Kanti Enge verfällt Schönheitswahn

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Damit jeder Ton und jede Bewegung sitzen, wird an der Kantonsschule Enge fleissig für das Musical «Beautiful» geprobt. Und das trotz Prüfungs- oder Organisationsstress.

Draussen trübte das stürmische Regenwetter die Stimmung, doch in der Aula der Kantonsschule Enge war man bei bester Laune. Nach einer kurzen Unterweisung durch Urs Albrecht, Regisseur des Musicals, ging es auch schon ans Werk. Jeder wusste, was zu tun war. So schoben die Schüler und Schülerinnen dort Schränke und da Kartonkisten auf der grossen, hölzernen Bühne an die richtigen Plätze. Natürlich handelte es sich hierbei noch nicht um das komplette Bühnenbild, das gibt es erst zu einem späteren Zeitpunkt zu bewundern. Auch die Kostüme, «in den Farben von Zuckermandeln», wie sie malerisch von Kostümbildnerin Barbara Bornhauser beschrieben worden waren, fehlten noch. Das bremste aber keineswegs den Elan der Jungschauspieler.

Unterdessen kümmerte sich Beat Dähler, der eigens Stücke für «‹Beautiful» komponiert hatte, um die Soundtechnik. Als Letztes stellte die illustre Truppe einen grossen Spiegel vor die Bühne. Ein wichtiges Requisit für das Musical, schliesslich widmet sich das Stück genau der Thematik um Körperkult und Schönheitswahn. Die Idee zum Thema des Musicals stammt von Regisseur Urs Albrecht. Der Autor Paul Steinmann brachte aber auch noch andere Ideen ins Spiel: «Wir hatten mehrere Themen zur Auswahl, ich drängte jedoch stets auf dieses. Denn das Problem der übertriebenen Selbstoptimierung entspricht dem heutigen Zeitgeist und ist in aller Munde», erklärt Albrecht. So verschreiben sich ein paar der Schüler im Musical vollkommen dem Körperkult und sind darauf bedacht, ihr Äusseres stehts zu optimieren. Zur selben Zeit sehen andere ihren Körper als ihre Privatsache und können dem ganzen Tumult um Selbstoptimierung nichts abgewinnen. Zwischen den beiden Extremen liegt schliesslich die Meinung einer dritten Gruppe, aus deren Reihen sich im Verlauf der Geschichte eine Intrige formiert. Eine Intrige, die den Selbstoptimierenden den Spiegel vorhalten soll.

Übung macht den Meister
Noch sitzt nicht jeder Schritt und jeder Ton perfekt, und doch sei man auf dem besten Weg. «Beim Durchlauf am Samstag hatte ich ein gutes Gefühl. Wenn die Szene einmal lief, dann lief sie durch», meinte Albrecht dazu. Und das, obwohl die Crew aus 23 Schülern und Schülerinnen einen schweren Verlust zu vermelden hatte: Ausgerechnet eine der Hauptfiguren fiel kurzfristig aus und musste nach bereits viermonatiger Probe ersetzt werden. Dennoch verlor die Theatertruppe nicht den Mut und ging nach diesem Rückschlag sogleich wieder eifrig zurück ans Werk. Und es hat sich wohl gelohnt, denn von dieser Unsicherheit ist während der Probe nur noch wenig zu spüren. Als für eine Szene schliesslich das Lied «Hip to be square» der Band Huey Lewis & the News ertönte, hielt auch Sarah Wettstein-Pfister, die Choreografin, nichts mehr auf dem Regieplatz. Sie erklomm gleich selbst die Bühne und zeigte den Jungschauspielern die Tanzschritte vor. «Die Choreo ist nicht immer ganz einfach, doch die Schüler prägen sie sich relativ schnell ein. Sie sind noch jung, darum fällt es ihnen leichter. Sie machen es wirklich gut.», findet Wettstein-Pfister.

Ein besonderes Erlebnis
Die Schüler und Schülerinnen, die für das Musical ein Casting durchliefen, haben momentan nebst den Proben auch noch wichtige Prüfungen zu bestreiten. So sah man, wie sich einige während der Pause konzentriert in Schulunterlagen vertieften. Auch der organisatorische Aufwand für das Musical sei riesig, bestätigt Produktionsleiter Martin Buschbeck. Trotz allem gehöre die Umsetzung «der Königsdisziplin der Theaterkünste» zur Tradition der Kantonsschule Enge. «Ein Musical holt die Leute auf so vielen Kanälen ab. Und auch für die Schüler und Schülerinnen ist es ein Erlebnis», ist Albrecht überzeugt. Die Begeisterung der Schüler und Schülerinnen war jedenfalls an der Probe spürbar.

Tickets für die beiden öffentlichen Vorführungen gibt es noch. Geeignet seien sie für alle, die sich einen Abend lang in eine «junge und farbenfrohe Welt» entführen lassen wollen.

Samstag, 3. Februar, und Mittwoch, 7. Februar, 20 Uhr, Aula der Kantonsschule
Enge, Steinentischstrasse 10. Mehr Informationen und Ticketreservation unter:
www.ken.ch/musical