Klus-Park-Bewohnerinnen geben Einblick

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Seit Kurzem lädt das Alterszentrum Klus Park an die Fotoausstellung «Spurensuche» von Gabor Kiss ein. Bewohner und Bewohnerinnen gaben an der Vernissage im persönlichen Gespräch Einblick in ihr reiches Leben.

Über dem weit geöffneten, schmiedeeisernen Tor leuchtete einem bereits das Banner entgegen und lud zur Ausstellung. Im kleinen, einfachen Vorraum der Klus Park Kapelle wurde man dann von regem Treiben begrüsst. Gabor Kiss rückte gerade ein letztes Mal seine Bilder ins rechte Licht, denn die ersten Besucher kamen an. Viele unter ihnen zählten zu den Porträtierten. Sie kamen herein und bestaunten die Werke. Manche ein wenig kritisch, andere mit einem Lächeln im Gesicht. Fast so, als ob sich die Fotografien in den Gesichtern der Besucher spiegelten. Es sind Momentaufnahmen, im Gespräch entstanden, manche eher nachdenklich, andere heiter.

Von gelebtem Leben und gehüteter Erinnerung
13 Bewohner und Bewohnerinnen porträtierte Gabor Kiss für die Ausstellung. An drei Nachmittagen im August lauschte er den Geschichten aus ihren reichen Leben und versuchte dabei die Eindrücke bildlich festzuhalten. Für die Ausstellung wurden jeweils zwei Bilder ausgewählt. Auf dem einen Bild ist eine Porträtaufnahme zu sehen, auf dem anderen ein Motiv, welches etwas Persönliches über die jeweilige Person aussagt.
Eine der Porträtierten ist Bärbel Vogt, deren zweites Bild eine Ansammlung von Büchern zeigt. Auf die Frage, was das genau zu bedeuten habe, zog sie stolz ein winziges Heftlein hervor, ein Märchen. «Dieses Büchlein ist 75 Jahre alt», meinte sie dazu. Es war ihr erstes Märchenbuch und der Start einer grossen Sammelleidenschaft. An Märchen fasziniere sie vor allem das Mystische. Das Weitererzählen der Geschichten mache ihr ebenso grosse Freude.
Auch Viktor Maier, ein anderer Bewohner, sprach von seiner Sammelleidenschaft: «Ich habe sicher 80 verschiedene Elefantenfiguren in der Vitrine in meinem Zimmer. Sie gefallen mir einfach.» Auf dem Bild ist deswegen ein kleines Exemplar davon zu sehen, auf dem Schoss eines Buddhas. «Ich bin nicht Buddhist, aber als ich vor 40 Jahren mit meiner Frau der Limmat entlang schlenderte, stach mir diese wunderschöne Figur im Schaufenster eines Teeladens sofort ins Auge. Ich erstand sie. Sie ist etwas ganz Besonderes mit ihrem prächtigen Gewand.»

Keine einfache Übung
Es sind solche und andere Geschichten, die sich ein Besucher der Ausstellung vielleicht beim Betrachten eines der Bilder ausmalt. Auf einen erklärenden Begleittext wurde gänzlich verzichtet, die Aufnahmen sollen für sich sprechen.
Die Idee zur Ausstellung kam Gabor Kiss und Susanne Lüssi, Heimleiterin des Klus Parks, beim gemeinsamen Mittagessen. Aus einer Schnapsidee sei ein ganz tolles Projekt entstanden. «Nachdem wir die Idee erörtert hatten, habe ich zuerst im Heim nachgefragt, wer sich denn für eine Teilnahme interessiere. Tatsächlich meldeten sich einige bei mir. Nun bin ich zutiefst beeindruckt und berührt, was am Ende daraus entstanden ist», so Susanne Lüssi bei ihrer Ansprache zur Ausstellungseröffnung.
Der Weg hin zur Fotografie gestaltete sich allerdings nicht immer ganz so einfach, denn die Porträtierten hatten nicht alle Erfahrung vor der Kamera. Zuerst musste Vertrauen gefasst werden, in den neugierigen Fotografen. «Ich wollte die Bewohner in ihrem persönlichen Umfeld fotografieren, nicht in einem Studio. Die Fotos sollten ja aus dem Gespräch heraus entstehen. Am Anfang liefen diese Gespräche noch ein wenig harzig, mit der Zeit wurden aber lockere Unterhaltungen daraus.», meinte Gabor Kiss dazu. Was nach der Ausstellung mit den Bildern geschieht, überlässt er den Porträtierten. Allerdings wäre Kiss gegenüber einer Wanderausstellung in anderen Heimen auch nicht abgeneigt, sollte denn Interesse daran bestehen. (Sibylle Ledergerber)