Koala-Nachwuchs entdeckt sein Gehege

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Vom pinken «Böhnchen» zum Mini-Koala: Zum ersten Mal hat es im Zoo Zürich Nachwuchs bei den Koalas gegeben. Nach mehreren Monaten gut verborgen im Beutel seiner Mutter Pippa zeigt sich das Koala-Baby nun auch den Besucherinnen und Besuchern.

Mit rund sieben Monaten zeigt sich das kleine Jungtier im Zoo Zürich immer häufiger den Besucherinnen und Besuchern. Jedoch verbringt es auch noch viel Zeit im Beutel seiner Mutter Pippa. «Wie alle Beuteltiere haben auch Koalas ein interessantes, auf uns häufig fremdartig wirkendes Fortpflanzungsverhalten», schreibt der Zoo Zürich in einer Mitteilung.

Weibliche Koalas sind nach etwa zwei Jahren geschlechtsreif und können dann bis zu einem Alter von zehn bis zwölf Jahren jedes Jahr ein Jungtier bekommen. Männliche Koalas sind schon mit eineinhalb Jahren geschlechtsreif, werden aber von älteren, dominanteren Männchen während der Paarungszeit von den Weibchen ferngehalten. Dies ändert sich erst, wenn sie mit etwa vier Jahren selbst dominant werden.

Die Paarung ist meist kurz und löst bei den Weibchen den Eisprung aus. Interessant dabei ist die Anatomie der Geschlechtsteile der Koalas. Koalamännchen haben einen gespaltenen Penis – das heisst mit zwei «Köpfen» –, Koalaweibchen drei Vaginas und zwei Gebärmütter. Das ist gemäss Zoo von aussen allerdings nicht erkennbar.

Blind und ohne Ohren geboren
Nach einer Tragezeit von nur 34 bis 36 Tagen wird das Jungtier geboren. Bei der Geburt ist das sogenannte Joey nur gerade zwei Zentimeter gross und wiegt weniger als ein Gramm. Der ganze Körper ist noch stark unterentwickelt, wobei das Jungtier nackt, blind und ohne Ohren auf die Welt kommt. Nur der Geruchssinn sowie die Arme sind schon weiterentwickelt. Dies hilft dem Neugeborenen, seinen Weg in den Beutel der Mutter zu finden. Einmal angekommen, saugt sich das Koala-Baby an einer Zitze fest und verbringt die nächsten sechs Monate dort. Während dieser Zeit entwickelt sich der kleine Körper weiter, die Augen und Ohren werden ausgebildet und das Fell wächst. Nach etwa sechs Monaten schaut das Jungtier dann zum ersten Mal aus dem Beutel. In dieser Zeit findet auch ein Übergang von Muttermilch auf Eukalyptusblätter statt. Dazu frisst das Jungtier den sogenannten «Pap», einen speziellen Kot der Mutter, der im Blinddarm produziert wird. Dieser erhält alle notwendigen Darmbakterien, die das Jungtier für die Verdauung der pflanzlichen Nahrung braucht. In den folgenden drei Monaten wird das Jungtier immer mutiger und verlässt den Beutel häufiger. Während es vorerst auf dem Bauch der Mutter herumkriecht, erkundet es später auch den Rücken und den Kopf der Mutter. Mit etwa neun Monaten geht es nicht mehr in den Beutel. Wenn die Mutter sich bewegt, klammert sich das Jungtier an den Rücken der Mutter. Nach weiteren zwei bis drei Monaten ist das Jungtier selbstständig. Zur selben Zeit beginnt die nächste Paarungszeit und die Mutter ist wieder empfängnisbereit.

Neben Pippa und ihrem Jungtier, dessen Geschlecht noch nicht bestimmt werden konnte, lebt noch das Weibchen Maisy im Zoo Zürich. Die Männchen Mikey und Milo starben im Dezember 2019 und März 2020 durch einen bei Koalas weitverbreiteten Virus. Ein bestimmter Typus eines Retrovirus hat sich dauerhaft im Erbgut der Koalas eingenistet. Bei einer massenhaften Vermehrung des Virus wird das Immunsystem geschwächt und es kommt zu Folgeerkrankungen. Leider gibt es im Moment keine Möglichkeit einer Heilung. Durch dieses Virus sind auch unsere Weibchen Pippa und Maisy gefährdet, da auch sie das Koala-Retrovirus in sich tragen.

Stabile Population aufbauen
Der Zuchterfolg im Zoo ist umso wichtiger, da es in den europäischen Zoos nicht viele Jungtiere gibt. Bei etwas über vierzig Koalas, die in europäischen Zoos gehalten werden, wird jedes Jahr nur eine Handvoll Jungtiere geboren. Pippas Jungtier kann dazu beitragen, eine stabile Population in europäischen Zoos aufzubauen.

Der Zoo engagiert sich auch vor Ort in Australien für Beuteltiere, etwa für den Schutz des Beutelteufels, auch Tasmanischer Teufel genannt. Auf dem australischen Festland lebt dieser heute nur noch in Zuchtzentren und Zoos. Ziel der Zuchtbemühungen ist es, die Tiere längerfristig wieder auszuwildern. (pd.)