Kandidierende stellen sich vor

Erstellt von Karin Steiner |
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Drei Kandidierende kämpfen im Schulkreis Uto ums Präsidium. An einem von ihren Parteien organisierten und sehr gut besuchten Zoom-Podium hatten sie Gelegenheit, sich der Wählerschaft vorzustellen.

Am 7. März wird eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für den zurücktretenden Präsidenten des Schulkreises Uto, Roberto Rodriguez, gewählt. Die SP möchte den Sitz mit Jacqueline Peter (54) verteidigen, doch diese hat ernst zu nehmende Konkurrenz durch Martin Schempp (GLP, 42) und Clemens Pachlatko (Grüne, 37). Dass alle drei das nötige Rüstzeug und viel Erfahrung im Schulwesen mitbringen, zeigte sich schon bei der Vorstellungsrunde, mit der das von den drei Parteien organisierte und von «Zürich 2»- und «Zürich West»-Redaktor Thomas Hoffmann moderierte Zoom-Podium eröffnet wurde: Jacqueline Peter ist Gymilehrerin, ist in der Lehrpersonenbildung tätig und politisch seit bald 20 Jahren in der SP aktiv. Martin Schempp arbeitet als Sozialpädagoge in der Kinderschutzgruppe des Kantonsspitals Aarau und verfügt über langjährige Erfahrung als Mitglied der Kreisschulbehörde Waidberg, und der ausgebildete Sekundarlehrer Clemens Pachlatko war sechs Jahre lang Schulleiter der Sekundarschule Aemtler.

Digitalisierung als Chance?

Die erste Frage, die Moderator Thomas Hoffmann an die Kandidierenden richtete, betraf die Vor- und die Nachteile der Digitalisierung an den Schulen, die in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie aktueller denn je geworden ist. «Digitalisierung ist heute überall», sagte Jacqueline Peter. «Die Kinder müssen lernen, damit umzugehen.» Nicht gut fände sie, dass die Jugendlichen an der Oberstufe eigene Geräte mitbringen müssen. «Das verringert die Chancengleichheit. Für Leute mit vielen Kindern ist das ein Problem.» Martin Schempp sieht in der Digitalisierung viele Chancen. «Wir müssen den Kindern aufzeigen, dass der Computer andere Möglichkeiten bietet als Gamen», sagte er. Seiner Meinung nach fehlt es in unserem Schulsystem an einer Plattform, auf der Schüler und Lehrpersonen mit­einander in Kontakt treten können. Clemens Pachlatko bemängelte die technische Ausrüstung an den Schulen. «Man musste von heute auf morgen einen grossen Sprung machen. Aber es war eine gute Erfahrung. Wichtig ist es, den Kindern aufzuzeigen, was gute und was schlechte News sind. Sie brauchen einen klar definierten Rahmen, in dem sie sich bewegen können.»

Tagesschule als Pflicht

Was könnte man verbessern, um die Attraktivität der Tagesschulen zu steigern und damit die Abmeldequoten zu verringern? So lautete die zweite Frage an die drei Kandidierenden. Diese waren sich alle einig, dass die Tagesschule eine gute Sache ist, aber Verbesserungspotenzial hat. «Die Tagesschule ist noch im Aufbau, die Lehrpersonen müssen sich in einer neuen Rolle finden», so Martin Schempp. «Die Eltern müssen wissen, dass ihre Kinder gut aufgehoben sind.» Clemens Pachlatko möchte, dass die Tagesschulen attraktiver werden. «Dazu gehört eine gesunde Ernährung ebenso wie Rückzugsorte und Sportmöglichkeiten für die Kinder und Jugendlichen. Auch Rituale und Regeln sind wichtig.» Wie ihre beiden Vorredner findet auch Jacqueline Peter die Mitwirkung von Eltern und Kindern bei der Gestaltung der Tagesschule wichtig. «Die Tagesschulen brauchen mehr Raum, auch für die Lehrpersonen.»

Es fehlt an Schulraum

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt – es fehlt überall an Schulraum. Wie soll das Problem gelöst werden? «Man muss in alle Richtungen denken und sich allenfalls in bestehende Häuser einmieten», findet Clemens Pachlatko. «So kann man auch Grünraum retten, der dadurch  nicht mit noch mehr Pavillons verstellt wird.» Dieser Meinung ist auch Jacqueline Peter. «Das Schul- und Sportdepartement hat zu spät reagiert. Es ist wichtig, dass auch die Schulpräsidien in die Planung einbezogen werden.» Martin Schempp bemängelt, dass viele Schulhäuser unter Denkmalschutz stehen würden, was eine bessere Nutzung behindert. «Ich bin skeptisch, Bürohochhäuser für den
Unterricht zu nutzen. Was ist mit den Pausen und den Turnstunden?»

Fragen aus dem Publikum

Am Ende der Veranstaltung hatten die über 50 Podiumszuschauerinnen und -zuschauer Gelegenheit, den drei Kandidierenden Fragen zu stellen. Die erste
betraf die Sonderschulzuweisung eines Kindergartenkindes. In diesem Punk waren sich alle einig: Ohne Gespräche mit allen Beteiligten sind keine Probleme zu lösen. Erst einmal brauche es eine Ab­klärung durch Fachpersonen, danach müsse der Fall mit den Lehrpersonen und den Eltern angeschaut werden.

Ein Podiumsteilnehmer fand, es müsse eine Ombudsstelle geschaffen werden für Eltern, die sich gegenüber der Schulbehörde machtlos fühlen. Jacqueline Peter wies darauf hin, dass die Stadt bereits eine Ombudsstelle habe, die auch für solche Anliegen zuständig sei. Martin Schempp würde eine solche Stelle grundsätzlich begrüssen. «Ich kann verstehen, dass es Leute gibt, die sich alleine gelassen fühlen. «Wenn es eine Ombudsstelle braucht, bedeutet das, dass zuvor in der Kommunikation etwas schiefgelaufen ist», sagte Pachlatko. «Aktuell würde ich sie auch begrüssen, denn Kommunikation ist ein Thema im Schulkreis.»

Kommunikation im Vordergrund

Was ist wichtig bei der Führung der Schulleitungen? So lautete eine weitere Frage an die Kandidierenden. «Jedes Schulhaus hat eine eigene Kultur», sagte Martin Schempp. «Der Schulpräsident sollte mit den Schulleitenden zusammensitzen und sie beim gemeinsamen Erreichen der Ziele unterstützen.» Auch Clemens Pachlatko betonte die Wichtigkeit einer klaren, transparenten Kommunikation und eines regelmässigen Austauschs zwischen Präsidium und Schulleitern.  Dieser Meinung ist auch Jacqueline Peter: «Die Schulleiter sind verantwortlich, dass sich die Lehrpersonen und die Schulkinder in der Schule wohl fühlen. Die Präsidentin ist die unterstützende Ansprechperson.»
Und wie sieht es aus mit Hausaufgaben? Sollen sie in der Tagesschule erledigt werden oder zu Hause? Ja, sie sollten vorwiegend in der Schule erledigt werden, sagen alle Kandidierenden. «Das ist auch ein Gebot der Chancengleichheit», so Jacqueline Peter. Und Clemens Pachlatko findet, dass Hausaufgaben ohne Hilfe der Eltern erledigt und individuell an das Können angepasst werden sollen.