Keine Festung und doch «angriffsfest»

Erstellt von Lisa Maire |
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Nach drei Jahren Bauzeit ist der Neubau für die Kriminalabteilung der Stadtpolizei im Kreis 5 abgeschlossen. Bei einem Medienrundgang gab es erste Einblicke in Architektur und Betrieb des Polizeibaus, der von Januar bis April 2022 gestaffelt bezogen wird.

Mit seinen grosszügigen Fensterflächen und dem «Pocket-Park»-Grün entlang des Mühlewegs macht das neue Polizeigebäude einen nicht weniger freundlichen Eindruck als die benachbarten Büro- und Gewerbebauten. «Wir wollten einen gewissen Öffentlichkeitscharakter erhalten», sagte Hochbauvorsteher André Odermatt an der Medienführung. Das heisst: Der sechsgeschossige Polizeibau hinter der Hochschule der Künste und entlang der wichtigen Langsamverkehrsachse Mühleweg sollte nicht abschottend – «nicht wie eine Festung» – wirken.

Auch für «Grosslagen» gewappnet

Im 82-Millionen-Neubau – 2018 von der Stimmbevölkerung abgesegnet – werden die bisher auf mehrere Standorte verteilten Organisationseinheiten der Kriminalabteilung zusammengeführt. Die Zentralisierung schaffe mehr Effizienz und Synergien bei den Arbeitsprozessen, betonte Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart. Weiterer Pluspunkt: Mit der Zusammen­legung fallen mehrere Millionen Franken für Fremdmieten weg. Auch DanielBlumer, Kommandant der Stadtpolizei, gab sich feierlich: «Wir sind weltweit die einzige Gemeindepolizei, die ein eigenes Kripo-Gebäude erhalten hat», sagte er.

Insgesamt stehen in dem sechsgeschossigen Betonbau 370 Arbeitsplätze zur Verfügung – für Ermittlungs- und Fahndungsdienste, Kriminaldauerdienst, Leitung und Administration. Im Erdgeschoss sind unter anderem die Räume für Polizeieinsätze und die Erfassung mit «Abstandsräumen», die Leitstelle mit 24-Stunden-Dienst, die Räume des Kommissariats Prävention sowie zwölf Arrestzellen angeordnet. Drei weitere Zellen für grössere Gruppen gibt es in der Tiefgarage. Bei «Grosslagen» wie Fussballspielen oder Demos könnte man «bis zu 140 Leute gleichzeitig behandeln», so der ­ Stapo-Kommandant.

Kürzere Wege, grössere Sicherheit

«Grosslagen» nicht mitgezählt, rechnet die Stadtpolizei mit mindestens 3000 Arrestantinnen und Arrestanten jährlich. Die meisten von ihnen bleiben hier allenfalls ein paar Stunden, während im Schnitt etwa 700 Personen in Untersuchungs- und Sicherheitshaft müssen. Das heisst, sie werden künftig zu festgelegten Zeiten ins kantonale Polizei- und Justizzentrum (PJZ) transportiert, das ebenfalls im April 2022 in Betrieb gehen soll. Der letzte Verhafteten-Shuttle findet jeweils um Mitternacht statt. Nur wer später «reingenommen» wird, muss die rest­liche Nacht in einer der Arrestzellen am Mühleweg verbringen.

So transparent der Polizeibau von aussen erscheinen mag: Im Innern hat Sicherheit höchste Priorität. Das Gebäude sei «angriffsfest», betonte Blumer. Sicherheitsglas, durchgängige Videoüberwachung, Schleusen, Fluchtsicherungen an den Zellentüren sind nur einige Beispiele, auf die beim Rundgang hingewiesen wurde. Nicht zuletzt führen kürzere und entflochtene, kollusionsfreie Wege zwischen den Bereichen zu mehr Sicherheit. «Wir müssen mit den Verhafteten nicht mehr durchs ganze Haus laufen», erklärte Christoph Zeltner von der Kriminalpolizei.

Der Rundgang durch die oberen Etagen, wo sich vor allem Büros, Räume für Einvernahmen, Sitzungszimmer sowie Lager- und Archivräume befinden, führt hinauf bis zum Attikageschoss mit Cafeteria, Terrasse und Vortragssaal. Unterwegs wird das architektonisch beeindruckende Herzstück des Betonbaus sichtbar: der Lichthof mit seinen runden Fenstern zu den Sitzungszimmern hin. Auf jeder Etage gibt es hier einen offenen Pausenbereich. Treffpunkte für den persönlichen Austausch – «auch das ist neu für uns», sagte Zeltner. Der Kripo-Kadermann, im Projektteam für die anspruchsvolle Betriebsplanung mitverantwortlich, hält zudem fest: Hinsichtlich der Abläufe im neuen Arbeitsumfeld müssen die Detektivinnen und Detektive noch geschult werden. Zeltner schlägt sogar Kurse zum Reinfahren in den Fahrzeugbereich im Erdgeschoss vor. Die Einfahrt sei nämlich «e chli eng».

Christoph Zeltner von der Kripo demonstriert eine Gegenüberstellung vor dem Polizeispiegel. Bild Lisa Maire