bauwagen ist beliebt. «Dass unsere Idee bisher so gut funktioniert, liegt daran, dass wir alle Freunde sind, die aus den Vollen schöpfen können», ist Manoj überzeugt. «Das ist unsere Zauberformel.» Tatsächlich finden sich im Septett Schreiner, Polymechaniker und Kreativköpfe, was dazu führt, dass so ziemlich alles selbst gemacht werden kann. Als Braumeister und «Herzstück» des Vereins fungiert dabei Julian, der in der Brauerei am Hardplatz ein festes Pensum als Brauer erhalten wird. Momentan macht er seine Arbeit, genauso wie alle anderen der Brewdaz, unentgeltlich in Feierabend- und Wochenendarbeit.

In ihrer 120-Liter-Anlage können an einem Tag zwei Chargen Bier gebraut werden, an diesem kalten Novemberabend steht Julian bereits seit zehn Stunden am Braukessel. Sechs bewährte Biere haben die Jungbrauer in ihrem Repertoire, wobei sie immer wieder Neues ausprobieren. «Zuerst entsteht eine Vorstellung im Kopf, dann probieren wir aus», erklärt Julian.

Nie wieder Lagerbier

Heute köchelt er an einem IPA, eine Biersorte mit kräftigem Aroma. Vor der Fermentation schmeckt das Braugut allerdings noch ungewohnt süss. «Die Süsse verwandelt sich später in Alkohol, jetzt überdeckt sie noch die Bitterkeit», belehrt der Jungbrauer. Eigentlich hat Julian ein Geografiestudium abgeschlossen, während eines Aufenthalts in Frankreich hat er allerdings die facettenreiche Bierwelt für sich entdeckt: «Vorher habe ich noch versucht, den Geschmacksunterschied zwischen zwei Lagerbieren zu erkennen.» Getreu dem Schlachtruf «Nie mehr Lagerbier» ziehen die Brewdaz nun also aus, mit einer eigenen Brauerei das Stadtzürcher Bierbouquet zu bereichern. Eine Revolution wollen sie allerdings nicht anzetteln, eine Schwarze Null im Milchbüechli würde ihnen genügen.

Die Brauerei wird voraussichtlich im Mai nächsten Jahres eröffnet, dann möchten die Braubrüder als AG auch Konzerte und Events mit ihrem Bier beliefern. Momentan treten sie noch als Verein auf, mit ihrem Braugut dürfen sie darum nur die Vereinsmitglieder beglücken, die den kleinen Braukessel regelmässig staubtrocken zurücklassen. Die neue Anlage am Hardplatz wird 500 Liter fassen – vorerst: «Wenn uns auch dort das Bier durch die Finger rutscht, legen wir uns grössere Tanks zu», verspricht Julian. (Fabio Lüdi, Text und Foto)

Wer den Brewdaz unter die Arme greifen möchte, kann dies noch bis zum 16. Dezember tun, unter: wemakeit.com/projects/brewdaz oder www.brewdaz.ch.