Heute morgen bekamen die Mitglieder der Baugenossenschaft Letten dicke Post, nachdem schon vor gut einem Monat über finanzielle Unregelmässigkeiten auf der Geschäftsstelle informiert wurde. Jetzt ist nach einer externen Untersuchung klar: "Die BGL wurde massiv geschädigt, Mitarbeitende auf der Geschäftsstelle der BGL haben Ihre Position zu ihrem eigenen Vorteil ausgenutzt. Vor diesem Hintergrund hat der Vorstand zwei Arbeitsverhältnisse per sofort aufgelöst – es handelt sich um dasjenige zum Geschäftsführer und dasjenige zur Assistentin der Geschäftsführung. Bei einem weiteren Kadermitarbeiter hat sich der Anfangsverdacht bisher nicht erhärtet. Zu klären ist noch die Rolle eines ehemaligen Vorstandsmitglieds", schreibt der BGL-Vorstand. Die laufende Überprüfung habe mehrere Pflichtverletzungen ans Licht gebracht. So habe der Zwischenbericht gezeigt, "dass der Geschäftsführer und die Assistentin unrechtmässig Leistungen zulasten der BGL bezogen haben. Die Schadenssumme beläuft sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt auf mehrere Hunderttausend Franken."
Mauschelei rund um Assistentin
Laut dem Schreiben "konnte innerhalb der Untersuchung nachgewiesen werden, dass die Assistentin zwei Jahre vor ihrem Stellenantritt bereits Lohn bezogen hatte, ohne für die BGL zu arbeiten. Ebenso wurden ihr bereits zwei Jahre vor Stellenantritt Pensionskasseneinkäufe von der BGL einbezahlt, obgleich hierfür keine Rechtsgrundlage ersichtlich ist." Gemäss Kompetenzregeln der BGL sei für solche Zahlungen der Geschäftsführer verantwortlich. Auch er haabe ausserordentliche Pensionskassenbeiträge erhalten, wobei auch hierfür keine Rechtsgrundlage ersichtlich ist. Wie die Untersuchung weiter zeigt, habe er mit Geldern der BGL eine Ausbildung eines Familienmitglieds bezahlt, wobei zu diesem Zweck auch Rechnungen manipuliert wurden. Mit Geldern der BGL wurden zudem Leistungen einer externen Firma im Privathaushalt des Geschäftsführers bezahlt, wobei es auch hier zu Manipulationen von Rechnungsbelegen gekommen sei.
Die weiteren Untersuchungen betreffen laut dem Schreiben etwa "den Kauf diverser Produkte und Dienstleistungen zulasten der BGL, oder auch um teilweise hohe Zahlungen an einzelne externe Unternehmer und Dienstleister, wobei die reellen Gegenleistungen hierfür unklar sind und darum nun vertieft abgeklärt werden müssen.".
Mehrere Millionen Schaden?
Wie geht es nun weiter? Der Brief zeichnet ein düsteres Bild: "Der potentielle Gesamtschaden für die BGL könnte sich auf mehrere Millionen Franken belaufen. Die BGL wartet nun das Ergebnis der Untersuchung ab. Die notwendigen zivil- und strafrechtlichen Schritte werden zum gegebenen Zeitpunkt eingeleitet. Wir versichern Ihnen, dass wir alles daran setzen werden, dass der BGL die Gelder, die ihr unrechtmässig entzogen wurden, zurückerstattet werden. Wir werden die Aufarbeitung konsequent weiterverfolgen und alle notwendigen Massnahmen einleiten, damit sich ein ähnlicher Fall nicht wiederholen kann."
Der Fall scheint eine Dimension anzunehmen, der einmalig ist in der Genossenschaftsszene. Aufräumen wollen nun die Vorstandsmitglieder Ruedi Thoma, Daniela Milanese und Lukas Oesch, welche den Brief unterzeichnet haben. (red./ Foto: zvg.)